Eingefleischte Stuttgarter schwören: Die beste Currywurst gibt es beim Brunnenwirt. Nun hat er Konkurrenz: In der Schulstraße wirbt My Currywurst mit der schärfsten Wurst der Stadt. Und die schmeckt auch, findet unser Restaurantkritiker.

Currywurst kann ich nur im Geheimen essen. Meine Frau hält davon rein gar nichts. Sie würde mir jedes Mal einen Vortrag über die tödliche Kombination von Fett und Zucker halten, über die Folgen von Massentierhaltung und die Frage aufwerfen, was man von der unter Ketchup und Curry begrabenen Wurst denn noch schmecken könne. Deshalb war dieser Gastrotest ein Geschenk für mich, denn ich durfte ganz offiziell viele Currywürste probieren.

 

Die Stadt verträgt eine weitere Wurstbude

In der Schulstraße, der Stuttgarter Fressgasse, hat ein Ableger von My Currrwurst, einer Heidelberger Erfindung, aufgemacht. Neben den vielen neuen Läden mit Bowls und Ramen und Dönern ist das mal eine erstaunliche Abwechslung. Wobei der Stuttgarter ja ohne Zweifel weiß, dass es die beste Curry Spezial beim Brunnenwirt gibt, aber die Stadt verträgt eine weitere Wurstbude.

Die Wurst ist wirklich scharf!

Zumal der Neue ein Alleinstellungsmerkmal besitzt: Der Laden wirbt mit dem Slogan: Die schärfste Wurst in deiner Stadt! Und das scheint mir wahrlich nicht untertrieben. Der Konsum geht einfach: Man geht an den Tresen, bestellt, der Mensch gegenüber fragt nach dem Schärfe-Wunsch. Die Auswahl geht von 1 wie „Keine Schärfe, ich bin scharf genug“, bis 8, was bedeutet: „Einmal Hölle und zurück“. Keine Ahnung, wie die Hölle schmeckt, ich bin trotz Warnung bei Stufe 5 eingestiegen („Für echte Kerle!“) und musste beim Essen weinen. Und das keinesfalls vor Rührung. Stufe 3 ist für sogenannte Beginner mit 10 000 SHU (nach der Scoville-Skala), Stufe 5 bietet 80 000 SHU und wer die Hölle besuchen will, erhält 1 500 000 SHU. Die Preise beginnen bei 3,80 Euro für eine Wurst, in der Regel nehmen die Kunden ein Menü, das zwischen 7,90 und 8,50 Euro liegt, da gibt es sehr gute, dicke, aber knusprige Pommes und einen Softdrink dazu.

Currywurst ist eben Currywurst

Das Menü mit der klassischen Currywurst (7,90 Euro) schmeckt, wie es schmecken muss – und wie meine Frau ahnt. Nach Fett und Zucker. Zwei verschiedene Würste (Rind oder Bratwurst) stehen zur Auswahl: Auf Empfehlung der Bedienung gibt’s Rind, und die Rindswurst setzt sich tatsächlich sogar gegen die Schärfe 5 und die Soße durch. Die vegane Wurst ist dazu eine exzellente Alternative, die Produkte dafür sind bio (8,50 Euro im Menü), und unter dem Ketchup und dem Curry ist in der Tat kaum ein Unterschied zur normalen Currywurst zu erkennen. Selbst die eigene Zusammenstellung der Bratwurst im Honey-Mozzarella-Dream mit Pommes samt Guacamole oben drauf, verkauft der nette Service als Menü für 9,90 Euro.

Die Stufe 8 für ganz Harte

Die Geschichte der Neuen läuft so scharf wie kaum erhofft: „Mit so einem Ansturm haben wir nicht gerechnet“, sagt Dustin Tibulski, der stellvertretende Chef. Und es gebe wirklich Leute, die auch die Stufe 8 probieren. Werde ich zwar nicht machen, aber bei Stufe 4 mal heimlich abbiegen auf jeden Fall, sofern ich nicht beim Brunnenwirt lande.

Service

My Currywurst, Schulstraße 4, Geöffnet von Montag bis Samstag von 11.30 bis 21 Uhr. www.mycurrywurst.de

Bewertung

Küche: 3 Sterne

Service: 3 Sterne

Ambiente: 4 Sterne

***** = herausragend, ****= überdurchschnittlich, *** = gut, **= Luft nach oben, * = viel zu verbessern