Der Stuttgarter Autobauer bündelt seine bisherigen Serviceangebote unter dem Namen „Mercedes me“. Dort können Kunden nicht nur Car2go-Wagen buchen, sondern auch aus der Ferne kontrollieren, ob die Türen verriegelt sind.

Genf - In den vergangenen Jahren hat der Autobauer Daimler eine ganze Reihe neuer Dienstleistungen abseits des traditionellen Autogeschäfts auf den Markt gebracht. Unter dem Namen Car2go sind die Stuttgarter ins Carsharing eingestiegen, mit „moovel“ ist eine Plattform im Internet geschaffen worden, die Auskunft darüber gibt, mit welchen Verkehrsmitteln man am besten von A nach B kommt, mit der Smartphone-App „mytaxi“ wird die Suche nach einem Taxi erleichtert.

 

Jetzt erfolgt der nächste Schritt in der Welt der mobilen Mobilität – natürlich wieder mit einem englischen Namen. Auf dem Genfer Automobilsalon hat Daimler am Montagabend die neue Dienstleistungsmarke „Mercedes me“ vorgestellt. „Dabei geht es nicht nur um eine neue Website, sondern um ein neues Niveau der individuellen Kundenbetreuung“, kündigte Daimler-Chef Dieter Zetsche an.

Kunden können in einem Blog mit Entwicklern diskutieren

„Wir wollen alle Dienstleistungen, die unter verschiedenen Namen laufen und für die Kunden vielleicht gar nicht so übersichtlich sind, unter dem Namen Mercedes me bündeln“, erläutert Jens Thiemer, der Marketingchef von Mercedes-Benz, im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung. Wer sich im Internet unter www.mercedes.me anmeldet, soll mit einem individuellen Passwort den Zugang zu einer breiten Palette von Serviceangeboten erhalten. Die neuen Mobilitätsdienste wie Car2go sind dabei eine von fünf Säulen, die unter der neuen Dachmarke gebündelt werden. Über das neue Portal kann beispielsweise aus der Ferne kontrolliert werden, ob die Türen verriegelt sind; es kann ein Termin für den nächsten Werkstattbesuch vereinbart werden; es kann überprüft werden, wann der Leasingvertrag ausläuft und welche aktuellen Finanzierungsangebote es gibt; zudem können Interessenten in einem Blog mit Forschern und Entwicklern diskutieren, wohin beispielsweise die Technikreise beim autonomen Fahren oder bei alternativen Antrieben geht.

Starten soll die neue Dienstleistungsmarke im April zunächst in Europa. Ziel sei jedoch, das Angebot weltweit einzuführen. Die Fernsteuerung von Türen, Standheizung oder Klimaanlage über Handy und Tablet soll ab dem Herbst bei den ersten Modellen möglich sein und sukzessive ausgeweitet werden.

Öffnet diese Bündelung von Internetabfragen die Tür zu grenzenlosem Datensammeln? Wird der Surfer zum gläsernen Kunden und wird er mit Werbung überflutet? Mercedes-Marketingchef Thiemer weist solche Bedenken zurück. „Hier gelten natürlich höchste Sicherheitsstandards“, sagt Thiemer, und beim individuellen Zuschnitt des Informationsangebots gelte: „ohne die Genehmigung des Kunden geht gar nichts.“

Modernisierung und Öffnung der Marke Mercedes-Benz

Der Mercedes-Marketingchef meint, dass die Stuttgarter mit dieser Bündelung des Dienstleistungsangebots eine Spitzenstellung in der Autobranche einnehmen. Die Zeit sei reif dafür, weil jetzt auch die Technik dafür verfügbar sei. Mercedes reagiere damit auf den gesellschaftlichen Wandel. „Wir haben es immer mehr mit Kunden zu tun, die mit Smartphones und Tablets aufgewachsen sind und den direkten und unkomplizierten Zugang zur Marke suchen“, sagt Thiemer. Der Automanager glaubt, dass nicht nur die jüngere Generation, die ständig online sein will, dieses neue Angebot nutzen wird, sondern auch ältere Semester, weil es einfach und bequem sei. Nicht zuletzt glauben die Stuttgarter, dass das neue Dienstleistungsmarke positiv auf die Marke Mercedes-Benz abstrahlen und diese für neue Kundenkreise attraktiver machen wird. „Natürlich erhoffen wir uns dadurch auch eine weitere Modernisierung und Öffnung der Marke Mercedes-Benz“, meint Thiemer.

Einige Autos wurden bereits über das Internet verkauf

Der Daimler-Manager berichtet, dass auch das Pilotprojekt zum Verkauf von Autos über das Internet gut angelaufen sei. Bisher habe man mehr als eine Million Zugriffe auf die Seiten gezählt, auch sei die durchschnittliche Verweildauer mit durchschnittlich über fünf Minuten recht hoch. „Das ist eine gute Tendenz“, meint Thiemer. Es habe auch schon einige Vertragsabschlüsse über das Internet gegeben. Seit dem vergangenen Dezember können Leasingwagen über das Internet bezogen werden. Das Pilotprojekt wird über die Hamburger Mercedes-Niederlassung abgewickelt. Ausgeliefert werden die Autos über das bundesweite Händlernetzwerk. Zudem ist mittlerweile ein zweites Pilotprojekt in Warschau gestartet.

Neben dem Onlineshop will der Autobauer im Zuge der Modernisierung des Vertriebs in Großstädten zusätzliche Stützpunkte eröffnen. Auch diese „City Stores“ sollen wie die Dienstleistungen unter dem Namen „Mercedes me“ laufen. Dort steht nicht der Verkauf, sondern die Inszenierung der Marke im Mittelpunkt. Zwar stehen dort auch einige neue Modelle, daneben gibt es jedoch ein Gastronomie-Angebot, sowie vielfältige Informationen rund um Mercedes-Benz. „Wir waren die ersten, die so etwas angeboten haben“, sagt Thiemer. Erste Erfahrungen sammelten die Stuttgarter damit in Mailand und Rom. Heute gibt es solche Stores auch in München und Berlin. Die Erfahrungen seien gut. „Die Leute kommen gerne und verbringen dort ihre Zeit“, so der Daimler-Manager. Deshalb solle die Zahl dieser Schaufenster der Marke in internationalen Metropolen bis zum Ende des Jahrzehnts weltweit von 20 auf 40 verdoppelt werden.