Ein neues Vorstandsteam des MGV Berg bringt viele Ideen mit für die Wiedereröffnung des Vereinsheims. Jetzt hat der Stadtteil auch einen Kinderchor.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Ein paar mobile Gemüsebeete stehen rum auf dem Gelände des Berger Plätzle beim Park der Villa Berg. Ein paar davon sind bepflanzt mit aktuellem Wintergemüse, die meisten aber sind leer. Das sind natürlich Sachen, die man machen kann an diesem lauschigen Ort im Stadtteil Berg. Ein Plakat kündet davon, was hier sonst noch so geht an bewegten und an stillen Aktivitäten: Tischtennis spielen zum Beispiel, laut sein, leise sein, beim Eltern-Kind-Frühstück sitzen, dem Vogelgezwitscher lauschen, den Feierabend genießen.

 

Die Realität sieht aber anders aus: Seit gut einem Jahr ist das Gelände rund um das Vereinsheim Berger Plätzle vom MGV Berg verwaist, und das hat nur unter anderem mit Corona zu tun. Denn lange vor der Pandemie befand sich der traditionelle Männergesangverein schon im Sturzflug – trotz einiger Versuche, den Generationenwechsel zu schaffen: Etliche Mitglieder waren ausgetreten, der reine Männerchor hatte schon länger keine Auftrittsstärke mehr, die Renovierungsnotwendigkeiten am Gebäude nahmen überhand, ein neuer Pächter konnte nicht gefunden werden, es gab Probleme mit der Gaststättenkonzession. Der Verein hat deshalb Anfang 2020 beschlossen, das Heim samt Gelände an die Stadt zurückzugeben, von der sie dies in Erbpacht bekommen hatte.

Doch jemand hat den entscheidenden Kündigungsbrief noch mal abgefangen, kurz bevor er im Briefkasten des Rathauses landete. Die Konsequenz: Es bleibt so, wie es seit den 1970er Jahren war: Der MGV betreibt das Vereinsheim und das Gelände drumrum. Es bleibt beim Probenort und dem Versprechen, hier eine öffentliche Gaststätte zu betreiben.

Gut verwurzelt in der Geschichte des Orts

Bei den Problemen, die den MGV an den Rand der Auflösung brachte, bleibt es freilich aber ebenso. Und da ist es wohl schon zwingend notwendig, dass eine weitgehend neue Frau- und Mannschaft die Verantwortung übernimmt, die zugleich aber auch um die traditionellen Wurzeln dieses Orts weiß und auch jene früheren Aktivisten mitzunehmen versteht, die auch weiterhin an der Gestaltung dieses gesellschaftlichen Miteinanders interessiert sind.

Mit Luisa Händle scheint diese Person gefunden zu sein. Seit 2008 lebt sie in Berg, hat dort mit ihrem Mann ein Atelier für Grafik- und Ausstellungsgestaltung, seit 2018 ist sie im MGV und seit 2019 dort im Vorstand. Sie versteht es gut, auf Menschen zuzugehen, hat ein offenes Ohr für viele Anregungen. Und wenn sie auf ihre neuseeländischen Herkunftswurzeln verweist, fühlt der Schwabe gut mit in seinem Selbstverständnis, selber ein Exot zu sein. Sie versteht es, mit neuen Leuten neue Ideen für die Bespielung dieses Orts zu entwickeln. Und sie zieht auch Sponsoren für die Realisierung dieser Ideen an Land. An der neuen Küche etwa wird dank Sponsorengelder schon kräftig gearbeitet. Der Verein wurde mit knapp 20 000 Euro von der gemeinnützigen Flüwo-Stiftung unterstützt.

Die Renovierung hat schon begonnen

Und als Designerin hat sie auch einen Blick für das Besondere dieses Orts. Auch für das Innere des Vereinsheims, in dem designtechnisch die Zeit seit den 1970ern stehengeblieben ist. Nun ist Retro ja durchaus angesagt, leider nicht jene Farbtöne, für die man sich einst hier entschieden hat. „Die Küche wird poppiger in verschiedenen Rottönen“, verspricht Händle. Farbenprächtig wird auch die große Markise im Außenbereich, die bereits finanziert ist – ein langjähriger Stammgast greift dem Verein hier unter die Arme.

Seit Herbst 2020 gibt es ein vollständiges achtköpfiges Vorstandsteam aus alten und neuen Mitgliedern. Zweiter Vorstand ist Bettina Tabel, die mit Händle – damals beide noch als Beisitzerinnen im früheren Vorstandsteam – schon früh für den Erhalt des Berger Plätzle plädiert hatte. Gut ist, dass viele Altmitglieder bei der Stange bleiben. „Der Verein war mal ein Lebensmittelpunkt“, so Händle, „das wollen wir wieder herstellen“. So ist auch Norbert Nörpel, der langjähriger Erster Vorstand im MGV war, Beisitzer im neuen Team. Gut ist das anhaltende Interesse der Berger und der Besucher des Parkheims direkt gegenüber. Und gut ist, dass gerade jetzt viele neue Einwohner in den Neubauten beim Bad Berg den Stadtteil erobern. Händle: „Die sind sehr interessiert an ihrer neuen Umgebung“.

Die Zahlen im Blick

Und gut ist, dass der Vorstand auch den Blick auf die Zahlen hat. Händle: „Mit 25 000 Euro jährlich an Fixkosten muss man rechnen. Ein Drittel davon muss aus den Mitgliedsbeiträgen kommen, und da haben wir schon zugelegt. Aber es müssen noch mehr werden. Der Rest muss aus Gastronomie und Vermietung kommen“.

Und es läuft derzeit eine so genannte Crowdfunding-Aktion, an der sich alle beteiligen können zur Finanzierung von notwendigen Renovierungen. Ein Drittel der angestrebten 7600 Euro sind schon gespendet worden. Details gibt es inzwischen digital auf der Internet-Seite www.mgv-bergerplaetzle.de.

Der Gesang darf da nicht zu kurz kommen. Neu dabei: „Wir haben einen Kinderchor gegründet. Die Chorleiterin, Julia Kammerlander ist in Berg aufgewachsen und hat Chorleitung studiert“, so Händle. Passend dazu wäre ein Seniorenchor, also Ü 60, natürlich gemischt, und ein Chor für die Altersstufen dazwischen, ebenso gemischt. Da ist es einerseits schade, dass aufgrund von Corona derzeit nichts real umgesetzt werden kann. Aber das hat zugleich den Vorteil, dass dies auch alles gründlich vorbereitet werden kann, damit beim Start möglichst wenig schiefgeht.