Ein Besuch in der Gaunerei bereitet ein diebisches Vergnügen: Es gibt zwar nur zwei Gerichte, aber die sind richtig gut, befinden unsere Testerin Kathrin Haasis. Nur einen bestimmten Drink sollte man sich lieber sparen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

In der Gaunerei müssen die Gäste pünktlich sein, sonst ist der Tisch weg. Davor warnt zumindest das Reservierungssystem kurz nach Nichterscheinen. Tatsächlich ist das Lokal in der Ludwigsburger Innenstadt an einem Mittwochabend gerammelt voll. Woran das liegt, wird schnell klar. Erstens an Inhaber Luca Sprotte, der seinen Gästen bei Bedarf  die  Wünsche  von den Augen abliest. „Du willst einen Spritz“, sagt er dann zum Beispiel und kommt nicht mit einem Aperol, sondern tischt eine erwachsene Version mit Bergamotte auf, die weniger süß und knallig, sondern leicht sauer und herb ist. Zweitens liegt es am Essen, von dem es zwar wenig, aber dafür sehr gutes gibt.

 

Eine kuriose Kombination aus Bar und Restaurant

Die Gaunerei ist eine kuriose Kombination aus Bar und Restaurant. Der Chef (32) und sein Betriebsleiter Nils Vrabac (28) sehen aus wie tätowierte Rapper, Koch Jörg Berghoff ist mit 39 Jahren der Senior des Trios und bringt Erfahrungen aus der Sterneküche des Adlers in Asperg mit. Er kocht nach Lust und Laune. Die Speisekarte wechselt, sobald aufgegessen ist. Aktuell stehen Entenbrust (26 Euro), Saiblingsfilet (25 Euro) oder Roastbeef mit Ochsenbäckle (27 Euro) auf der Tafel. Dazu werden Kartoffelpüree oder Polenta und Gemüse gereicht. Für neun Euro sind zusätzlich drei Gramm Trüffel und als Nachtisch ist Schokoladentorte zu haben, wenn sie nicht aus ist.

Mittwochs war bislang ein Abend nach alter Schule, der zum Dauerprogramm wird: deutsch-schwäbische Klassiker von Jörg Berghoff „nach Gauner-Art regional, saisonal, nachhaltig und zeitgemäß interpretiert“. Von seinem Zwiebelrostbraten und den handgeschabten Dinkelspätzle (28 Euro) kann man wirklich nicht genug bekommen. Das Fleisch ist schön zart, die Zwiebeln für jeden Geschmack zubereitet (kross, geschmälzt und eingelegt), die Spätzle fest und aufnahmefähig für den pfeffrigen Kalbsjus. Das Maultäschle dazu macht den Schwaben vollends glücklich. Die dunkelroten, veganen Rote-Bete-Meerrettich-Maultaschen (14 Euro) wirken etwas massig, gleichen dies aber mit angenehm fruchtig-erdigem Geschmack und einer pfiffigen Schärfe aus. Der Kartoffelsalat ist wie von Oma mit kräftiger Brühe gemacht, der Zupfsalat frisch und mit knackigen Sonnenblumenkernen garniert.

Süffige Cocktails wie der Pisco Sour

Passende Weine haben die Jungs auch zu empfehlen, aber ihre Cocktails, etwa der Whisky Sour (9,50 Euro) oder der Pisco Sour mit Erbsenprotein (10,50 Euro) statt Eiweiß sind viel zu süffig, um darauf zu verzichten. Einzig der alkoholfreie Gin Lotta aus Ludwigsburg kommt als Basil Smash (10,50 Euro) eher wie kalter Kräutertee daher. Eine Betrügerei ist die Gaunerei in jedem Fall nicht, sondern ganz das Gegenteil.

Gaunerei, Asperger Straße 12, Ludwigsburg, 01 73 / 406 35 31. Mittwochs bis samstags von 17.30 Uhr an geöffnet. Schluss ist am Mittwoch um 23 Uhr, am Donnerstag um 0 Uhr, am Freitag um 1.30 Uhr und am Samstag um 2.30 Uhr. Zu essen gibt es bis 21.30 Uhr. Von 1. Februar an ist ein Mittagstisch geplant. gaunerei634.de

  

Bewertung

Küche: 4 Sterne

Service: 5 Sterne

Ambiente: 4 Sterne

***** = herausragend, ****= überdurchschnittlich, *** = gut, **= Luft nach oben, * = viel zu verbessern