In Herrenberg entsteht ein Park für Jung und Alt. Er darf aber weniger kosten als ursprünglich geplant.

Herrenberg - Stefan Kraus ist hin und hergerissen. Einerseits sei es schade, dass in Herrenberg nun eine abgespeckte Version des geplanten Freizeitparks in Angriff genommen werde, sagt der Leiter des Amts für Technik, Umwelt und Grün bei der Stadt Herrenberg. Mit dieser müssten sich die Herrenberger nun zufrieden geben. Etliche Bürger hatten sich gegen die Pläne der Stadt gewandt, fünf alte Spielplätze als Bauland zu vermarkten, um mit dem Erlös den Park zu finanzieren. Andererseits sollen mit der Freizeitanlage die Bedürfnisse der Jugendlichen erfüllt werden, sich dort austoben zu können und zu chillen – abzuhängen, wie es im Jugendjargon heißt. Sie seien von den Plänen angetan, sagt Kraus. Es sei im Kreis ziemlich einmalig, „dass die Jugendlichen beim Bau mithelfen wollen“.

 

Bürger durften mitplanen

Den ursprünglich geplanten großen Wurf wird es also nicht geben. „Wir hatten zum Beispiel Sinnesgärten für Senioren vorgesehen, in denen sich besonders Demenzkranke wohlfühlen“, erläutert Kraus. Ein klassischer Kinderspielplatz mit Sandkasten fällt weg, außerdem wird auf Schaukeln für Jung und Alt verzichtet. Die Bürger, die mitplanen durften, hatten sich auch eine Outdoor-Küche gewünscht, um unter freiem Himmel zu brutzeln und zu backen. „Manches können wir vielleicht noch später bauen“, sagt Kraus.

Statt auf 28 500 Quadratmetern soll der Park nun auf 16 000 Quadratmetern errichtet werden. Er wird dann auch nicht fast zwei Millionen Euro kosten, sondern lediglich 840 000 Euro mit allem Drum und Dran. In der Summe sind die Kosten der Planung und für den Tüv enthalten. Der muss die Anlage mitsamt den Spielgeräten genehmigen, bevor sie in Betrieb genommen werden kann.

Auch einen WLAN-Anschluss soll es geben

„Wir wollen den Jugendlichen eine hohe Aufenthaltsqualität bieten“, sagt der Chefplaner. Der Freizeitpark soll gegenüber dem Naturfreibad im Gebiet Längenholz vom nächsten Sommer an gebaut werden. Laut Kraus ist an so ziemlich alles gedacht worden. Es gibt einen Bikepark mit einem Rundkurs, ein Kleinspielfeld für Sportarten wie Fußball, Handball und Basketball, zwei Grillplätze sowie Klettergeräte, Spieltürme, Seilbahnen, eine Schaukelanlage und einen Wasserlauf mit Sand für die Kinder. Der Knüller soll aber ein so genannter Chill-Container werden mit Hängematten, wo die Jugendlichen unter sich sein können. Und natürlich gehört auch ein WLAN-Anschluss dazu.

Ein Willkommensbereich wird das nahe gelegene Naturfreibad mit dem neuen Freizeitgelände im Längenholz verbinden. Dort sollen Märkte und Veranstaltungen abgehalten werden können. Wegen der Hanglage besteht die Möglichkeit, Sitztreppen zu bauen. Zudem ist eine größere Fläche für einen Garten vorgesehen, der nicht nur ein Refugium für Flora und Fauna werden soll. In ihm können auch die Bürgerinnen und Bürger Sträucher und Bäume pflanzen sowie Gemüse anbauen – und auch ernten: zum Beispiel Beeren, Äpfel, Kohl, Tomaten.

Paten sollen sich um den Park kümmern

„Im gesamten Gebiet soll die geplante Versiegelung der Landschaft durch Wege und Plätze möglichst auf ein Minimum beschränkt werden“, sagt Stefan Kraus. Weil die Anlage im Süden direkt an den Grünzug des Gutleutgrabens grenzt, müssen dort die Vorschriften des Wasser- und Naturschutzes berücksichtigt werden.

Die jährlichen Unterhaltskosten werden mit 135 000 Euro veranschlagt und sollen durch den Einsatz von ehrenamtlichen Platzpaten noch verringert werden. Sie sehen auf dem Gelände nach dem Rechten, verrichten kleinere Arbeiten und sorgen für die Müllbeseitigung. „In Herrenberg freuen sich schon alle auf die Eröffnung“, sagt Kraus. Doch werde das wohl erst im Jahr 2020 der Fall sein.

Protest gegen den Verkauf von Spielplatzflächen

Spielplätze
: Die Stadt schreibt seit Jahren die Planung der Spielflächen fort, im Jahr 2012 wurde ein Kostenplan aufgestellt. Für neue Spielplätze wurden 625 000 Euro vorgesehen, für die Sanierung alter Anlagen 450 000 Euro. Die Kosten für die Bepflanzung und sanitäre Anlagen wurden mit 300 000 Euro kalkuliert.

Freizeitpark
: Für die Planer ist diese Freizeitanlage ein Teil der Spielplatzkonzeption. Um den Park zu finanzieren, schlugen sie vor, fünf alte Spielplätze zu schließen und diese städtischen Flächen zu verkaufen. Dafür sollten andere Spielplätze vergrößert und besser ausgestattet werden. Den Eltern und Kindern wurde zugemutet, ein paar Minuten Fußweg mehr zum nächsten Spielplatz zurückzulegen. Damit waren sie aber nicht einverstanden und protestierten dagegen. Die Verwaltung lenkte ein und nahm von ihren Verkaufsplänen Abstand. Stattdessen kann nun nur ein kleinerer Freizeitpark gebaut werden.