Auf einer Brache auf dem Fasanenhof soll ein Heim entstehen mit Platz für 321 Asylsuchende. Auch die alten Pavillons der Fasanenhofschule sollen 80 Flüchtlinge beherbergen.

Fasanenhof - Glaubte man den Gerüchten, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Stadt die Fläche im Südwesten des Fasanenhofs für die Flüchtlingsunterbringung heranziehen würde. Das Areal am Ehrlichweg, auf dem früher einige ungenutzte und halbverfallene Grundschulpavillons standen, die dann letztlich im vergangenen Jahr auch abgerissen wurden, bot sich ja geradezu an. Freie städtische Flächen von dieser Größe sind rar in Stuttgart. Und so überraschte es am vergangenen Mittwoch tatsächlich nicht, als der Oberbürgermeister Fritz Kuhn verkündete, die Stadt werde dort ein neues Wohnheim errichten.

 

Entschieden ist das rein formal noch nicht. Erst muss noch der Gemeinderat Ende Oktober zustimmen, und zuvor soll auch der Möhringer Bezirksbeirat gehört werden. Doch ist schwer vorstellbar, dass die Brache nicht für die Asylsuchenden genutzt wird. Zu groß ist der Flüchtlingszustrom derzeit. Mussten 2014 rund 2600 Menschen untergebracht werden, könnten es Ende 2015 bereits 6500 sein und Ende 2016 sogar 13 700. Die Verwaltung arbeite im Krisenmodus, meinte Kuhn am Mittwoch. Entsprechend ist der Standort auf dem Fasanenhof auch nur einer von insgesamt neun Vorschlägen im gesamten Stadtgebiet. Weitere Unterkünfte sind zum Beispiel in Birkach und Degerloch geplant.

Das Heim dürfte im Herbst 2016 fertig sein

Zum Einsatz sollen die bekannten Systembauten kommen, die bereits vielerorts in Stuttgart errichtet werden. Diese werden von der SWSG gebaut, sind zweistöckig und quasi von der Stange. Am Lautlinger Weg in Möhringen etwa steht bereits ein solches Heim, vor Kurzem wurde es durch einen dritten Gebäuderiegel erweitert. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Plätze von 159 auf 243. Auf dem Fasanenhof sollen sogar vier Gebäude entstehen für 321 Flüchtlinge. Von Seiten der Stadt heißt es, dass diese aufgrund der Standardisierung innerhalb von zehn Monaten gebaut werden können. Als Fertigstellungstermin steht deshalb Herbst 2016 im Raum. In Stein gemeißelt sind diese Zahlen aber noch nicht.

Wie schnell gehandelt werden muss, zeigt sich auch daran, dass die alten Pavillons der Fasanenhofschule ebenfalls für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden sollen. Die Räume stehen ohnehin leer und wurden bereits geräumt. Bis zu 80 Asylsuchende sollen dort kurzfristig einquartiert werden. Bis es soweit ist, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Denn in den Pavillons fehlen noch die nötigen Sanitäranlagen und eine Küche, heißt es von Seiten der Stadt. Die Unterbringung in der Schule soll nur eine Übergangslösung sein. Wenn das Wohnheim am Ehrlichweg fertig ist, sollen die Flüchtlinge dort einziehen.

Derzeit gibt es Platz für 550 Flüchtlinge

Ohnehin ist vieles unklar. So ist auf dem Areal das Jugendrotkreuz beheimatet. Dieses habe die Zusicherung, dass es nicht tangiert sei, weil am Rand des Geländes beheimatet, heißt es. Die Ankündigung, dort ein Wohnheim zu errichten, fällt aber auch mitten in das Vorhaben, in direkter Nachbarschaft nachzuverdichten. Fünf Wohnungsbaugesellschaften – namentlich die Flöwo, die GWF-Wohnungsgenossenschaft, die Baugenossenschaft Friedenau, die Postbaugenossenschaft und die VdK-Baugenossenschaft – hatten sich zusammengetan, um dort rund 100 neue Wohnungen zu erstellen. In anderthalb Wochen sollte mit einer Auftaktveranstaltung eine breit angelegte Bürgerbeteiligung beginnen. Dabei sollte es auch darum gehen, wie mit besagter freier Fläche umzugehen sei. Wünsche waren etwa, dort eine Kita oder einen Spielplatz unterzubringen.

Die Stadt schweigt zu den Konsequenzen. Und auch die Flüwo, die dort von allen Genossenschaften am meisten bauen will, war zu keiner Stellungnahme bereit. Das Unternehmen mit Sitz in Degerloch war von der Entwicklung überrascht worden.

Damit wird sich der Zahl der in Möhringen und Vaihingen in verschiedenen Unterkünften untergebrachten Flüchtlinge auf rund 1350 erhöhen. Derzeit stehen im Verbreitungsgebiet der Filder-Zeitung etwa 550 Plätze zur Verfügung. Bereits im Juni war beschlossen worden, darüber hinaus in Möhringen und Vaihingen zwei neue Heime zu errichten. Ihr Bau hat noch nicht begonnen. Nun kommen die Systembauten auf dem Fasanenhof dazu.