Mit einer neuen Experimentierwelt will die Hochschule Aalen Besucher anlocken und für Technik begeistern. Das Kernstück: Ein 3D-Animationsmodell der Schwäbischen Alb.

Aalen - Gerhard Grimminger, das merkt man, hat die Begeisterung nie verloren. Der Physiker findet vieles spannend. Diese Neugier, diese Faszination will der Unternehmer und Chef des Abtsgmünder Maschinenbauers Kessler + Co, gerne teilen. Dafür stellen er und sein Bruder, die die Firma gemeinsam führen, auch einen Teil ihres Vermögens zur Verfügung. Dieses Wochenende wird an der Hochschule Aalen das sogenannte Explorinho Science Center eröffnet – finanziert von einer Familien-Stiftung der Grimmingers.

 

Der Neubau auf dem Aalener Campus beherbergt eine Experimentierwelt mit 120 Exponaten, die künftig viele Familien in die Welt der Naturwissenschaften locken soll. Er gibt dem bereits vor neun Jahren ins Leben gerufenen Schülerlabor Explorhino ein neues Dach über dem Kopf. Und er soll zur Forschungsstation für begabte Schüler werden, die dort in die Welt der Naturwissenschaften abtauchen können. Wenn es um Geld geht, wird der Mann der Zahlen schwäbisch-zurückhaltend. „Die Rechnungen sind bezahlt“, sagt Gerhard Grimminger – das muss reichen.

Einen Monat lang hat der Roboter an der Alb gearbeitet

Das Herzstück der Schau, die Naturwissenschaft und Technik buchstäblich begreifbar machen soll, ist ein dreidimensionales, interaktives Modell der Schwäbischen Alb. Einen Monat lang haben Roboter die vier Meter mal zwei Meter große Miniaturalb aus sechs Schaumblöcken herausgefräst. Dabei haben sie Satellitendaten der US-Weltraumbehörde Nasa verwendet. In neun Meter Höhe über dem Modell ist ein hochauflösender Beamer angebracht, der schon allein eine sechsstellige Summe kostet. Die Bilder, die er auf die Modellalb projiziert, „zeigen jedes Äckerle“, sagt Michael Bauer – und ehemalige Äcker, auf denen heute die Stuttgarter Messe steht oder Flugzeuge landen.

Michael Bauer lehrt als Professor unter anderem Animationstechnik an der Aalener Hochschule. Zwei Jahre hat er an den Animationen für das 3D-Modell gearbeitet. Die Besucher können sich die Topografie, die Flüsse und Wasserwege, die Verkehrsströme zeigen lassen. Per Animation wird die Siedlungsgeschichte in dem Gebiet nachvollzogen. Man kann es rumpeln lassen auf der kleinen Alb, wie bei den großen Erdbeben der Jahre 1991, 1978 oder 1997, dem jüngsten, aber auch schwächsten. Und man kann sich zeigen lassen, wie vor knapp 15 Millionen Jahren durch ein Asteroideinschlag das Nördlinger Ries und durch einen Meteoriteinschlag etwa zur gleichen Zeit das Steinheimer Becken entstanden sind.

Im Modell kann man es rumpeln lassen

In Sekundenschnelle wird vorgeführt, wie die Erosion der Schwäbischen Alb in den vergangenen 20 Millionen Jahren zugesetzt hat. Der Albtrauf ist in dieser Zeit von Stuttgart nach Osten gewandert und hat auf seinem Weg die sogenannten Zeugenberge wie etwa den Hohenstaufen hinterlassen. Und der Schwund geht weiter. „In 20 Millionen Jahren ist die Alb weg“, sagt Michael Bauer. „Man kann so viel aus der Geografie heraus erklären“, sagt der Wissenschaftler.

Welchen Weg nimmt das kleine Holzrad auf der Töpferscheibe? Warum tanzen beim Kugelballett die bunten Kugeln mal in Schlangenkurven, mal nach Farben sortiert? Und warum um alles in der Welt sehen zwei halbrunde Holzstücke unterschiedlich groß aus, obwohl sie doch identisch groß sind? „Emotionen schaffen ein anderes Lernklima“, sagt Grimminger. „An einfachsten Exponaten kann man die ganze Welt erklären.“ Mit seinem jüngsten Sohn hatte er 2005 ein Erweckungserlebnis. Mit seinen Kindern besuchte er regelmäßig das Deutsche Museum in München. Nach drei Stunden war es immer genug, sagt er. „Es war ermüdend.“ Vor 13 Jahren aber landete er morgens mit dem Jüngsten im Winterthurer Technorama in der Schweiz – und die beiden verließen es erst abends wieder, als das Science Center zumachte.

Wieder daheim führte er die ersten Gespräche mit dem damaligen Aalener Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle. Im ersten Schritt begann man vor fast zehn Jahren damit, in Kindergärten und Schulen Naturwissenschaft und Technik erlebbar zu machen. Mehr als 10 000 Kinder erreichen die Explorinho-Kurse mittlerweile pro Jahr. Mit der neuen Explorinho-Ausstellung und dem eigenen Gebäude auf dem Hochschulcampus will man weit mehr Menschen nach Aalen locken.