Audi erhöht seine Produktionskapazität: Weil das Werk in Neckarsulm ausgelastet ist, soll  bei Heilbronn ein Zweigwerk gebaut werden.

Stuttgart - Der Autobauer Audi plant eine massive Erweiterung seiner Fertigung in Baden-Württemberg. Weil das Werk Neckarsulm aus allen Nähten platzt, soll in sechs Kilometer Entfernung ein Zweigwerk in Heilbronn gebaut werden. „Mit der neuen Fläche in der Nähe des Werks sichern wir die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts“, sagte der Werkleiter Albrecht Reimold bei der Bekanntgabe der Investition. Reimold sprach von einem „strategischen Befreiungsschlag“ für das Werk Neckarsulm. Das neue Gelände entspricht etwa einem Viertel der derzeitigen Werksfläche und soll Ende 2013 in Betrieb genommen werden.

 

Der Heilbronner Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach zeigte sich überglücklich mit der Entscheidung des Autobauers. „Die Standortentscheidung der Audi AG stellt unbestritten die mit Abstand wichtigste Firmenansiedlung in Heilbronn seit Jahrzehnten dar“, sagte Himmelsbach. Mit der Erweiterung des Standorts schaffe Audi Platz für Logistik und Zukunftstechnologien, sagte der Werkleiter Reimold und wies auf das steigende Produktionsvolumen, die zunehmende Modellvielfalt sowie die höhere Komplexität in der Materialversorgung bei Audi hin. Was genau im neuen Zweigwerk produziert werden soll, steht nach Angaben des Werkleiters noch nicht fest. Derzeit würden unterschiedliche Alternativen geprüft.

Werk Neckarsulm wichtig für Zukunftstechnologien

In diesem Jahr werden laut Reimold voraussichtlich 260.000 Autos in Neckarsulm produziert. Dies ist ein neuer Rekord. Im nächsten Jahr könnten es nach Angaben des Werkleiters schon 300.000 Wagen sein. Ende Oktober beschäftigte Audi in Neckarsulm einschließlich der Auszubildenden 14.167 Mitarbeiter.

Neckarsulm ist traditionell der Standort für die gehobenen Modellreihen der Marke mit den vier Ringen. Seit dem vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter in Neckarsulm auch deshalb alle Hände voll zu tun, weil es dort zahlreiche Modellwechsel gab. So ist im vorigen Jahr die neue Generation des Audi A8 und das neue Nobelcoupé A7 angelaufen, mit dem die VW-Tochter Wagen wie dem Mercedes-Benz CLS Konkurrenz machen will. In diesem Jahr ist zudem der neue A6 auf den Markt gekommen. In Neckarsulm wird darüber hinaus das A5-Cabrio, die A4-Limousine sowie der Supersportwagen R8 produziert.

Das Werk Neckarsulm spielt zudem eine wichtige Rolle bei Zukunftstechnologien. Seit der Einführung des Flaggschiffs A8 mit Aluminiumkarosserie Mitte der neunziger Jahre hat der Standort eine große Erfahrung mit diesem leichten Werkstoff. Nun wird am Einstieg in die industrielle Großserienproduktion von leichten kohlefaserverstärkten Kunststoffen (CFK) gearbeitet. Dazu wurde im vergangenen Jahr ein Leichtbauzentrum in Neckarsulm eröffnet. Im Neckarsulmer Werk soll im nächsten Jahr auch der E-Tron, der erste Elektrosportwagen von Audi, in kleiner Serie produziert werden.

Erste Auflage des A2 war ein Flop

Der Bau des Zweigwerks in Heilbronn nährt auch Spekulationen, dass dort die Neuauflage des Audi A2 gebaut werden könnte. Derzeit prüft der Autobauer, ob dieses Modell gebaut werden soll. Als Vorgeschmack wurde vor Kurzem auf der Automesse IAA in Frankfurt schon einmal eine Studie dieses Elektroautos gezeigt. Vom Zeitplan her würde der neue A2 gut zur Erweiterung des Standorts passen, meint Christoph Stürmer von IHS Automotive in Frankfurt. Die Marktforscher erwarten, dass die Produktion des neuen A2 Anfang 2014 anlaufen wird.

Die Ende der 90er Jahre in Neckarsulm gestartete erste Auflage des A2 war allerdings ein Flop. Für den sparsamen, aber teuren Kleinwagen mit Aluminiumkarosserie wurden 300 Millionen Euro investiert und sollten 1000 neue Stellen geschaffen werden. 2005 wurde die Baureihe eingestellt, weil der Absatz enttäuschend war.

Werk mit langer Geschichte

Gründung: Die Wurzeln des Werks Neckarsulm reichen zurück bis in die frühen Jahre der Industrialisierung. Zunächst wurden Strickmaschinen hergestellt, dann Fahrräder und Motorräder. Im November 1906 wagte man mit dem "Original Neckarsulmer Motorwagen" (NSU) den Einstieg in die Fertigung von Automobilen.

Der Prinz: Nach dem Zweiten Weltkrieg reüssierte das Unternehmen zunächst mit Motorrädern. Vorübergehend war Neckarsulm die größte Zweiradfabrik der Welt. Mit dem kleinen NSU Prinz erfolgte in den fünfziger Jahren der Wiedereinstieg in den Autobau.