Der Fahrradclub ADFC fordert das Land auf, die Radverkehrsförderung schneller umzusetzen. Dabei geht es vor allem um den Ausbau des Radwegenetzes.

Stuttgart - Das Ziel ist ehrgeizig. Laut Koalition soll jede fünfte Fahrt im Land mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Derzeit machen diese Zweiradfahrten ungefähr die Hälfte aus. Doch um das Ziel zu erreichen, bedarf es eines alltagstauglichen Radverkehrsnetzes. Das fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) seit Langem. „Der Weg in die nächste Gemeinde muss bei jedem Wetter problemlos mit dem Fahrrad zurückzulegen sein“, teilte Gudrun Zühlke, die ADFC-Landesvorsitzende, am Montag mit.

 

Den Ausbau des Radverkehrsnetzes hat sie am Wochenende bei der ADFC-Landesdelegiertenkonferenz in Karlsruhe bei Verkehrsstaatssekretärin Gisela Splett angemahnt. Und in diesem Zusammenhang kritisiert der Verband die Landesregierung. „Es geht uns zu langsam“, ergänzte der ADFC-Landesgeschäftsführer Erich Kimmich, „von dieser grün-roten Regierung darf man mehr erwarten.“ Die Vorschläge zu den Fahrradrouten wurden schon vor Jahren erarbeitet. Nun sollen sie zwar aufgegriffen werden, bis zur Umsetzung sind aber viele Beteiligte zu hören. Und es könne noch lange nicht damit begonnen werden, das Netz zu beschildern oder es an Haltestellen mit Fahrradabstellanlagen zu verknüpfen, kritisiert Gudrun Zühlke. Wichtig ist laut ADFC ein flüssig befahrbares Wegenetz. Die Strecken dürften nicht andauernd um Hausecken herumführen.

Neuer Fahrradmanager kommt

Die Staatssekretärin Gisela Splett gestand in Karlsruhe ein, dass es Verzögerungen gegeben habe. Nun soll es aber vorangehen mit einem dichteren und besseren Radverkehrsnetz. Seit dem 1. März gibt es im Verkehrsministerium eine Abteilung „Nachhaltige Mobilität“. Dazu gehört ein Referat „Rad- und Fußverkehr, kommunale Verkehrslenkung und Bürgerbeteiligung“. Ein neuer Referatsleiter soll künftig auch die Funktion des Fahrradmanagers übernehmen, erklärt Erich Kimmich. Die Stelle wurde vor drei Jahren geschaffen, um die Aktivitäten aller Beteiligten zu koordinieren. Deren Zahl ist groß, es handelt sich um Fahrradclubs, Kommunen, aber auch um Aufgaben, die damals wie heute auf verschiedene Landesministerien verteilt sind. Volkhard Malik, der bisherige Fahrradmanager im Land, wird andere Aufgaben übernehmen. Grundsätzlich soll es mehr Geld für die Radverkehrsförderung geben, versprach die Staatssekretärin.

Die große Umverteilung

Splett erwähnte in diesem Zusammenhang auch den von Minister Winfried Hermann (Grüne) bereits verkündeten neuen Verteilungsschlüssel für das Geld aus dem „Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz.“ Dieses Geld floss bisher zu 60 Prozent in den Straßenverkehr, nun soll der Umweltverbund 60 Prozent aus diesem Fördertopf erhalten, also die Gruppe der umweltverträglichen Verkehrsmittel. Gisela Splett erwähnte auch einen Fördertopf mit 600 000 Euro, die „Bike-and-ride-Anlagen zugutekommen sollen“.

Gudrun Zühlke, die ADFC-Chefin, sprach auch die Bedeutung der Radfernwege im Bereich des Tourismus an. „Die Qualität der Wege muss höher, das Netz dichter werden“, erklärte sie.