Eigentlich sollte bereits im Sommer eine neue Madsen-Scheibe herauskommen, auch die Tour war schon geplant. Doch die Pandemie durchkreuzte die Pläne der Indie-Band. Die Krise macht sie nun wütend.

Clenze - Neue Nazis und alte weiße Männer, „Hater“ im Internet und Verschwörungstheoretiker: Auf ihrem aktuellen Album brüllen Madsen gegen alle an, die Hass säen und die Gesellschaft spalten wollen. „Na gut dann nicht“ heißt die extrem politische und gleichzeitig spaßige Punk-Platte, die alle Bandmitglieder im Lockdown zusammen geschrieben haben.

 

15 Jahre nach dem Madsen-Debüt überraschen die drei Brüder Sebastian, Sascha und Johannes Madsen sowie Bassist Niko Maurer und Keyboarderin Lisa Who ihre Fans. „Wir waren immer als Band politisch mit unseren Statements gegen Rechts oder gegen Castor-Transporte“, sagt Sänger Sebastian Madsen im Gespräch – ihm allein sei es zuvor aber nie gelungen, politische Songs zu schreiben.

Gemeinsam hat das nun funktioniert, und zwar an dem Ort, wo alles begann: in Prießeck, das zu Clenze im niedersächsischen Wendland gehört – ein dünn besiedelter Landstrich, rund 30 Kilometer entfernt vom Atommülllager Gorleben. Anfang März wollte der 39-Jährige dort mit seiner Freundin Lisa eigentlich nur den Proberaum aufräumen. Das ursprünglich geplante neue Album war geschrieben und sollte im Sommer aufgenommen werden. Auch die Tour war gebucht.

Gegen die grassierende Bequemlichkeit

Doch dann hatten Sebastian Madsen und seine Brüder plötzlich wieder Lust auf Punk wie damals als Teenies. In der Krise, so ihr Gefühl, konnten sie nicht weitermachen wie bisher. Der Frontmann kaufte sich das Debüt der Ramones auf Vinyl und begann Songs zu schreiben: laut, wütend, mit brandaktuellen Themen.

„Ganz präsent ist ja Trump. Der steht für alles, was nicht geht“, sagt der Madsen-Sänger. Aber auch dass auf den Demos gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen „völlig ungeniert die Fascho-Fahnen geschwungen werden“, macht Sebastian Madsen wütend. Corona-Leugnern wird nun ein „Behalte deine Meinung“ entgegengeschleudert.

In „Protest ist cool“ schwingt Selbstkritik mit: Es geht darum, dass man leider nicht zur Kundgebung von „Fridays for Future“ kann, weil man noch den Rasen mähen muss. Ironisch beobachtet die niedersächsische Band eine grassierende Corona-Bequemlichkeit: „Saufen kann ich auch in meinem Zimmer“, heißt es im Song „Quarantäne für immer“.