Burke, Zeltserman, Stark – in diese Reihe gehört unbedingt auch Rick DeMarinis, wie ein eher zufälliger Griff in den Altbuchstapel beweist. „Kaputt in El Paso“ gehört mit seiner kernigen Mischung aus Bitterkeit und schwarzem Humor in die erste Liga der Männerkrimis.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Nicht, dass die Stuttgarter Zeitung (Print) nicht schon vor Jahren lobend auf dieses Buch hingewiesen hätte. Aber erstens war man damals mit diesem Internet noch nicht ganz so weit und zweitens gibt es in unserer Kolumne ja extra die Rubrik „Neues vom Altbuchstapel“, wenn wir kurz auf einen Krimi hinweisen müssen, den nun wirklich jeder gelesen haben sollte. Denn Rick DeMarinis „Kaputt in El Paso“ gehört fraglos in eine Reihe von 1-a-Stücken wie Burkes „Sturm über New Orleans“, Zeltsermans „Killer“ oder Starks „Hunter“.

 

Der 1934 geborene Rick DeMarinis erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Namen so seltsam wie seine Biografie ist. Uriah Walkinghorse ist als Waise von einem frommen Ehepaar adoptiert worden, einen biblischen Namen haben auch seine ebenfalls angenommenen Geschwister Zipporah, Jesaja, Zacharias und Moses. Doch die Erziehung hat nicht bei allen gleich angeschlagen, und so findet sich unter den Fünfen alles vom Karriereanwalt bis zum Junkie.

Und auch Uriah ist eher im untern Drittel gelandet. Einst halbwegs erfolgreicher Bodybuilder und abgebrochener Akademiker, schlägt er sich jetzt als Hausmeister eines halbasozialen Wohnbaus durch, wo er sich in erster Linie um verstopfte Aborte kümmern und Unterhaltsansprüche seiner Exfrau abwehren muss.

Durch einen Zufall bekommt der Hüne ein Engagement in einem Dominastudio, doch gleich sein erster Einsatz endet übel: der Kunde – ein Vorzeigebanker und wertvolles Mitglied der Gesellschaft – stirbt an einem Herzinfarkt.

Es folgt der reine Alptraum: der Verblichene war in Wirklichkeit nur ein Strohmann der mexikanischen Drogenmafia, die ihre Interessen mit tödlicher Gewalt durchsetzt. Unter anderem kommt Uriah in die Fänge einer Leibwächterin, die mit ihm Sachen macht, von denen man unruhige Nächte bekommen kann. So eine abgrundtief böse Frauenfigur wie diese Clara Howler ist selbst in diesem Genre selten. Doch Uriah gelingt die Flucht und er nimmt den Kampf nach allen Seiten auf.

Was das Buch ausmacht, ist nicht nur die toughe Story. Sondern auch der trockene schwarze Humor des Autors, der immer wieder durchblitzt. Er lässt seine Figuren über Drogenhandel, Suchtverhalten und Familienbande räsonieren, dass es eine Art ist. Ob die Krimigötter auch diesem großen alten Mann eine (Re-)naissance in Deutschland gönnen?

Rick DeMarinis: „Kaputt in El Paso“. Roman. Aus dem Englischen von Frank Nowatzki und Angelika Müller. Pulp Master, Berlin 2007. 352 Seiten, 12,95 Euro. Auch als E-Book, 9,99 Euro.