Über 300 Mitglieder gehören dem Business-Club Stuttgart an, den Promi-Wirt Jörg Mink 2011 im Schloss Solitude gegründet hat. Jetzt eröffnet er ein neues Tagungszentrum im ersten Stockwerk des Kavaliersbaus.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Schon vor über 250 Jahren hat ein württembergischer Macho bewiesen, dass der sprichwörtliche Geiz der Schwaben eine Mär ist. Heute würde man sagen: Herzog Carl Eugen hat’s so richtig krachen lassen. Sein Hang zu Luxus und rauschenden Festen führte das Land an den Rand des Ruins. Und doch hat er Bleibendes geschaffen: das Lustschloss Solitude hoch über Weilimdorf etwa, das in Stuttgart zum beliebtesten Ort für Hochzeiten geworden ist, sowie eine riesige Nachkommenschaft. 200 uneheliche Kinder sollen vom Herzog stammen.

 

„200 uneheliche Kinder schaff’ ich nicht mehr“, sagt der Wirt Jörg Mink, ein Schwabe mit Leib und Seele, der vor neun Jahren auf der Solitude das gastronomische Zepter übernommen hat. Nun zündet der 56-Jährige die nächste Stufe: Im ersten Stock des sogenannten Kavalierbaus hat er nach viermonatigem Umbau ein hochmodernes Tagungszentrum eröffnet.

Nach englischem Vorbild, aber auch mit Frauen

Im Barockgemäuer sucht man heute Mätressen zwar vergeblich, doch noch immer werden Männer am „Treffpunkt der Macht“, wie die „Wirtschaftswoche“ den hier ansässigen Stuttgarter Business-Club mit über 300 Mitgliedern bezeichnet, schnell mal leidenschaftlich – und mit ihnen Frauen, die in den Zirkeln der Führungskräfte schon lange nicht mehr ausgegrenzt sind.

Früher brauchte man Vitamin B – heute kommt’s auf die richtigen Netzwerke an. In den Metropolen haben sich deshalb nach englischem Vorbild Business-Clubs gebildet, sich aber von britischen Regeln entfernt, weil Männer nicht mehr unter sich sein sollen. In Stuttgart ist der Business-Treff nichts für Menschen, die ihre Nase am liebsten hoch tragen. Dafür sorgt schon Mink mit seiner bodenständigen Art. Seine Frau Daniela Mink hat als Clubmanagerin viele Ideen für Kamingespräche, Ausflüge und mehr. Präsident ist der VfB-Ehrenpräsident Erwin Staudt. Mit seiner hohen Mitgliederzahl gilt der Stuttgarter Club im Bundesvergleich als besonders aktiv. Kein anderer Business- Club in Deutschland hat einen so majestätischen Sitz. Im neuen Tagungszentrum, das sich in der früheren Pächterwohnung befindet, gibt es sechs Besprechungs- und Konferenzräume – mit Ohrensesseln, stylischen Barhockern und einem „Büro der Zukunft“. Vom Geiz, der angeblich schwäbisch ist, spürt man jedenfalls nichts.