Nach einem Jahr Aufschub sollte in diesem Herbst ein Konzept vorliegen, das den Grundsatzbeschluss möglich macht. Jetzt aber wird es mindestens bis Frühjahr dauern, ehe die Neuinterpretation des alten Kommunalen Kinos greifbar wird. Aber auch Schlimmeres ist nicht ausgeschlossen.

Stuttgart - Der Weg zum Bau eines Film- und Medienhauses in Stuttgart wird noch länger und schwieriger als gedacht. Die Grundsatzentscheidung im Gemeinderat, die im Herbst 2017 um ein Jahr verschoben werden musste, wird sich erneut verzögern. Ein tragfähiges Konzept, über das man abstimmen könnte, kann den Stadträten nun nicht vor Frühjahr 2019 vorliegen, hat Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU) jetzt unserer Zeitung gesagt. Wenn überhaupt.

 

Der angestrebte Standort auf dem Grundstück des Breuninger-Parkhauses sei nach seiner Einschätzung immer noch nicht gesichert, sagte Mayer wie schon Ende Januar. Er schließt auch das Scheitern dieser Standortwahl nicht aus. „Es wäre sehr bedauerlich, wenn wir aus der Kurve fliegen sollten“, sagt der Bürgermeister. In diesem Fall könnte man auch nicht einfach auf Alternativen aus dem Standortsuchlauf in den Jahren 2015 und 2016 zurückgreifen. Dort habe sich seither manches geändert. „Es wäre dann ein neuer Suchlauf nötig“, sagt Mayer. Die technischen Ämter der Stadtverwaltung wollen in den nächsten Wochen noch genauer prüfen, welche Eingriffe in den Boden möglich wären, wenn man nach dem Abriss des Breuninger-Parkhauses eine neue Tiefgarage bauen möchte. Die Sache ist verzwickt, weil schon in vergleichsweise geringer Tiefe mit Mineralwasserströmen gerechnet werden muss. Knackpunkt ist nach wie vor die Frage, ob nach dem Bauprojekt wieder rund 650 Stellplätze angeboten werden könnten, wenn auch in anderer Anordnung als jetzt. Breuninger zeigte sich bisher zwar aufgeschlossen für die gemeinsame Entwicklung des Projekts zusammen mit der Stadt, pocht aber auch auf ein unvermindertes Parkplatzangebot.

Schlimmstenfalls wird ein neuer Suchlauf notwendig

Die Interessen beider Seiten sind eng verflochten: Die Stadt will ein modernes Film- und Medienhaus schaffen und dabei die städtebauliche Situation zwischen Leonhardskirche und Charlottenplatz, am Rande des Bohnenviertels, verbessern. Die Firma Breuninger, die bisher ein eigenes Parkhaus auf städtischem Pachtgelände betreibt, möchte im Zuge dieser Verbesserung eine langfristige Perspektive für diese Parkgelegenheiten.

Auch Hochschule der Medien wirkt jetzt mit

Klar ist, dass das Film- und Medienhaus direkt am Leonhardsplatz entstehen soll; dort, wo eine Treppe zur Breuninger-Unterführung verläuft. Im Anschluss an diesen Baukörper, so der bisherige Stand, würde dann mindestens ein weiterer Baukörper realisiert werden, möglicherweise auch zwei. Die Vorstellung, dass alle Stellplätze in zwei Untergeschossen unterzubringen sind, ist längst über Bord geworfen.

Man prüft, ob man stellenweise tiefer gehen kann – und in welchem Umfang Stellplätze in einem neuen Parkhaus notwendig wären. Die Stadtverwaltung will aber nicht nur die bauliche Tauglichkeit des Standortes weiter prüfen, der Kulturbürgermeister möchte auch bei der Frage der Inhalte und Angebote im künftigen Film- und Medienhaus weiterkommen.

Die Gespräche mit dem Verein Neues Kommunales Kino Stuttgart seien in einem guten Fahrwasser, sagte Mayer. Inzwischen habe er aber auch die Hochschule der Medien gebeten, bei der Bestimmung des richtigen Konzeptes und der Ausgestaltung des künftigen Film- und Medienhauses mitzuwirken. Es gehe nicht um ein „Kommunales Kino 2.0“ als Ersatz für das frühere kommunale Kino in der Friedrichstraße, sagt Mayer. Das neue Haus soll nicht nur Kino sein, sondern auch Experimentierfeld und Medienlabor, ein Ort, an dem man lernen kann, Youtube-Filme oder digitale Rundfunkbeiträge zu machen. Auch ein Ort, in dem Stuttgart Trickfilm und Animaton ins Blickfeld rückt.

Und Mayer legt auch noch eine andere Messlatte auf: Die absehbaren Millionen-Investitionen seien allerdings nur dann zu rechtfertigen, wenn das Film- und Medienhaus auch eine offene, lebendige Einrichtung werde – „wie das Stadtpalais“ mit dem Stadtmuseum.