Vier Jahrzehnte lang hat man verhandelt, nun ist es von 1. Januar 2021 an soweit: Der Landkreis Göppingen wird voll in den Tarif- und Verkehrsverbund VVS integriert. Corona-bedingt fand die Willkommensparty nur online statt – eine Torte gab es trotzdem.

Stuttgart/Göppingen - Der VVS wächst: Vom 1. Januar 2021 an wird der Landkreis Göppingen Teil des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart. Damit werde wahr, „worauf die ÖPNV-Familie so lange gewartet hat“, sagte der Landrat Edgar Wolff bei der Liveübertragung der offiziellen Veranstaltung zur Vollintegration des Stauferkreises in den Verkehrsverbund Stuttgart. Statt „einer großen Party, die dieses historische Ereignis verdient gehabt hätte“, so Wolff, musste man in kleinerem Format per Videokonferenz feiern.

 

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des VVS ist, erinnerte an die vier Jahrzehnte andauernde politische Diskussion: „Seit 1977 war die Möglichkeit der Vollintegration des Landkreises in Verträgen immer wieder festgehalten.“ Er sieht die Tarifreform des VVS im Jahr 2019 als Schlüssel für die Zustimmung des Göppinger Kreistags, denn damit sei der öffentliche Personennahverkehr einfacher geworden. Aus rund hundert einzelnen Zonen werden vier. Damit verbunden sind in den meisten Fällen vergünstigte Ticketpreise.

Der Filsland-Verbund wird aufgelöst.

Rund fünf Millionen Euro im Jahr lässt sich der Landkreis Göppingen die VVS-Vollintegration kosten. Der Verbund umfasst die Landeshauptstadt Stuttgart und die Landkreise Böblingen, Ludwigsburg, Esslingen und den Rems-Murr-Kreis sowie von Januar an auch den Landkreis Göppingen. Dank der VVS- Vollintegration stehen den Fahrgästen zahlreiche digitale Angebote wie ein Handy-Ticket oder auch dynamisch aktualisierte Streckeninformationen in Echtzeit zur Verfügung. Der bisherige Filsland-Verbund im Landkreis Göppingen wird aufgelöst. Die Göppinger Geschäftsstelle bleibt jedoch bestehen. Eine Förderung in Millionenhöhe hat am Montag auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zugesagt. „Der VVS wächst und wird damit attraktiver für alle“, so Hermann. Er unterstrich, wie wichtig starke Verkehrsverbünde und einfache Tarifstrukturen sind, damit öffentliche Verkehrsmittel angenommen werden. „Willkommen im Klub“, begrüßte auch Thomas Bopp, der Verbandsvorsitzende der Region Stuttgart, den Landkreis Göppingen. Er zeigte die Chancen und Perspektiven auf, die durch die Vollintegration entstehen – im Sinne der Fahrgäste. Die beiden VVS-Geschäftsführer Horst Stammler und Thomas Hachenberger erinnerten ebenfalls an die jahrelangen Verhandlungen, die nun erfolgreich waren. Viele organisatorische Details, finanzielle Fragen und nicht zuletzt auch die Gesellschafteranteile, die dem Landkreis Göppingen zugeschrieben werden, waren größere Knackpunkte.

IHK-Bezirkskammerpräsident: Den Firmen war der Beitritt wichtig

Der IHK-Bezirkskammerpräsident Wolf Martin ist sich sicher: „Die Sichtbarkeit des Landkreises im VVS-Linienplan ist ein wichtiger Schritt und die Vollintegration ist gut für den Wirtschaftsstandort.“ Mit rund 200 000 Euro haben Unternehmen die Werbekampagne des Landkreises für den VVS-Beitritt unterstützt. Das zeige, wie wichtig den Firmen die Vollintegration war. „Wir wollten den Mobilitätswandel voranbringen und schon die Teilintegration vor einigen Jahren hat gezeigt, dass dies der richtige Weg ist“, betonte Landrat Edgar Wolff. Diesen wolle man weitergehen.