Bei Apples neuem Flaggschiff füllt der Bildschirm fast die ganze Frontseite aus und der Fingerabdruck-Scanner wurde durch die Gesichtserkennung abgelöst. Apples neues Smartphone-Flaggschiff ist schick, teils innovativ – aber auch teuer.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Cupertino - Zehn Jahre nach der Präsentation des ersten iPhones hat Apple-Chef Tim Cook mit dem iPhone X Apples neues Flaggschiff vorgestellt. „Das ist die Zukunft des Smartphones“, sagte er bei der Präsentation in Apples neuem Firmensitz in Cupertino – und zu den Mitarbeitern gewandt: „Ich glaube, Steve wäre stolz auf Sie.“ Sechs Jahre nach dem Tod des Firmengründers Steve Jobs hat Apple mit dem iPhone X – die Lateinische Zahl für zehn – ein Smartphone produziert, das sich von den Vorgängermodellen weitaus stärker als in den Vorjahren unterscheidet. Der Bildschirm des Handys füllt mit einer Diagonalen von 5,8 Zoll fast die komplette Vorderseite – ähnlich wie es die Konkurrenten Huawei und LG auch für ihre Modelle anbieten. Mit dem XL-Display entfällt der für Apple typische Home-Button für das Hauptmenü. Dieses erreicht man jetzt mit einer Wischbewegung. Der Bildschirm hat eine weiter entwickelte Oled-Technik für besonders starke Kontraste an Bord, die auch andere Hersteller anbieten.

 

Apple will aber vor allem mit der Gesichtserkennung punkten. Mit ihr lässt sich, anstelle des Fingerabdrucksensors, das Handy entsperren – sogar im Dunkeln, wie Marketingchef Phil Schiller betonte. Dabei vermessen Sensoren mit Hilfe von Tausenden Punkten das Gesicht dreidimensional und gleichen es bei jeder Nutzung ab. Auch Samsung hat eine Gesichtserkennung, sie gilt aber als nicht sicher. Apple behauptet, dass die Gesichtserkennung weitaus sicherer sei als der aktuelle Fingerabdrucksensor. Sie soll auch als Identifikation beim Zahlen an der Supermarktkasse mit Apples Bezahlsystem Apple Pay funktionieren.

Emojis nehmen die Mimik der Nutzer an

Die Gesichtserkennung wird auch für kleine Tricks genutzt. So lässt sich mit ihr in Echtzeit die eigene Mimik auf Emojis wie Füchse oder Hunde übertragen und in Chats einbinden. Die Nutzer können sich auch virtuelle Masken aufsetzen lassen. Für die nötige Rechenleistung sorgt eine neue Chip-Generation, die den Namen A11 Bionic trägt. Das neue iPhone hat eine duale Kamera und soll auch bei schlechten Lichtverhältnissen scharfe Bilder machen – dabei hilft auch der Einsatz künstlicher Intelligenz.

Das iPhone X kann zudem kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel. Günstig ist das Gerät nicht: Es kostet ab 1149 Euro und soll ab dem 3. November ausgeliefert werden.

Außerdem stellte Apple die weiterentwickelten Versionen des aktuellen iPhones 7 vor, die iPhone 8 und iPhone 8 Plus heißen. Sie haben ein ähnliches Design wie die Vorgängermodelle mit einem Glasgehäuse auch auf der Rückseite. Der Fingerabdrucksensor befindet sich auf dem Bildschirm. Die iPhone-8-Varianten haben besonders lichtstarke Kameras und leistungsfähige Chips an Bord. Außerdem lassen sich in das Kamerabild zusätzliche Informationen einblenden – auch erweiterte Realität oder Augmented Reality genannt. Das iPhone 8 liegt im Preis ungefähr wie die bisherigen Modelle und kommt im September auf dem Markt.

Mit Apples Computeruhr kann man jetzt direkt telefonieren

Als weitere Neuerung macht Apple seine Computer-Uhr mit einem Mobilfunk-Anschluss unabhängiger vom iPhone. Die dritte Generation der vor rund zweieinhalb Jahren gestarteten Apple Watch kann nun direkt ins LTE-Datennetz gehen. Wie erwartet wurde auch die neue Version der Fernsehbox Apple TV vorgestellt, die schärfere Videobilder in 4K-Auflösung unterstützt.

Apples Erfolg ist mit dem des iPhones eng verflochten. Das Smartphone macht mehr als die Hälfte der Umsätze und geschätzt die Hälfte der Gewinnmarge aus und damit weit mehr als Apples Tablet, PC oder Computeruhr. Das Unternehmen ist beim Absatz wie Marktführer Samsung stark unter Druck geraten. Vor allem die chinesischen Hersteller holen mit Riesenschritten auf. So hat Huawei zuletzt bei den weltweiten Verkaufszahlen fast zu Apple aufgeschlossen. Chinas Vorzeigekonzern konnte in den vergangenen Jahren zulegen, während bei Apple und Samsung die Absatzzahlen sanken. Noch dynamischer ist das Wachstum von Oppo, Vivo und Xiaomi. In China haben sie Apple wie auch Samsung bereits überflügelt.