Wengertgewächs und Quereinsteiger: Claudia Frank und Hagen Dorn eröffnen das Weingut Sterneisen. Startfest ist am 9. September.

Remshalden - Es sieht noch etwas wild aus im Weingut Sterneisen, das momentan nicht viel mehr ist als eine Garage in Remshalden. In den großen Gitterkörben liegen die Flaschen des allerersten Jahrgangs. Daneben Holzfässer, Edelstahltanks, Schläuche. „Wir hoffen, dass wir den zweiten Jahrgang schon im Keller ausbauen können“, sagt Claudia Frank.

 

Die Bauarbeiten sind noch voll im Gang

Das könnte knapp werden: Die Lese wird dieses Jahr früh starten, die Bauarbeiten sind noch voll im Gang. Und zwischendurch muss der erste Wein etikettiert, die Homepage vollends mit Inhalt gefüllt und die Eröffnungsfeier gefeiert werden. Es geht Schlag auf Schlag – aber das sind Claudia Frank und Hagen Dorn mittlerweile gewöhnt. „Wir haben im vergangenen Jahr intensiver darüber nachgedacht, dass wir gerne Wein machen möchten“, erzählt Hagen Dorn. In diese Überlegungen platzte das Angebot, einen Weinberg zu übernehmen. So ging alles schneller als gedacht.

Wobei das Weingut keine Schnapsidee ist – sondern ein Wunsch, der sich schon lange entwickelt hat. Claudia Frank ist im und mit dem Obst- und Weinbaubetrieb ihrer Eltern aufgewachsen. Dann hat sie als Krankenschwester gearbeitet und schnell gemerkt: da fehlt mir etwas. „Durch diese Schichtdienste geht einem der Bezug zur Natur verloren“, erzählt die 29-Jährige, die daraufhin Weinbau-BWL studiert hat. „Dabei hat sich der Wunsch entwickelt, einmal selbst Wein zu machen“, sagt sie.

Die Idee gefiel auch ihrem Freund Hagen Dorn, der als Diplom-Kaufmann arbeitet und der klassische Quereinsteiger ist. „Aber ich hatte Lust auf ein gutes regionales Produkt“, sagt der 37-Jährige. Begeisterung allein reicht allerdings nicht aus, um ein Weingut zu gründen. Ohne den familiären Hintergrund wäre es für Claudia Frank und Hagen Dorn schwierig geworden. Doch zum einen können sie auf die langjährigen Weinbau-Erfahrungen von Bruder und Vater Frank zurückgreifen. Und zum anderen auf die Maschinen, die es bereits gibt. „Auch so haben wir schon viel Geld in Tanks und Pressen investiert. Außerdem haben wir einen Weinberg gekauft und weitere Flächen gepachtet.“

Star mit Traditionellem und Lust auf Neues

Der erste Jahrgang stammt von einem halben Hektar, der zweite wird schon auf etwas mehr als 1,5 Hektar angebaut. Da einige Anlagen schon alt waren, haben die beiden Jungwinzer diese mit den Sorten Syrah und Merlot neu bepflanzt. „Unsere Basis sind zwar traditionelle Sorten wie Riesling, Trollinger und Lemberger. Aber wir haben auch Lust, Neues auszuprobieren“, sagt Hagen Dorn, der gerne eine französische Rebsorte anpflanzen würde, die er im Loiretal kennengelernt hat.

„Auch bei den Etiketten haben wir einfach mal etwas anderes ausprobiert“, erläutert Claudia Frank. „Herkunft“ heißt etwa der Riesling, „Tradition“ der Trollinger: „Wir wollten jeweils einen Bezug zum Wein und auch zur Region herstellen“, sagt Claudia Frank. Etwas Besonderes ist auch der Name des Weinguts: „Sterneisen, so hieß früher eine kleine Lage, die schon meine Großeltern bewirtschaftet haben. Und auch wir haben dort eine Fläche“.

Mit ihrem ersten Jahrgang ist sie sehr zufrieden: „Es ist nichts schief gegangen, und die Weine kommen echt gut an.“ Grundsätzlich wollen die beiden eher Tropfen für jüngeres Weinpublikum produzieren: „Wir wollen Wein herstellen, der Spaß macht – nicht so etwas Hyperkomplexes“, sagt Hagen Dorn. Von Anfang September an gibt es die Weine im Hofladen des Familienbetriebs zu kaufen. „Es wird ein Regal für unser Weingut geben. Das ist ganz geschickt, da ich dort sowieso arbeite“, sagt Claudia Frank. Auch Hagen Dorn wird seinen Beruf ganz normal weiter ausüben. Das Weingut soll bis auf Weiteres nebenher laufen. Beide sind gespannt, wie sich ihr Projekt entwickelt: „Ideen haben wir auf jeden Fall mehr als genug“, sagt Claudia Frank.