Das Müll-Desaster im Kreis geht weiter. Gespräche am Wochenende könnten eine Lösung bringen. Wird das den Streit um die blaue Glasbox besänftigen können?

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Den Erfindungsreichtum kann man einigen Menschen, die sich gerne eine Tonne für ihren Glasmüll wünschen, diese aber nicht bekommen haben, beileibe nicht absprechen. In sozialen Medien gibt es Bilder von Usern – beispielsweise von einem Mann aus Oberriexingen –, die aus einer alten schwarzen Tonne, eine neue Glastonne gemacht haben. Ein bisschen blaue Sprühfarbe für den Deckel, mehr braucht es nicht. Und: Der Glasmüll wurde abgeholt. Zumindest behauptet das der User. Ähnliches ist auch von anderen zu hören, die sich selbst geholfen haben. Vermutlich haben die Müllwerker ein Auge zugedrückt.

 

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Denn auf Dauer wird die Leerung wohl nicht mehr ganz so großzügig gehandhabt. Bei den Gesprächen zwischen der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreis Ludwigsburg (AVL) und der Firma Interseroh, die im Auftrag der Dualen Systeme arbeitet, war zuletzt auch die Idee auf dem Tisch, die ausgedienten Rund-Tonnen einfach umzuwidmen. Von dieser Idee hat aber auch die AVL wieder Abstand genommen. Zum einen werden die grünen Behälter seit Beginn dieser Woche bereits eingesammelt. Würde die Regel nachträglich eingeführt, wäre der Ärger mit denjenigen programmiert, die die Behälter bereits vor die Tür gestellt hatten. Die AVL befürchtet zudem, würde die grüne Tonne als Glastonne weiterverwendet werden, dass der Müll nicht richtig sortiert, Glas und Papier zu sehr vermischt würden.

AVL hält Lösung selbst für problematisch

Dies war zwar teilweise auch bei Flach und Rund schon der Fall, sei aber eher zu vernachlässigen gewesen, sagt ein AVL-Sprecher, „weil beide Fraktionen noch einmal sortiert wurden“. Nun gehen Papier, Pappe und Kartonagen und Glas und Flaschen auf der anderen Seite aber komplett getrennte Wege. „Insofern scheint auch uns diese Lösung sehr problematisch“, so der Sprecher. Aus Sicht der beauftragten Unternehmen ergebe „ein neues System der Wertstoffsammlung mit den alten Behältern und alten Farben“ auch wenig Sinn. Den grünen Tonnen ein zweites Leben zu bescheren, das war mit den Entsorgern Kurz und Prezero auch aus einem anderen Grund nicht zu machen.

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Sie lehnen es deshalb ab, weil der Auftrag für die Wiederverwertung der alten Behälter bereits vergeben wurde. Die Behälter hätten umständlich zurückgekauft werden müssen. Kurz-Vorstand Martin Breitenberger hatte zuletzt rechtliche Bedenken geäußert, schließlich gehörten die Rund-Tonnen nur zufällig Kurz. Einem Konkurrenten wäre die Umwidmung hingegen gar nicht möglich gewesen.

Wo gibt es Glascontainer im Kreis Ludwigsburg?

Bis der Streit um die Glasboxen beigelegt ist, bleibt der AVL nur, Ratschläge an die Bürger zu verteilen, bei denen die Körbe bereits überquellen. Einer davon: der Gang zum Glascontainer. Das Problem ist, in vielen Städten und Gemeinden im Kreis – vor allem im westlichen Teil – sucht man diese vergeblich. Etwa 70 Standorte mit Glasdepotcontainern gibt es kreisweit, sie verteilen sich allerdings auf nur 22 Kommunen. Hätte die AVL umgeschwenkt und den Glasmüll nicht mehr an der Haustüre abholen lassen wollen, hätte sie mindestens das achtfache an Containern aufstellen müssen. „Das ist in einem dicht besiedelten Landkreis wie unserem nicht umsetzbar – und übrigens auch nicht unser Wunsch“, heißt es dazu. Hört sich nicht danach an, als würden die Kapazitäten erhöht.