Nach langer Planungszeit und vielen Pannen rücken nun endlich die Bagger an. Die Mieter für das Einkaufszentrum sind Dm, Expert und die Supermarktkette Hit.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bietigheim-Bissingen - Aus Sicht der Stadtverwaltung von Bietigheim-Bissingen könnte man sagen: Was länge währt, wird endlich gut. In dieser Woche hat nämlich der Bau des über Jahre mit vielen Hindernissen geplanten Einkaufszentrums in den Mühlwiesen offiziell begonnen. Damit kommt ein Vorhaben zum Abschluss, das schon seit 2012 geplant ist. So soll nun allen Unkenrufen zum Trotz, dass das Fachmarktzentrum an der B27 womöglich niemals komme, es in einem Jahr eröffnen.

Auch die Mieter sind mittlerweile kein Geheimnis mehr: einziehen werden die Drogeriekette dm, der Elektrofachmarkt Expert sowie die Supermarktkette Hit der Siegenburger Dohle-Handelsgruppe.

Ein Hektar, 120 Arbeitsplätze

Zusammen sollen die drei Mieter nicht weniger als 120 Arbeitsplätze in dem insgesamt einen Hektar großen Areal schaffen. Auf einer Fläche von 2900 Quadratmetern soll der Lebensmittelvollsortimenter Hit im Erdgeschoss unterkommen, im ersten Stock soll es 900 Quadratmeter für dm und 2100 Quadratmeter für den Elektrofachmarkt geben. Außerdem sind knapp 170 Parkplätze geplant.

Bereits jetzt verhindert ein Kreisverkehr, dass die Besucher das Einkaufszentrums über die Straße der benachbarten Feuerwehr anfahren müssen – auch das war in der Vergangenheit kritisiert worden.

Vier Millionen Euro für das Grundstück

Entwickelt wird das Areal zwischen Feuerwehr, der Firma Bessey und der B27 von der holländischen Firma Ten Brinke. Vier Millionen Euro bezahlte sie der Stadt für die Fläche. Außerdem kümmert sie sich um die Vermarktung der Flächen, sprich die Mieter. Die Stadt sieht in dem Angebot eine Ergänzung dessen, was ihre Bürger in der Innenstadt bereits kaufen können. Denn eine Studie hatte ergeben, dass den Bewohnern in der Bietigheimer Altstadt vor allem Geschäfte aus den Bereichen hochwertige Lebensmittel, Elektronik sowie Drogeriebedarf fehlen.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass Nachbar-Kommunen wie Besigheim, Markgröningen und Freiberg/Neckar über die Pläne klagten: Das Fachmarktzentrum würde sich schlecht auf das Geschäft des Einzelhandels in ihren Städten auswirken. Aus deren Sicht wird mit dem Bau nun eben nicht alles gut.

Dabei sah es lange so aus, als würde es kein Mühlwiesenzentrum geben: Am ursprünglich geplanten Standort, jenseits der B27, standen keine Flächen zur Verfügung. Jetzt liegt das Areal nahe der Enz, die auch gerne mal über die Ufer tritt. Außerdem sprang beim ersten Anlauf der Investor ab, weil er nicht genügend Einzelhändler für sein Konzept finden konnte. Der Knackpunkt lag vor allem beim gewünschten Elektrofachmarkt: Hier sei die Konkurrenz der Branche durch Online-Angebote zu groß, hieß es.

Entscheidende Rolle in einem Rechtsstreit

Das Mühlwiesenzentrum spielte auch in einem Rechtsstreit der Stadt mit Gewerbetreibenden eine entscheidende Rolle: Ende 2012 verlor die Stadt einen Prozess vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim, in dem es darum ging, ob sich Einzelhandel außerhalb der Innenstadt ansiedeln darf. Die Stadt meinte nein und argumentierte mit einem Drei-Zentren-Konzept, womit der Einzelhandel in den Ortskernen geschützt werde. Der VGH und später auch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig akzeptierten das nicht, auch weil die Stadt das Zentrum Bietigheims eigens für das Mühlwiesenzentrum ausgeweitet hatte.

Gebaut wird das Einkaufszentrum nun von der Münchner Niederlassung des Architekten- und Ingenieurbüros ATP. Eine hochwertige, repräsentative Fassade aus Metall soll nach Westen hin zur B27 zeigen, der Eingang für die Kunden hingegen soll im Osten sein.