Der Landrat ist in der Stadtbahn-Debatte auf Ludwigsburg zugegangen, jetzt entwickelt die Stadt ein neues Verkehrskonzept und lässt den Landrat links liegen. Das ist nicht nur kein guter Stil – auch der Nutzen des Konzepts ist fraglich, meint unser Redakteur Tim Höhn.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Kreis Ludwigsburg - Als der Landrat Rainer Haas kürzlich bei einem Pressegespräch für eine Umsetzung der Stadtbahnpläne warb, saß neben ihm der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk und durfte ausführlich seine Meinung sagen. Als der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec am Montag öffentlich erklärte, der Kreis benötige keine Stadtbahn, saß neben ihm ebenfalls Herr Ilk. Der Landrat? War nicht eingeladen. Dass die Stadt seit Monaten an einem neuen Verkehrskonzept tüftelt, erfuhr Haas eher nebenbei.

 

Immer hat Spec alle Stadtbahn-Planungen ausgebremst, jetzt gibt er Vollgas – und lässt den Landrat links liegen. Das ist kein guter Stil, vielleicht aber die Retourkutsche dafür, dass Haas unlängst ein Ultimatum gestellt und gedroht hat, die Bahn ohne die Stadt zu realisieren. Haas wollte Spec isolieren. Stattdessen könnte es nun Spec gelingen, Haas zu isolieren und die Nachbarkommunen auf seine Seite zu ziehen. Er will die Stadtbahn nicht, er will Busse. Da die Nachbarn keine Busse wollen, verspricht er ihnen eine Eisenbahn.

Das ist clever. Weniger clever ist, über Jahre hinweg teure Gutachten für die Stadtbahn zu beauftragen, um, wenn die Entscheidung ansteht, etwas Neues auszupacken. Spec ist OB von Ludwigsburg, genau dort ist der Nutzen seines Konzepts fraglich. Denn dass Busse einen ähnlich positiven Effekt auf den innerstädtischen Nahverkehr haben wie Stadtbahnen, ist letztlich nicht mehr als eine Behauptung.