Das Museum Hegel-Haus ist seit wenigen Tagen wieder mit neuem Konzept geöffnet. Das lockt am Samstag viele Interessierte an. Wer allerdings ohne Voranmeldung kommt, muss an diesem Tag auf die Ausstellung verzichten.

Stuttgart - Dass seit Donnerstag das Museum Hegel-Haus wieder zugänglich ist und die Ausstellung mit einem neuen Konzept auch „Hegel-Anfänger“ erreichen möchte, hat sich in den vergangenen Tagen offensichtlich herumgesprochen. Vor lauter Begeisterung über den 250. Geburtstag des Stuttgarter Philosophen und die Wiedereröffnung von Hegels Geburtshaus in der Eberhardstraße 53 scheint aber so manch einer das Kleingedruckte übersehen zu haben. Denn coronabedingt dürfen sich bis auf Weiteres nur jeweils neun Besucher gleichzeitig während eines Zeitfensters von je eineinhalb Stunden in den Räumen des Museums aufhalten. Wer das Hegel-Haus besuchen will, muss sich vorab über die Internetseite des Stadtpalais‘ registrieren.

 

So bleibt Stefan Stegmaier, der am Samstagnachmittag am Museumseingang die Besucher empfängt, nichts anderes übrig, als viele Interessierte ohne Anmeldung abzuweisen: „Leider ist das Haus im Moment schon voll“, muss er den Enttäuschten mitteilen. Die Reaktion einer älteren Dame, die hoffnungsvoll, aber letztlich vergeblich um Einlass bittet, ist daraufhin fast schon wieder philosophisch: „Wir können“, meint sie höflich, aber bestimmt, „auch ohne Hegel ganz gut leben.“

Auch für Neulinge geeignet

Vermutlich stimmt das. Verpasst hat die Dame nach Ansicht vieler dennoch etwas. Denn, was man im neuen Museum Hegel-Haus erleben kann, scheint zu gefallen: Die beiden Tübinger Studenten Benjamin Weinhold und Frederick Straten zeigten sich jedenfalls nach ihrem Rundgang durch die drei Stockwerke positiv überrascht: „Klein, aber fein, und wirklich gut kuratiert“, meint der Medizinstudent Straten. „Ich finde, dass das Museum sowohl für Leute geeignet ist, die sich mit Hegel schon beschäftigt haben, als auch für diejenigen, die noch nichts wissen.“

Für eben die ist, bevor es oben im ersten und zweiten Stockwerk in die philosophische Tiefe geht, die Multimediainstallation „Hegel für Anfänger“ im Erdgeschoss gedacht. Eigentlich. Denn ausgerechnet am ersten Museumssamstag streikt am Nachmittag die Technik und die Videoleinwände bleiben schwarz. Hier werden sonst die Besucher von den beiden Schauspielern Walter Sittler und Nina Siewert virtuell in Hegels Welt eingeführt. Wie mit unsichtbarer Hand soll man außerdem in dem abgedunkelten Raum steuern können, was einige Stuttgarter Prominente über den großen Philosophen zu sagen haben. Leider funktioniert aber auch das selbst dann noch nicht richtig, als nach ein paar Stunden per Ferndiagnose aus München das Multimedia-Problem behoben scheint.

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Von solchen Kinderkrankheiten des neu konzipierten Museums lassen sich die meisten Hegel-Fans freilich nicht stören. Auch nicht eine Gruppe aus Stuttgart, die das erste Wochenende nach der Öffnung nützt, um eine gebuchte Führung durch Hegels Geburtshaus zu absolvieren. Nach einem Blick auf das äußere des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert, bei dem die Gruppe nebenbei einiges über die Familie des Philosophen erfährt, beginnt die Führung dann eben direkt in der Dauerausstellung im ersten Obergeschoss.

Dort, in den Ausstellungsräumen, steht auch Christian Klotz, der, wie er sagt, zwar „sehr angetan ist“, aber auch einräumt, dass die Ausstellung demjenigen mehr zu sagen hat, der Vorkenntnisse mitbringt. Begeistert zeigt sich der Stuttgarter von den technischen Möglichkeiten, die die Schau bietet. „Am besten ist, wenn man sich erst einmal alles anschaut und sich in einem zweiten Durchgang dann den vielen Touchscreens widmet.“ Schade, dass auch dort an manchen Stellen noch der Wurm drin ist: So können die möglicherweise erhellenden Interviews mit drei aktuellen Philosophen zwar angesehen, aber nicht angehört werden: Aus Gründen des Infektionsschutzes, erfährt man auf Nachfrage, wurden die Kopfhörer abmontiert.

Neue Erkenntnisse

Kurt-Jürgen Maaß ist aus dem Kreis Böblingen angereist, um die neue Ausstellung zu besuchen: Er hat sich mit Hegel beschäftigt und weiß, „wie extrem schwierig der Philosoph zu verstehen ist“. Das Gezeigte, meint er, sei „zwar sehr knapp und kompakt“, aber es findet sich nach Meinung des älteren Herrn dennoch viel Interessantes auch für Hegel-Kenner: Die auf beweglichen Tafeln angebrachten Zeitzeugenkommentare habe er mit Gewinn gelesen. „Auch die Definitionen wichtiger Begriffe aus Hegels Philosophie sind hilfreich.“

Vielleicht kann auch der Escape-Room im zweiten Obergeschoss zum Verständnis von Hegels komplexen Gedankengängen beitragen. Wer weiß. Am Samstag wollte allerdings niemand ausprobieren, ob im diffusen Schein der Öllämpchen, die die Spieler mit in den dunklen Raum nehmen müssen, auch Hegel-Anfängern ein Licht aufgeht.