Stuttgart ist die Hauptstadt der Bildergeschichten. Spiderman, Batman, Iron Man und ihre wundersamen Kollegen kommen von hier. Dagobert Duck hat unverkennbar schwäbische Wurzeln. Nun knüpft ein Festival an diese Tradition an.

Stuttgart - Es ist ja nicht so, dass es in dieser Stadt eine Bildstörung gibt. Im Gegenteil. Stuttgart mag das Gezeichnete, gerade wieder zu erleben beim Trickfilm-Festival, dem Branchentreff schlechthin. Am Wochenende werden 40 000 zur Comic Con in die Landesmesse strömen, um die Popkultur mit ihren Spielarten Comic, Filme und Serien zu feiern – und um Richard Dean Anderson zu sehen, den original und einzigen „MacGyver“. Sie erinnern sich? Das war dieser Ami mit dem Vokuhila, der mit einer Büroklammer Atombomben entschärfte. Für 70 Euro kann man sich mit ihm fotografieren lassen, für 399 Euro mit ihm essen gehen. Wobei man vorsichtig sein muss, er nutzt Schokolade gerne zum Stopfen von Löchern in Gastanks und dichtet zerschossene Kühler mit Eiern ab.

 

Superhelden kommen aus Stuttgart

Maßgeblich beteiligt am Entwickeln dieser Messe war übrigens der Stuttgarter Verlag Panini, deutsche Heimat der Marvel-Superhelden wie Spiderman, Black Panther, X-Men, Iron Man und all ihrer wunderkräftigen Kollegen, die gerade die Leinwände weltweit beherrschen. Mit Zwerchfell in Stuttgart und Cross Cult in Ludwigsburg haben zwei weitere rührige Comicverlage ihren Sitz in der Region. Doch einen Fachhandel für den Verkauf von Bildergeschichten gibt es abseits von Buchläden nach dem Ableben von Heinzelmännchen in der Gloria-Passage und Karstadts World of Comics nicht mehr. Pardon, gab es nicht. Denn Julia Rein und ihr Mann Frank Preissinger haben im Super Ju Ju an der Eberhardstraße 3 neben Schönem, Kunst- und Blödsinnigem auch Comics im Angebot. Ein ausgesuchtes und mittlerweile reichhaltiges Angebot. Damit nicht genug. Nun veranstalten sie mit der Illustratorin Sarah Chand vom 19. bis 21. Juli die Stuttgarter Comic-Tage mit Ausstellungen, etwa im Rathaus, Workshops und Lesungen. Dabei sind die Lokalmatadore Yi Luo, Sheree Domingo, und Andre Lux mit seinem „Egon Forever“. Lux’ Strichmännchen scheuen sich übrigens nicht, Schwäbisch zu schwätzen – und haben es damit bis nach New York geschafft. Gell, do glotzsch!

Die Ducks wurden nach Berlin verkauft

Damit sind sie in guter Gesellschaft. Dagobert Duck ist ein rechter Entaklemmer vom Stamme Geiz, so einer kann nur Schwabe sein. Seine deutsche Heimat war logischerweise auch 35 Jahre lang das Filderdorf Stetten. Dort war der Sitz des Ehapa-Verlags, von dort kamen die Bildergeschichten von Micky Maus, den Ducks & Co. 2001 entführten sie böse Manager vom Schlage Klaas Klevers mitsamt dem Verlag nach Berlin. Doch er fährt immer noch einen Daimler, mit echt schwäbischem Watschelmotor. Da wundert es auch nicht, dass den Duck-Zeichner schlechthin, Carl Barks, seine erste Reise ins Ausland nach Stuttgart führte. Im Alter von 93 Jahren besuchte der Amerikaner 1994 den Verlag in Stetten, eröffnete eine Ausstellung mit seinen Ölgemälden von der Sippe Duck und wurde vom damaligen Oberbürgermeister Manfred Rommel begrüßt. 1942 hatte Barks seine erste Geschichte mit Donald gezeichnet und geschrieben. Und er erfand Figuren wie Dagobert, die Panzerknacker oder den Erfinder Gyro Gearloose, dem die famose Übersetzerin Erika Fuchs den Namen Daniel Düsentrieb gab und ihm in den Mund legte: „Dem Inscheniör ist nichts zu schwör.“ Unverkennbar ist Düsentrieb ein Schwabe. Oder wer sonst würde ein butterloses Butterbrot erfinden?