Die Kosten laufen aus dem Ruder: Mit zielgerichteten Angeboten und einem modernen Buchungskonzept soll der Betrieb wirtschaftlicher werden – außerdem hofft man auf Zuschüsse vom Bund für die Sanierung.

Waldenbuch - Mehr als 500 Anrufe, 390 Online-Anfragen, Fernsehkameras am Beckenrand – das Hallenbad zum Mieten hat Wellen geschlagen. Während der Osterferien konnten Familien die städtische Schwimmhalle in Waldenbuch für jeweils 90 Minuten zum Preis von 150 Euro buchen. Mit der großen Resonanz hatte das Bäderteam nicht gerechnet. „Wir haben das Buchungsportal um Mitternacht freigeschaltet. Um 7.15 Uhr waren alle Termine vergeben“, erzählt Roland Eckardt. Seitdem stehen die Telefone nicht mehr still. „Uns erreichen nach wie vor Anfragen, auch aus München, Hessen oder vom Bodensee“, berichtet der Betriebsleiter des Bads.

 

Um die Warteliste weiter abzuarbeiten, soll das Projekt in den Pfingstferien wiederholt werden. Die Kommune denkt derweil schon weiter. Sie will die Erfahrungen mit dem Miet-Modell nutzen, um das städtische Hallenbad fit für die Zukunft zu machen. Der Bürgermeister Michael Lutz hat schon genaue Vorstellungen: „Wir sollten die Angebote stärker auf klar definierte Zielgruppen ausrichten.“

Bürgermeister sieht viel Potenzial im Hallenbad

Wie die neue Strategie aussehen soll, erklärte er im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. Grundlage für das Konzept bietet eine Stundentafel, in die Angebote hineingeplant werden können. Das sind zum einen die Schwimmkurse. „Nach Corona werden wir hier einen gewaltigen Rückstau sehen“, prognostiziert der Schultes. Aber auch Meerjungfrauen-Schwimmen, Ergotherapie, die Belegung durch Vereine, Kurse wie Aquajogging und Aquastep oder die Buchung des Bads für eine private Geburtstagsfeier sind denkbar.

„Wir haben viel Potenzial, das entwickelt werden kann“, bekräftigte er. Dabei soll auch die Digitalisierung eine Rolle spielen. „Eintritte und Pakete können auf diesem Weg ganz unkompliziert von zuhause gebucht und bezahlt werden“, erklärte Michael Lutz. 25 000 Euro für ein neues Kassen- und Buchungssystem haben die Stadträte bereits freigegeben.

Spontane Badegäste müssen Kompromisse eingehen

Wie der Spagat zwischen den Bedürfnissen der traditionellen Badegäste und den fest gebuchten Modulen gelingen kann, müssen die kommenden Monate zeigen. In den Sommerferien wird erstmals mit einem Modell-Stundenplan gestartet, in dem die offenen Badezeiten bereits reduziert sind. „Wer das Bad spontan nutzen möchte, wird mehr Kompromisse eingehen müssen“, betonte Michael Lutz.

Der Schultes kann die Sorge um liebgewonnene Gewohnheiten verstehen, letztlich aber sieht er sich in der Pflicht, den Badebetrieb wirtschaftlicher zu gestalten. 425 000 Euro musste die Kommune im vergangenen Jahr zuschießen. Der Kämmerer Werner Kiedaisch hat nachgerechnet: „Mit 138 Euro pro Stunde würde das Bad kostendeckend arbeiten. Über den normalen Schwimmbetrieb fließen derzeit aber nur 27 Euro pro Stunde in die Kasse.“

Die Sanierung kostet mehrere Millionen

Die Bilanz könnte sich weiter verschlechtern, wenn in den nächsten Jahren die geplanten Sanierungsarbeiten am inzwischen 47 Jahre alten Hallenbad umgesetzt werden. „Wir rechnen mit Investitionen von etwa acht Millionen Euro“, gab der Bürgermeister zu bedenken.

Eine Finanzspritze vom Bund könnte helfen. Doch die Fördermittel gibt es nur, wenn die Stadt mit einem zukunftsfähigen Konzept für die Waldenbucher Schwimm-Oase überzeugt, das neue Ansätze in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur bietet und zur sozialen Integration im Quartier beiträgt.