Der Kreis sendet beim Nahverkehrskonzept versöhnliche Signale an die Kommunen. Um Mehrkosten werden sie wohl nicht herumkommen.

Filder - Die negative Stellungnahme war schon vorbereitet, wird nun aber doch nicht ans Landratsamt verschickt werden: Bei der Neuordnung des Nahverkehrsplans kommt der Landkreis Esslingen den Kommunen offenbar entgegen, nachdem die in dieser Frage eng kooperierenden Filder-Städte eindeutige Signale ins Neckartal gesandt haben. Die Vorstellung, nur noch ein Basisangebot – das auf den Fildern im Schnitt um 50 Prozent hinter dem bestehenden Fahrplan zurückblieb – voll zu finanzieren, hat der Finanzausschuss des Kreistags hinter verschlossenen Türen offenbar gekippt.

 

Leinfelden-Echterdingens Bürgermeister Alexander Ludwig überraschte am Dienstag den Verwaltungs-, Finanz- und Sozialausschuss (VKS) des Gemeinderats mit einer aktuellen Mitteilung aus Esslingen. Der zufolge wolle der Kreis nicht nur das Basisangebot zu 100 Prozent tragen, sondern auch die Kosten für das derzeit laufende Busangebot schultern. Neue Linien oder Sonderwünsche sollen – so der Vorschlag – der Kreis und die Kommunen zu jeweils 50 Prozent finanzieren.

Ausgleich über die Kreisumlage

Kompensation über die Kreisumlage?

„Das ist so formuliert, dass man sich relativ beschenkt fühlt“, sagte Bürgermeister Ludwig, goss aber postwendend Wasser in den Wein: Als Ausgleich für die beim Kreis auflaufenden höheren Kosten sei an eine Erhöhung der von den Kommunen zu zahlende Kreisumlage gedacht. Auf die Stadt Leinfelden-Echterdingen kommen deshalb durch den neuen Nahverkehrsplan voraussichtlich Mehrkosten in Höhe von bis zu 380 000 Euro pro Jahr zu. Die bisherigen Beiträge in Höhe von 155 000 Euro seien darin nicht enthalten.

Unklar ist aber, wie hoch die Kosten tatsächlich sein werden. Das will der Bürgermeister nun schnell ermitteln lassen. Spätestens am 14. November muss L.-E. seine Stellungnahme zur Finanzierung beim Kreis einreichen. Für Erstaunen sorgte unter den Stadträten die Information, dass es keine Zahlen zur Auslastung der Buslinien gibt – weder für einzelne Linien noch für die Wochenenden. Der Verkehrs und Tarifverbund Stuttgart (VVS) könne selbstverständlich auf Anfrage den Kommunen Zahlen zur Auslastung einzelner Linien liefern, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber unserer Zeitung. Bei einer Besprechung im Landratsamt sei es diesbezüglich offenbar zu einem Missverständnis gekommen.

L.-E. wünscht Verlängerung der Linie 35 bis Musberg

Zu möglichen Änderungen bei den einzelnen Buslinien will die L.-E. seine Stellungnahme Ende des Monats fertig haben. So spricht sich L.-E. gegen eine Ausdünnung der Linie 35 aus, über die sowohl die Filderklinik als auch das Kreiskrankenhaus in Ruit zu erreichen sind. L.-E. wünscht sich eine Verlängerung des 35ers nach Musberg und kann sich eine Zusammenlegung mit der Linie 36 vorstellen.

Angeregt wird von L.-E., den aus Esslingen kommenden Messebus (Linie 122) zur Erschließung der Gewerbegebiete Zaunacker (Echterdingen) und Sielminger Straße (Stetten) zu verlängern. Die Linie 806 steht nach Inbetriebnahme der Stadtbahn zum Flughafen offenbar auf der Kippe.

700 000 Euro sind vom Tisch

700 000 Euro sind vom Tisch

Erleichterung war auch in Filderstadt zu spüren. Dort hatte Bürgermeister Reinhard Molt in der Sitzung des Finanzausschusses am Montag von der neuen Tendenz beim Landkreis berichtet, an der Finanzierung des aktuellen Status quo nicht zu rütteln. Die ursprüngliche Idee, nur noch den Basisverkehr zu bezahlen, hätte die Stadt Filderstadt etwa 700 000 Euro im Jahr gekostet, um die aktuelle Zahl der Verbindungen zu halten. Im Vergleich dazu schießt die Stadtkasse aktuell circa 250 000 Euro zu. „Das wäre nicht gegangen“, sagte der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Jan-Stefan Blessing. Zudem wolle man den ÖPNV in Zukunft weiter moderat stärken, wie Blessing sagte. Wie stark Filderstadts Kasse beim neuen Modell belastet wird, ist noch unklar.

Die Fortschreibung des Nahverkehrsplans könnte, sofern sie vom Kreistag in der vorliegenden Form beschlossen wird, von 2019 an auch Verbesserungen für Filderstadt bringen. So würde sich etwa der Takt bei der Buslinie 37 verdichten. Momentan sind werktags 35 Fahrten im Plan, samstags 19 und sonntags 18. In Zukunft ist werktags ein Halbstundentakt geplant, was sechs zusätzlichen Fahrten entspricht. Samstags und sonntags sollen 25 beziehungsweise 21 Touren auf dem Fahrplan stehen, was zu den verkehrsstarken Zeiten einen Halbstunden- und sonst Stundentakt bedeutet.

Sonntags im Stundentakt

Auf der Linie 809 kämen sonntags zu den zurzeit elf Fahrten weitere fünf dazu, sodass in diesem Fall stündlich ein Bus fährt. Zudem soll die Linie 829 nach Waldenbuch (wir berichteten) als Wunsch der Stadt in den Nahverkehrsplan aufgenommen werden. Diese zusätzlichen Fahren wird nach jetzigem Stand der Dinge der Kreis zur Hälfte bezahlen, den Rest übernimmt die Kommune. Blessing hofft darauf, dass aus der Tendenz Gewissheit wird und der Kreistag bei der entsprechenden Sitzung im Dezember die jetzige Linie beibehält.