Das hat Imker Boris Schieber noch nie erlebt: Im Mai musste er nachfüttern. Auch unsere Zeitungsbienen sind betroffen. Der Grund: Der Frost im April hat die Obstblüte gestoppt.

Murrhardt - Ein solches Jahr hat Boris Schieber in seiner Laufbahn als Imker noch nie erlebt. „Wir mussten unsere Völker im Mai füttern, das kam nie vor“, sagt er. Blütenhonig haben seine Bienen überhaupt keinen produziert – auch nicht die Zeitungsbienen, die wir mit einer Serie durch das Jahr begleiten. Der frostige April hatte die Obstbaumblüte gestoppt, und auch der Mai konnte diesen Ausfall nicht mehr herausreißen. Was momentan auf den Wiesen blüht, reicht den Insekten nicht einmal, um sich komplett selbst zu ernähren. „Sie bekommen von mir Zuckerteig. Das sieht so ähnlich aus wie der weiße Überzug bei süßen Stückle“, erklärt Boris Schieber.

 

Es besteht noch Hoffnung auf Waldhonig

Allerdings hat er die Hoffnung, dass seine Bienen wenigstens noch ein bisschen Waldhonig erzeugen. „Einige Imker in der Gegend haben Stockwaagen in Betrieb und da sind schon ein oder zwei Kilo Honig zusammengekommen“, sagt Schieber, der auch bei sich schon gefüllte Waben entdeckt hat. Viel Zeit haben die Bienen aber nicht mehr: Grundstoff für den Waldhonig ist der Honigtau, der von bestimmten Läusen ausgeschieden wird. Diese sitzen auf den jungen, weichen Fichtentrieben. Wenn diese etwa Mitte bis Ende Juni hart werden, bricht die Läusepopulation zusammen. „Auch ein Starkregen, der die Läuse abwäscht, wäre jetzt sehr schlecht“, sagt Boris Schieber.

Der Hobbyimker befindet sich gerade in der arbeitsintensivsten Zeit. „Meistens gehe ich nur am Wochenende zu den Bienen, aber zurzeit auch unter der Woche“, erzählt der 44-Jährige. Zum Füttern hinzu kommt auch die Kontrolle, ob die Völker Königinnenzellen angelegt haben. „Ich will verhindern, dass ein Schwarm gebildet wird“, erläutert Schieber, der lieber selbst Königinnen nachzieht.

Die erste Königin will ihre Konkurrentinnen töten

Auch damit war er in den vergangenen Wochen beschäftigt. Von einem Züchter in Heilbronn hat er sich Mitte Mai 35 Larven geholt. „Diese Königinnen sind speziell auf Honigertrag, aber auch auf Friedfertigkeit gezüchtet“, erklärt er. Die Larven werden bei bestehenden Völkern eingesetzt und von diesen mit dem besonderen Gelée Royale gefüttert. Um die Zellen kommen kleine Käfige: „Wenn die erste Königin schlüpft, versucht diese gleich, die anderen tot zu stechen. Und das soll verhindert werden.“

21 junge Monarchinnen sind schließlich geschlüpft, 19 davon hat der Imker benutzt, um Ableger zu bilden. Die hierfür benötigten Bienen hat er vor allem von Völkern entnommen, die dieses Jahr sowieso etwas schwach waren. „Ich habe die Hoffnung, dass die starken Völker noch etwas Waldhonig erzeugen“, erläutert er seine Strategie. Diese Jungvölker hat er zu einem zweiten Standort, einige Kilometer entfernt von ihrem Zuhause am Hördthof gebracht. „Wenn ich sie direkt daneben stellen würde, würden die Flugbienen dorthin zurückkehren, wo sie herkommen“, sagt Schieber.

Von den 19 Jungvölkern wird Schieber die meisten selbst behalten. Mit ihnen sollen die Völker verjüngt werden, die sich dieses Jahr nicht so gut entwickelt haben – ihre Monarchinnen werden das Zeitliche segnen müssen. Andere Jungvölker wird Schieber verkaufen. „Die Preise sind gerade ganz gut. Vermutlich weil es dieses Jahr aufgrund der besonderen Witterung nicht so einfach war, Jungvölker zu ziehen.“

Pollen sollen gegen Allergien helfen

Ein Arbeitskollege mit Allergie hat den Murrhardter noch auf eine andere Geschäftsidee gebracht. „Er hat bei einer Kur Pollen gegessen, um sich damit gegen verschiedene Gräser und Pollen zu desensibilisieren und wollte wissen, ob ich ihm welche verkaufen würde“, sagt Boris Schieber. Bei seinen zwei Bienenvölkern, die direkt am Haus stehen, hat er nun Pollenfallen angebracht. „Ich kann das nur bei diesen machen, weil man den Pollen jeden Abend einsammeln und einfrieren muss. Der Pollen ist sehr feucht und würde sonst sofort schimmeln“, erläutert Schieber. Etwa zwei Kilogramm hat er bereits gesammelt.

Und wie geht es nun den Zeitungsbienen? „Auch diese sind aufgrund der Futtersituation stagniert“, erzählt Boris Schieber. Die zwei Magazine seien nicht brechend voll. Allerdings sei auch bei ihnen inzwischen die ein oder andere Honigwabe gut gefüllt. „Vielleicht geht es ja doch ganz schnell, und wir können in zwei, drei Wochen ein paar Kilos rausschleudern.“