Mit seinen Restaurants will Holger Hutmacher eine Revolution starten: Bei Nic gibt es vegane Burger, die schmecken sollen wie die Konkurrenz aus Fleisch. Im Oktober ist die Eröffnung der ersten Filiale geplant.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart soll die Keimzelle einer rein veganen Burgerkette werden – einer der ersten weltweit. Am 4. Oktober startet Holger Hutmacher im Einkaufszentrum Milaneo mit seinem „innovativen Quickservice-Konzept“ Nic. Es besteht aus veganen Burgern, die aber im Geschmack den fleischhaltigen Pendants zum Verwechseln ähnlich sein sollen. Damit will der Unternehmer praktisch die Welt verbessern, ohne dass sich die Menschen bei der Ernährung umgewöhnen müssen. „Lass dir deinen Beitrag zur Rettung des Planeten richtig gut schmecken“, lautet einer seiner Slogans. Nachhaltigkeit liegt auch bei der Konkurrenz schwer im Trend: Fleischlose Alternativen gibt es längst bei fast allen Anbietern zu bestellen, Burger King geht sogar noch einen Schritt weiter.

 

Als „eine Zeitenwende im Fast-Food-Bereich“ bezeichnet Holger Hutmacher seinen geplanten Imbiss im Milaneo, der aus einem Bestellterminal und einer Theke bestehen wird. Denn Nic soll nicht nur Veganer als Gäste gewinnen, sondern auch Fleischliebhaber. In Deutschland seien 60 Prozent der Bevölkerung bereits „Fleischreduzierer“, ihnen will der Unternehmer den Verzicht leicht machen. Von Peta Deutschland wird er deshalb schon vor der Eröffnung gelobt: Der Start von Nic habe „eine starke Signalwirkung“, sagt Tobias Schayo, der bei der Tierschutzorganisation für Gastronomiebetriebe zuständig ist. „Der wegweisende Schritt der Restaurantkette macht den Genuss veganer Produkte zur täglichen Selbstverständlichkeit“, wird er auf der Webseite zitiert.

Auf der Speisekarte stehen Burger, die auch ähnlich klingen wie bei der US-amerikanischen Konkurrenz. Dazu zählen der Nic Max mit Bulette, Salat, Essiggurke, Zwiebel und Burgersauce oder der Big Texas mit Barbecuesoße. Das vegane Patty nennt der 48-Jährige „liebevoll“ meaty, also fleischig auf Deutsch, weil es „wie ein gerade frisch gewolftes Burgerpatty“ schmecke. Die Nuggs, angelehnt an Chicken Nuggets, werden laut Webseite „von Hand gemacht mit ausgesuchten Rohstoffen aus Deutschland“, darunter „Brasserie-Spinat“ und „krosse Haferflocken“. Im Oceanic befindet sich ein Küchlein aus Karotte und Alge. Ein Jahr lang wurde laut Holger Hutmacher an den Rezepten gefeilt. Ein Burger kostet zwischen 5,30 und 5,50 Euro, ein Menü mit Pommes und Getränk 8,90 Euro.

Günstig, aus Deutschland und nachhaltig?

Das Nic-Konzept klingt fast zu gut um wahr zu sein: Die Produkte sollen so billig sein wie bei den großen Ketten, trotzdem handwerklich und nicht industriell hergestellt mit „fast ausschließlich in Deutschland vorkommenden Rohstoffen“, wie der Nic-Gründer mitteilt. Die in Deutschland vorkommende Kartoffel könnte er bei dieser Wortwahl theoretisch in Ägypten einkaufen. Zertifiziert – etwa mit einem Biolabel – ist der Betrieb nicht. „Vor und hinter den Kulissen“ 100 Prozent nachhaltig zu werden, sei das nächste Ziel, verspricht er. Wobei allein der Verzicht auf tierische Produkte Klimaschutz ist, denn ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen entstehen durch die Fleischproduktion.

Stuttgart soll erst der Anfang der Erfolgsgeschichte sein, im November folgt die zweite Nic-Filiale in Karlsruhe. Holger Hutmacher will die Versorgungslücke beim veganen Fast Food schnell schließen. Er macht gerne große Pläne publik. Im April 2018 gründete der früher im Hotelbereich tätige Manager seine Firma „Moon New Era Hotels“ mit Sitz in Holzgerlingen (Kreis Böblingen) und kündigte in einem Artikel der „Allgemeinen Hotel- und Gaststättenzeitung“ an, zwei bis drei Hotels jährlich akquirieren zu wollen. Womöglich durchkreuzte das Coronavirus die Expansion, bislang betreibt er nur zwei Hotels.

Burger King setzt auf die gleiche Strategie

Ein Selbstläufer wird der Einstieg in die Fast-Food-Branche wohl auch nicht. Denn Burger King eröffnete am 19. Juli ebenfalls seine erste rein vegane Filiale. Als Pionierleistung feierte der Konzern den Imbiss im Wiener Westbahnhof, der nicht in der Unternehmensfarbe Rot gehalten, sondern Grün ist. „Freude am Genuss statt Verzicht steht im Vordergrund dieser bahnbrechenden Innovation“, erklärte Christoph Küster, der Marketingchef des österreichischem Franchisepartners TQSR Group. Auch vegan sei der gewohnte Burger-King-Geschmack garantiert. Und Peta-Mann Tobias Schayo beklatschte die Signalwirkung. „The Vegetarian Butcher“ liefert die Küchlein. Der vegane Whopper kostet mit 5,50 Euro so viel wie einer mit Fleisch. Zur Eröffnung bildeten sich gleich lange Schlangen.

In Deutschland hat Burger King als vegane Alternative nur den Plant-Based Long Chicken sowie Nuggets zu bieten. Bei dem Münchner Better-Burger-Anbieter Peter Pane stehen immerhin neun vegane Alternativen im Menü, Mitbewerber „Hans im Glück“ hat sogar einen klimaneutralen Burger im Programm. „Fresh Vegan“ heißt die Variante von McDonald’s. Beim größten Burgerproduzenten weltweit gibt es jedoch einen Rückschritt zu vermelden: In den USA bestand der vegetarische Burger McPlant mit einem Patty von „Beyond Meat“ die Testphase nicht. Der Markterfolg bleib aus, er wurde von der Speisekarte gestrichen.