Der Bereich an der B10/14 zwischen Gaisburger Brücke und Kraftwerk Gaisburg wird sich in den kommenden Jahren grundlegend wandeln. Das bestehende Heizkraftwerk soll durch ein kleineres Gas-Heizwerk ersetzt werden. Und direkt bei der Brücke wird ein neues Umspannwerk gebaut, über das auch der Neckarpark einschließlich Wasen und das Stadion mit Strom versorgt werden.

S-Ost - Das große EnBW-Gelände zwischen der Gaisburger Brücke und dem Kraftwerk Gaisburg wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Das heutige große, weithin sichtbare Kraftwerk soll, wie berichtet, durch ein kleineres und umweltfreundlicheres Gas-Heizwerk ersetzt und mittelfristig abgerissen werden. Am morgigen Dienstag, 19. Mai, können sich die Bürger direkt im Heizkraftwerk, Langwiesenweg 23, über die Pläne informieren (ab 18 Uhr). Das bedeutet, dass auch die Kohlehalden dort in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören werden – und es vielleicht doch einen Zugang zum Neckarufer geben könnte.

 

25 Umspannwerke in der Stadt

Die Kraftwerkspläne sind aber nicht die einzige Baumaßnahme der EnBW auf dem langgestreckten Areal. Wer in den vergangenen Wochen von der Gaisburger Brücke aus einen Blick hinunter und in Richtung Kraftwerk geworfen hat, dem ist möglicherweise das schwere Bohrgerät aufgefallen, das einige Tage lang in dem Bereich gleich neben der Brücke im Einsatz war. Das waren die Vorarbeiten für den Bau eines neuen Umspannwerkes, das dort gebaut und im Jahr 2017 in Betrieb genommen werden soll. Das Millionen-Projekt der Netze BW GmbH ist nicht nur für die Stromversorgung des Stadtbezirks Stuttgart-Ost, vor allem der Stadtteile Gablenberg und Gaisburg, wichtig, sondern auch für die Gebiete auf der anderen Seite des Neckars.

In Stuttgart gibt es insgesamt 25 Umspannwerke. Sie sind sozusagen die Verbindungspunkte zwischen den regionalen und den örtlichen Stromverteilnetzen, in ihnen wird die Spannung von 110 Kilovolt (kV) auf 10 kV umgewandelt. Von dort geht es dann innerhalb der Städte weiter zu kleineren Trafostationen. In der Stuttgarter Innenstadt stehen solche von der Öffentlichkeit oft kaum wahrgenommene Umspannwerke beispielsweise in der Esslinger Straße und der Marienstraße. Im Stuttgarter Osten gibt es ein weiteres Werk in der Stöckachstraße.

Strom fürs Stadion und die Schleyerhalle

Das bisherige Umspannwerk in der Talstraße ist ein versteckt stehender unauffälliger Betonbau direkt neben der Gaisburger Brücke, verdeckt von Bäumen. Kaum einer der Tausenden von Passanten hier beispielsweise bei VfB-Spielen oder Volksfest dürfte das Bauwerk je bewusst wahrgenommen haben. Aber: alle profitieren davon, weil fast der gesamte Neckarpark mit seinen vielen Einrichtungen wie der Mercedes-Benz-Arena, der Porsche-Arena, der Schleyerhalle oder eben auch der Wasen selbst von hier aus mit Strom versorgt werden. Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth beschreibt die wichtigen Infrastruktureinrichtungen so: „Die Bedeutung der Anlage ist weitaus größer als das, was man sieht.“

Allerdings ist die Lebensdauer dieses mehr als 40 Jahre alten Gaisburger Umspannwerkes vorbei. Die Technik hat sich weiterentwickelt, die Vorschriften und auch die Anforderungen haben sich verändert. So ist ja bekanntlich der Ausbau des Neckarparks mit dem geplanten Wohngebiet und auch der Erweiterung der Mercedes-Benz-Welt geplant, wofür dann auch deutlich mehr Strom fließen muss.

Mauereidechsen und Altlasten

Eigentlich hätte der Neubau schon in Betrieb sein sollen. Allerdings wurden auf dem Grundstück Mauereidechsen entdeckt. Da diese geschützt sind, musste der Bestand erst aufwendig gezählt – und dann sozusagen umgezogen werden. Jetzt leben die Eidechsen in den Steinhaufen gleich neben dem eigentlichen Baugrundstück, die überall verlaufenden „Krötenzäune“ sollen verhindern, dass sie vorzeitig in ihre alten Quartiere zurückkehren. Für weitere Verzögerungen sorgten Altlasten wie unzählige Metallsplitter. Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg wurden glücklicherweise nicht entdeckt.

Bei den Bohrarbeiten vor einigen Wochen wurden sogenannte Rüttelstopfsäulen angebracht. Die gebohrten Löcher wurden mit angeliefertem Gestein gefüllt. Auf diesen Säulen wird später die Betonplatte des Umspannwerkes liegen. Sie sollen spätere Setzungen in dem etwas schwierigen Untergrund verhindern. In diesen Tagen wird damit begonnen, die Grundplatte für das Gebäude zu bauen. Bis Ende des Jahres soll das Gebäude fertig und auch schon intern verkabelt sein. Die großen Transformatoranlagen werden im kommenden Jahr aufgestellt. 2017 folgt dann die Umschaltung vom alten auf das neue Umspannwerk. Das alte Gebäude wird anschließend abgerissen. Das Grundstück, auf dem es steht, wurde bereits verkauft, an wen, ist nicht bekannt.