In Waiblingen beginnt eine neue Ära des Parkens. Doch was bedeutet das für die Nutzer und den Rems-Murr-Kreis?

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Kein Ticket mehr, keine Schranke, kein Kleingeldgefummel – das neue Parkraumkonzept des Rems-Murr-Kreises setzt auf digitale Effizienz, soziale Staffelung und ökologisches Umdenken. Mit der Eröffnung der Tiefgarage am Alten Postplatz in Waiblingen will das Landratsamt in ein „neues Zeitalter der Parkplatzbewirtschaftung“ starten: „Freeflow“ heißt das Zauberwort – schrankenlose Einfahrt, Kennzeichenerfassung, bargeldloses Zahlen.

 

Der Anlass ist pragmatisch: Der Kreis braucht Geld – und Ordnung. Die neuen Parkregeln sollen Einnahmen bringen und gleichzeitig ein technisches Flickwerk aus Barzahlern, Alt-Automaten und uneinheitlichen Tarifen beenden. Allein 390 000 Euro jährlich sollen so zusätzlich fließen – ein satter Beitrag zur strukturellen Haushaltskonsolidierung.

Auch an den Parkplätzen der Berufsschulzentren in Schorndorf, Backnang und Waiblingen sollen die Schranken fallen. Foto: Frank Rodenhausen

Nebenbei will man auch einen Beitrag zur Elektromobilität leisten. Die Waiblinger Tiefgarage ist mit 100 Ladepunkten ausgestattet. Der Landrat Richard Sigel bringt es auf den Punkt: „Wir verdoppeln damit in etwa das Gesamtangebot in Waiblingen.“ Hier, wie auch bei den Gebühren gelte: der Kreis wolle nicht konkurrieren, sondern ergänzen.

Neue Parkgebühren für Mitarbeiter sozial gestaffelt

Besonders an dem Parkraumkonzept ist die neue Preisstaffelung für Mitarbeiter. Künftig zahlen Beschäftigte je nach Entgeltgruppe – von 43 Euro im Monat für den mittleren bis zu 63 Euro für den höheren Dienst. Teilzeitkräfte werden entlastet, Schüler erhalten Tages- und Stundentarife. Torsten Demand, Amtsleiter für Beteiligungen und Immobilien, erklärt: „Wer breitere Schultern hat, kann mehr tragen.“ Der Personalrat habe zugestimmt.

Auch die Öffentlichkeit wird zur Kasse gebeten – allerdings zu ortsüblichen Preisen. Um die Auslastung auch in Randzeiten möglichst groß zu gestalten, gibt es für Nacht- und Wochenendparker spezielle Tarife: Zwei Euro fünfzig für die Nacht, fünf fürs Wochenende. Und: Wer die Karte vergisst, kann bis zu 48 Stunden nachträglich zahlen – sonst allerdings droht eine saftige Mahngebühr von 35 Euro.

Parken in Waiblingen: Probelauf zum Altstadtfest

Bereits zum Altstadtfest Ende Juni sind Interessierte in der neuen Tiefgarage „Kennenlernparken“ eingeladen. Ab September sollen die Berufsschulzentren in Backnang, Waiblingen und Schorndorf folgen. Auch hier: Freeflow, digitale Bezahlung, Ladestationen.

Die technische Seite soll weitere Vorteile bringen: Kein Vandalismus mehr an Schranken, keine Rückstaus, keine verlorenen Tickets. Gleichzeitig spart die Verwaltung Wartungskosten – ein weiteres Argument in Zeiten knapper Kassen.

Preise sollen vergleichbar sein

Trotz breiter Zustimmung im zuständigen Ausschuss des Kreistags gibt es auch Nachfragen – etwa zur Parksituation am Gesundheitszentrum in Backnang. Hier baut der Kreis derzeit ein eigenes Parkhaus. Der Backnanger OB Maximilian Friedrich (Freie Wähler) fordert: „Die Preise müssen vergleichbar sein.“ Denn die Lage werde sich zuspitzen – durch den Ausbau der B 14 und den Wegfall der Anschlussstelle Backnang-Mitte. Das freilich sicherte die Kreisverwaltung zu.

Der Umbau soll nicht nur Verwaltungskosmetik sein, sondern ein Stück Mobilitätswende. „Ein ökologischer Fortschritt“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt – man hofft auf weniger Rückstaus, Papiermüll, Strom statt Benzin. Und mit dem geplanten Dach aus Photovoltaik an den Schulen soll auch ein Beitrag zur dezentralen Energieversorgung geleistet werden.