Die Scala-Macher stehen unter Druck: Das Publikum im Ludwigsburger Kulturhaus muss deutlich jünger werden. Beim neuen Programm haben deshalb viele junge Leute mitgemischt.

Ludwigsburg - Seit der großen Sanierung des Scala sind Musiker und Gäste voll des Lobes: Der Sound im Ludwigsburger Konzertsaal sei hochklassig. Die Kehrseite davon: Die exzellente Technik muss sich auch bezahlt machen. Das geht aber nur, wenn es gelingt, ein neues und vor allem jüngeres Publikum an das Haus zu binden. Nach fast vier Jahren im Modus Versuch und Irrtum sieht der Geschäftsführer Edgar Lichtner das Scala auf einem guten Weg. Es sei gelungen, ein deutlich jüngeres Publikum als auch neue Bühnenstars ans Haus zu binden. „Um den frischen Auftritt des Scala zu unterstreichen, gibt es jetzt auch eine frische Homepage“, sagt Lichtner. Nicht nur das: Der gesamte Werbeauftritt wurde neu gestylt. Das mehrdeutige Motto heißt jetzt: „Scala öffne dich!“

 

Wie Pogo, nur brutaler

Der Anfang sei sehr schwierig gewesen. „Wir hatten die Jüngeren ganz verloren“, sagt Lichtner. Also hat das Team 2015 unter der Überschrift „Hejskala“ ein eigenes Programmsegment für die jüngere Generation gestartet. „Das haben wir inzwischen wieder abgeschafft, das ist jetzt nicht mehr nötig“, sagt Lichtner. Stattdessen haben die Programmgestalter in diesem Jahr zum Beispiel ein „Scream’n’Mosh“-Festival in die Schwabenwochen geschmuggelt, die seit Jahren zum festen Bestand im Scala gehören. „Screaming kommt natürlich von schreien oder kreischen“, sagt Hannah Bauer, „und Mosh ist ein Tanz ähnlich wie Pogo, aber brutaler.“ Musikalisch gehöre das Ganze in die Abteilung Metal-Core, sagt die Auszubildende, die das Festival organisiert hat.

„Nasen im Wind“

Um näher am Puls der sich ständig erneuernden Musikstile und -maschen zu sein, hat sich der Scala-Geschäftsführer junge Leute ins Haus geholt. Neben Hannah Bauer gehören Arne Häussermann und Alan Covic sowie immer wieder kurzzeitig beschäftigte Praktikanten dazu. Wichtig dabei: Sie sind selbst leidenschaftliche Konzertbesucher. „Die haben die Ohren und Nasen im Wind“, sagt Lichtner. Das neue Programm ist deutlich davon geprägt.

Spagat zwischen Kunst und Kommerz

Es gehöre immer auch ein Stück Überzeugungsarbeit dazu, meint Covic. Es gebe viele junge Bands, die sehr gute Kritiken bekämen, „aber noch nicht beim Endverbraucher angekommen sind“. Ein Ziel der Scala-Programmgestaltung müsse es sein, den Spagat zwischen Kunst und Kommerz hinzubekommen. „Dazu gehört auch, dass wir die Agenten davon überzeugen, dass sie ihre Künstler hier bei uns und nicht in Stuttgart auftreten lassen“, sagt Covic. Was auch deshalb schwierig sei, weil viele Agenten in England oder in Schweden säßen und nicht wüssten, dass es Ludwigsburg gibt.