Ein neues Programm des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums soll Schülern mehr Mut für die Existenzgründung machen. Gründer kommen in die Schulen und verraten ihre Tricks.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Das neue Projekt „Start-up BW@School“ soll vom nächsten Schuljahr an Gründer an die baden-württembergischen Schulen bringen. Zielgruppe sind Schüler ab der neunten Klasse in allen allgemeinbildenden Schulformen. In welchem Rahmen die Begegnungen stattfinden, ist den Schulen selbst überlassen – es muss nicht zwingend im zum Schuljahr 2016/17 eingeführten Fach Wirtschaft sein. Auch im Rahmen von Projekten erhalten Schüler die Möglichkeit, Start-ups aus ihrer Region „hautnah zu erleben und so einmalige Einblicke in unsere Gründungsszene zu bekommen“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) zum Start des Programms.

 

Dafür werden Gründer auf ehrenamtlicher Basis für ein oder zwei Schulstunden in den Unterricht kommen, um über sich zu erzählen. Angesprochen sind Start-up-Gründer im engeren Sinn, also Unternehmer mit einer innovativen Idee, entweder bei der Technologie oder beim Geschäftsmodell. Das Land lässt vom Projektpartner, dem Steinbeis-Innovationszentrum Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim, eine Internetplattform aufbauen. Dort können Schulen, die an dem freiwilligen Programm interessiert sind, den Kontakt knüpfen.Die Begegnungen mit den Start-up-Unternehmern werden im Unterricht vorbereitet, so dass die Schüler die richtigen Fragen stellen können. Ein im Rahmen des Programms entwickeltes Handbuch gibt dafür Tipps und Anregungen. Die Tatsache, dass junge Leute im Bildungssystem zu wenig mit Gründergeschichten in Berührung kommen, war einer der Kritikpunkte im neuen Start-up-Beratergremium der Landesregierung, das im Frühjahr seine Arbeit aufgenommen hat. Zum Start sind erst einmal Gründer aufgerufen, sich für das Projekt zu melden. Die eigentliche Plattform wird dann nach Schulbeginn in einigen Wochen freigeschaltet.

Schüler treffen Gründer - das gibt es bisher zu selten

Der Stuttgarter Risikokapitalinvestor Alec Rauschenbusch hatte die Schulen zum Auftakt des neuen Start-up-Beirats des Landes in einem Streitgespräch mit unserer Zeitung, an dem auch die Wirtschaftsministerin teilnahm, als eine schwache Flanke in der Start-up-Politik bezeichnet. „Unsere jungen Leute müssen mit zwölf bis vierzehn Jahren davon träumen, dass sie einmal zum Gründer werden“, sagte Rauschenbusch. Das Ministerium nennt das Schulprogramm nun ausdrücklich als einen der ersten Impulse des im Februar ins Leben gerufenen Beratergremiums.

Man bringe Vorbilder in die Schulen, damit möglichst viele Jugendliche erleben könnten, was Selbstständigkeit bedeutet, selbst wenn sie im privaten Umfeld keine unternehmerischen Vorbilder haben, sagte die Wirtschaftsministerin. Schüler treffen Gründer – das bedeute, dass die Jungen und Mädchen dank konkreter Unternehmergeschichten eine greifbare Vorstellung davon bekommen, was Selbstständigkeit bedeute, so die Ministerin. Gründungsbereitschaft sei auch eine Einstellungssache.

Für das Programm sucht das Ministerium im ganzen Land junge Unternehmer und Start-up-Gründer. Sie sollen laut Aufruf über „die eigenen Erfahrungen, die Begeisterung für Unternehmertum, Stolpersteine und erfolgreich überwundene Hürden“ reden. Neben dem Projekt „Schüler treffen Gründer“ gibt es im Rahmen des Start-up-Programms noch ein weiteres Projekt, in dem Schülerinnen und Schüler in einem eintägigen Workshop selbst eine Geschäftsidee entwickeln und sie einer Jury präsentieren dürfen.