6,8 Millionen Euro hat das neue Labor für die Versorgungs-und Umwelttechnik der Hochschule Esslingen gekostet. Die Studenten lernen künftig im und am Gebäude.

Esslingen - Mit dem neuen Laborgebäude für die Hochschule Esslingen ist dem Büro Knoche Architekten aus Leipzig ein großer Wurf gelungen. Übereinstimmend haben die Festredner anlässlich der Übergabe des 6,8 Millionen Euro teuren Hauses den architektonisch gewagten Spagat zwischen Bodenständigkeit und Fortschritt gelobt – und das in einem städtebaulich anspruchsvollen Umfeld inmitten der an Baudenkmalen gewiss nicht armen Esslinger Innenstadt. Einzig den Esslinger Oberbürgermeister Ziegler hat die Sorge um die schwäbische Seele umgetrieben. Sie werde durch die moderne Architektursprache nicht berührt, mutmaßte er.

 

Möglich, dass die Stammtische der Stadt noch überzeugt werden müssen. An zugkräftigen Argumenten, auch das machten die Festreden am Freitag deutlich, mangelt es nicht. Der dreistöckige Laborneubau, den 16 Professoren und rund 530 Studierende mit Leben füllen werden, ist ein Ort der anwendungsnahen Lehre ebenso, wie der hochkarätigen Forschung.

Unterrichtsgegenstand und Versuchslabor

„Damit ist das Haus attraktiv sowohl für Studierende, als auch für unsere regionalen mittelständischen Partner“, sagte Christian Maerker, der Rektor der Hochschule. Zuvor schon hatte Gisela Splett, Staatssekretärin aus dem geldgebenden baden-württembergischen Finanzministerium, gewürdigt, dass die Studieninhalte nicht nur im, sondern auch am Objekt unterrichtet würden. „Das Gebäude ist Unterrichtsgegenstand und Versuchslabor“, sagte sie unter Hinweis auf das mit innovativen Gerätschaften zur Heizungs-, Kälte-, Lüftungs- und Energietechnik bis unters Dach vollgestopfte Haus.

So ist es in dem Neubau möglich, auf 1400 Quadratmetern Fläche nahezu alle aktuellen Techniken zum effizienten Betrieb von Gebäuden in Funktion zu zeigen. Dazu gehört der 30 000 Liter fassende Wärmespeicher ebenso, wie die Erdwärmesonden, mehrere Blockheizkraftwerke, Rückkühlwerke, Hybrid-Kollektoren für Strom und Wärme, der Kühlkreislauf samt Eisspeicher und die Klimakammer zur Sichtbarmachung von Raumluftströmungen. Petra Olschowski, Spletts Kollegin aus dem Wissenschaftsressort, wies darauf hin, dass das auf höchste Energieeffizienz ausgelegte Laborgebäude die Möglichkeit eröffnet, nachhaltiges Bauen zu erforschen, zu erproben und am bestehenden Objekt auch zu demonstrieren.

Kleine Fenster halten die Sonne von den Messgeräten fern

„Beim Jahrhundert-Thema Nachhaltigkeit kommt der Wissenschaft eine Schlüsselrolle zu“, sagte die Staatssekretärin, die schon vor ihrer Tätigkeit für die grün-schwarze Landesregierung mit dem Bau in Berührung gekommen war. Noch in ihrer Funktion als Rektorin der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart hat sie mit darüber entschieden, dass die Stuttgarter Künstlerin Sarah Huber den Zuschlag für die Kunst am Bau bekommt. Deren leuchtenden Installationen schmücken nun das Treppenhaus des Neubaus.

Das Stichwort leuchten führt geradewegs wieder an den Stammtisch zurück. Dem sei gesagt: Die auffallend kleinen Fenster haben Sinn. Jeder zuviel einfallende Sonnestrahl würde die sensiblen thermischen Messungen im Innern stören.