Die Jugendfarm in Stuttgart-Riedenberg hat einen neuen Star: ein Mini-Pony. Und das obwohl oder gerade weil der zutrauliche Wallach ganz besonders aussieht: Er hat ein blaues und ein fast schwarzes Auge und ist viel zu pummelig. Deshalb muss er jetzt abnehmen...

Riedenberg - Ein heißer Hengst ist Emil wahrlich nicht. Selbst für ein Shetland-Pony ist er mit einem Stockmaß von 90 Zentimetern recht klein. Und sagen wir es, wie es ist: Emil ist dick. Selbst unter seiner langen Wallemähne kann der Mini-Pummel seine Rundungen nicht verstecken. Die Stummelbeine lassen das Wohlfühlbäuchlein besonders voluminös erscheinen. Seit wenigen Tagen erst lebt Emil auf der Jugendfarm Riedenberg und kann sich trotzdem nicht auf seinem „Ich-bin-der-Neue“-Bonus ausruhen. „Zehn Kilo müssen weg“, sagt Markus Dinkelacker aus dem Leitungsteam und hat gemeinsam mit seinen Kollegen das Pferdchen direkt auf Diät gesetzt. Tagsüber gibt es nur Heu, abends eine Scheibe Brot und eine halbe Möhre. Ein Hundeleben!

 

Die Magerkost wird aber durch besonders viele Streicheleinheiten ausgeglichen. Alle lieben Emil. Wer ihm ins blaue und ins fast schwarze Auge schaut, ist sofort vernarrt. Außerdem hat er ein besonders liebenswürdiges Wesen, ist zutraulich und verschmust. Deswegen hat das Jugendfarm-Team sich auch entschlossen, Emil nach Riedenberg zu holen. Das Pony war ein Geschenk eines Pferdezüchters aus Kirchheim/Teck, dem die Zeit gefehlt hatte, sich ausreichend zu kümmern – Bewegungsmangel inklusive. „Man wollte, dass er in gute Hände kommt“, sagt Markus Dinkelacker, und auf der Farm war kurz zuvor durch den Tod des Haflingers Max ein Stall freigeworden. „Normalerweise sind wir der Meinung, dass aus pädagogischen Gründen nicht sofort ein neues Tier geholt werden sollte“, sagt der 41-Jährige. Emil aber hat seinen ganzen Charme spielen lassen, und da auf der Jugendfarm auch viele kleine Kinder sind, passt der wuschelige Zwerg gut ins Tier-Team.

Emil zickt einfach zurück bei den anderen Pferden

Dass Emil klein, aber oho ist, zeigt sich im Umgang mit den anderen sechs Pferden. Noch ist der Neuzugang von den anderen getrennt und wird mehr als kritisch beäugt. Immer wieder kommen Mitglieder der Herde an seinen Zaun, zwicken und zicken. Und Emil? Der zickt zurück – nach seinen begrenzten körperlichen Möglichkeiten. Das ist die klassische Gruppendynamik bei Pferden, erklärt Markus Dinkelacker. „Die anderen wollen zeigen, wer der Boss ist.“ Im Frühjahr, so hofft man auf der Jugendfarm, soll die Zusammenführung sein. „Noch ist er etwas aufgeregt“, sagt Michelle Dickel (19), die seit August ihr Anerkennungsjahr zur Erzieherin auf der Jugendfarm macht und die Patenschaft für Kleiner Onkel, so sein ursprünglicher Name, übernommen hat.

Bis dahin genießt der siebenjährige Shetty-Bub seinen Sonderstatus. Und wird sogar geritten. Die elfjährige Emily passt mit ihren nur 1,40 Meter gerade noch so drauf und urteilt grinsend: „Weil er so rund ist, ist er total gemütlich.“ Aber Emil soll ja seine Figurprobleme in den Griff bekommen.

Gedanklich im Abnehm-Modus ist er allerdings noch nicht. „Er ist total verfressen. Er ist immer auf der Suche“, sagt Michelle Dickel lachend. Und da kann es auch mal passieren, dass eine Jacke oder ein Strick dran glauben müssen.