Für Stuttgart wird "Ich war noch niemals in New York" überarbeitet. Zwei Hauptdarsteller stehen bereits fest.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)
Stuttgart - Bei "Griechischer Wein" schmilzt die Distanz dahin - wenn auch erst kurz nach der Pause. Die mehrheitlich älteren Zuschauer im Hamburger Tui-Operettenhaus haken sich reihenweise ein, schunkeln, singen im Chor mit. Es ist eine der letzten Vorstellungen des Udo-Jürgens-Musicals "Ich war noch niemals in New York", das in Hamburg nach Angaben von Stage Entertainment seit Dezember 2007 sehr erfolgreich gewesen sei. Am 26. September fällt in der Hansestadt der Vorhang, am 18. November ist Premiere im Stuttgarter Apollo-Theater.

"Ich war noch niemals in New York" wird sicherlich eine andere Zielgruppe ansprechen als der Vorgänger "We will rock you", bei dem weniger die reichlich konstruierte Geschichte als nur die Musik zählte. Das ist diesmal besser gelöst. Das New-York-Musical greift den Generationenkonflikt verbunden mit der Frage auf, was wirklich wichtig ist im Leben. Die Handlung im Schnelldurchlauf: Maria Wartberg, die Mutter der erfolgreichen TV-Moderatorin Lisa Wartberg, verliebt sich im Altersheim in Otto Staudach. Beide fühlen sich abgeschoben. Sie beschließen, sich einen Traum zu erfüllen, fliehen kurzerhand aus dem Heim.

Mit dem Kreuzfahrtschiff geht es in Richtung New York, um dort unter der Freiheitsstatue zu heiraten. "Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen flieh'n", singt Maria. Die beiden Kinder Lisa Wartberg und Axel Staudach nebst Enkelsohn Florian setzen allerdings alles dran, die Entflohenen von dem Dampfer und zurück ins Heim zu holen - dass sich die Streithähne darüber verlieben, kommt wenig überraschend. Zum Schluss gibt es dann, so viel sei schon mal verraten, gleich ein doppeltes Happy End.

Musical wird für Stuttgart überarbeitet


Bei der Inszenierung in Hamburg haben am vergangenen Freitagabend die ältesten Darsteller am meisten überzeugt: Daniela Ilian als wundervolle Maria Wartberg erinnerte mit ihrem Spiel an Inge Meysel, und auch Gisbert-Peter Terhorst (Otto Staudach) wusste seine Rolle liebevoller auszufüllen als der eher blasse Kasper Holmboe (Axel Staudach). Annika Bruhns spielte die Lisa Wartberg zudem im ersten Teil eine Spur zu hart, zickig und nervös.

Man kann also gespannt sein, wie die Stuttgarter Darsteller die Rollen interpretieren werden. Denn Spielraum gibt es, angeblich soll das Musical für Stuttgart noch einmal stark überarbeitet worden sein. "Wir haben das Buch zu 50 Prozent geändert", so die Regisseurin Carline Brouwer. Es gebe eine schwäbische Rolle. Auch der Titelsong werde stärker herausgearbeitet. "Die Darsteller sind neu, das muss man nutzen", so Brouwer. Sie erwähnte dabei nicht, ob man Axel Staudach für seine Rolle noch ein anderes Outfit verpassen will. Denn derzeit sieht der Mann weniger wie ein Mode- als wie ein Dschungelfotograf aus.

Wer in Stuttgart die Lisa und wer den Axel verkörpern wird, steht dafür inzwischen fest. Beide Darsteller wurden nun der Presse in der Hamburger Firmenzentrale von Stage Entertainment präsentiert. Sie machten mit ihren jeweils sehr charaktervollen Stimmen gleich Eindruck. Die gebürtige Österreicherin Sabine Mayer hat die Lisa schon in Wien am Raimund Theater gespielt. "Ich bin mit Udo Jürgens aufgewachsen", sagt die 34-Jährige. Ihr gefalle, dass so viele Emotionen in dessen Liedern steckten. Für Karim Khawatmi ist die Rolle des Axel dagegen neu. In Stuttgart war der 37-jährige gebürtige Münsteraner, der nach einem gewonnenen Wettbewerb an der Hochschule der Künste in Berlin studiert hat, schon in den "Drei Musketieren" zu sehen. Der Musicaldarsteller hat eine sehr tiefe Stimme und arbeitet auch als Synchronsprecher. Mit seiner Rolle hat er gemein, dass er gerne fotografiert.

Obwohl "We will rock you" noch bis zum 16. September läuft, beginnen am Montag in Stuttgart bereits die Proben. Udo Jürgens wird nicht dabei sein, aber zur Premiere im November hat er sein Kommen schon fest zugesagt.