Im Mira stehen Aperitifs und Tapas auf der Speisekarte – und Maultaschen. Schließlich hat Thomas Brenner lange eine Weinstube betrieben. Die ungewöhnliche Mischung passt.
Schwäbisch hat Thomas Brenner lange genug in der Weinstube Klink gekocht. Er und seine Frau Marcela wollten einen Wechsel und von Degerloch in den Kessel hinunter, wo ihrer Meinung nach „mehr Leben“ ist. Dass aus dem Wunschort Bohnenviertel Wirklichkeit wurde, hat sie richtig glücklich gemacht. Im Februar eröffneten sie ihr Mira, verlagerten seither den Fokus auf den Abend und bauten ihr Speiseangebot aus. Hinter der historischen Fachwerkfassade erwartet die Gäste Eckbank und Holzvertäfelung sowie eine lange Tafel mit bunten Stühlen und ein modernes Ambiente in Grau und Weiß. „Uns gefällt es hier sehr gut“, sagt Thomas Brenner. Das ist dem netten Service anzumerken.
Im Mira ist Wermut die Spezialität
Mira heißt auf Spanisch „Schau!“ und ist der Familienname von Marcela. Ein Blickfang ist die Speisekarte in Form einer großen schwarzen Tafel. Angeführt wird die mit weißem Stift darauf geschriebene Liste von Wermut, denn darauf hat sich Thomas Brenner spezialisiert. Der Weiße vom der Kellerei Casa Mariol (5,50 Euro, mit Tonic 8,50 Euro) aus Barcelona ist süß und bitter gleichzeitig und hat eine Zitrusnote. Negroni (10 Euro), „Tommys Margarita“ (12 Euro) und Aperol Spritz (9 Euro) werden im Mira gemixt und gute Weine (Verdejo aus Rueda, 4 Euro für 0,1 Liter, oder Zweigelt von Jürgen Ellwanger, 8 Euro für 0,2 Liter) ausgeschenkt.
Perfekte Maultasche mit schön schlonzigem Kartoffelsalat: ein Überbleibsel aus der Weinstube Klink Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone
Die Qualität setzt sich beim Essen fort. Das Fleisch stammt von der schwäbisch-hällischen Erzeugergemeinschaft und das Gemüse vom Stuttgarter Wochenmarkt, versichert Thomas Brenner. Modernes und klassisches Soulfood macht er im Mira daraus. Etwas angekohltes Filderspitzkraut aus dem Ofen ist in Kombination mit leicht scharfer Romescosoße, Mandeln und Apfel-Balsamico-Reduktion (11 Euro) ein geschmacksintensiver Einstieg. Der Pulpo besticht mit Zartheit, wilder Brokkoli und Patatas Bravas geben dem Gericht Power (11 Euro). Artischocke mit Selleriecreme und Petersilienpesto (13 Euro) oder Lammspieße mit Zitronenjoghurt und Focaccia (16 Euro) klingen wie fast alles auf der schwarzen Tafel spannend. Wer mehr Hunger hat, kann sich einen Tafelspitz für 24 Euro bestellen.
Die argentinisch-schwäbische Liaison kommt bei den Teigtaschen voll zur Geltung. Die Weinstuben-Maultaschen (10 Euro kleine Portion) von Thomas Brenner bleiben eine Wucht dank dünnem Teig, würzig-spinatiger Füllung, geschmelzten Zwiebeln und schön schlonzigem Kartoffelsalat. Die Empanadas von Marcela Brenner können es damit locker aufnehmen: Im fluffigen Teig steckt eine saftige Rindfleischfüllung mit Ei und Chili (4,50 Euro das Stück). Erste Sahne ist noch die Pannacotta mit wunderbar fruchtigem Himbeersorbet (9 Euro), die den abwechslungsreichen Abend abrundet.
Service
Mira, Pfarrstraße 23, Stuttgart, 07 11 / 89 04 37 53. Geöffnet Dienstag bis Donnerstag 15 bis 23 Uhr, freitags 15 bis 24 Uhr und samstags 11 bis 24 Uhr. www.cafemira.de
Bewertung
Küche: 4 Sterne
Service: 5 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Legende ***** = herausragend, ****= überdurchschnittlich, *** = gut, **= Luft nach oben, * = der viel zu verbessern