Der Hohenneuffen ist unter das touristische Dach der Staatlichen Schlösser und Gärten geschlupft. Die Vermarktungsfachleute wollen die Festung für noch mehr Besucher erlebbar machen.

Neuffen - Nein, Eintritt wird ein Besuch auf dem Hohenneuffen auch künftig nicht kosten. Nein, der beliebte Mittelaltermarkt wird nicht wiederbelebt. Nein, die ehrenamtlichen Burgführer aus Neuffen werden nicht vor die Türe gesetzt. Bevor Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, erklärt, was auf der im 12. Jahrhundert auf einem Felssporn am Albrand erbauten Festungsruine künftig unter der Regie der neuen Burgherren alles passieren wird, muss er erst einmal erklären, was alles nicht passieren wird.

 

Seit wenigen Wochen hat die Schlösserverwaltung des Landes das Sagen auf der mit 743 Metern höchstgelegenen Immobilie des Landes. Unter der Regie der Vermarktungsprofis, die landesweit 60 Kulturschätze, darunter auch das Heidelberger Schloss und das Residenzschloss Ludwigsburg, touristisch betreuen, soll der Hohenneuffen für größere Bevölkerungsgruppen erschlossen werden. „Wahrscheinlich jeder in der Region hat den Hohenneuffen schon einmal besucht. Wir wollen künftig immer neue Anlässe schaffen, um den Menschen einen guten Grund geben, wiederzukommen“, sagt Hörrmann.

Touristischer Dreiklang am Albtrauf

Bisher hatten die Pächter der Burggaststätte, Erika und Axel Vetter, nicht nur die kulinarische Flagge auf der Burg hochgehalten, sondern auch die kulturelle Vermarktung des Gemäuers in Eigenregie gemanagt – sei es mit dem Kultursommer auf der Burg, dem wöchentlichen Falknerspektakel, den ehrenamtlich organisierten Burgführungen oder dem inzwischen eingestellten Mittelaltermarkt. „Wir werden auf das Engagement aufbauen. Dazu müssen wir uns aber erst einmal mit allen Akteuren zusammensetzen“, sagt Hörrmann.

Als Schlossherrin auf dem Hohenneuffen hat von nun an Janna Almeida das Sagen. Für die Leiterin der Schloss-und Klosterverwaltung Bebenhausen, die auch schon für die touristische Vermarktung des Schlosses in Kirchheim/Teck und das Residenzschloss in Bad Urach zuständig ist, ist die Übernahme der Burgruine die Abrundung „des touristischen Dreiklangs am Albtrauf“. Die Broschüre, mit der die Burg künftig beworben wird, ist schon in Druck. „Den Flyer werden wir auch in unseren anderen Einrichtungen auslegen. Damit erreichen wir zielgerichtet die Besucher, die sich für die kulturhistorischen Stätten interessieren“, sagt sie. Noch mehr Aufmerksamkeit verspricht der Online-Auftritt der Schlösserverwaltung. Mit mehr als zwei Millionen Besuchern und sechs Millionen Seitenaufrufen binnen eines Jahres gehört www.schloesser-und-gaerten.de ihren Worten zufolge zu den meistgenutzten kulturhistorischen Informationsportalen.

Kein Ort für Massenveranstaltungen

Vor Ort auf der Burg sollen baldmöglichst die Informationstafeln überarbeitet werden, und schließlich stricken die Vermarkungsfachleute an einem Kulturprogramm, das Geschichte und Gegenwart der Landesfeste gerecht werden soll. „Massenveranstaltungen verbieten sich dabei wegen der eingeschränkten Zugangswege von selbst“, sagt die neue Burgherrin unter Hinweis auf die Versammlungsverordnung, die seit der Love-Parade-Katastrophe von Duisburg im öffentlichen Raum konsequent umgesetzt wird.

Neue Impulse versprechen sich Michael Hörrmann und Jana Almeida von einem neu bestellten Kunsthistoriker, der sich um eine bessere Vermittlung des Denkmals kümmern soll. Unter anderem sollen mit Hilfe des ausgewiesenen Burgenspezialisten die barocken Befestigungselemente sicht- und erlebbar gemacht werden.

„Viel zu wenig ist auch bekannt, dass die alten Mauern der Festung ein Biotop erster Güte sind“, sagt Hörrmann. Der Aspekt „Festung als Lebensraum“ wird im Vermarktungskonzept ebenso eine Rolle spielen, wie die bessere Erschließung der Wanderwege rund um die Festung. „Mit seiner Lage im Biosphärengebiet Schwäbische Alb bietet der Hohenneuffen gleichermaßen das Erlebnis von Natur und Geschichte“, so Hörrmann. Mittelfristig sollen an diesem Erlebnis auch Menschen mit Behinderungen besser teilhaben können. Als wichtige Aufgabe der kommenden Jahre bezeichnet Hörrmann die Verbesserung der Barrierefreiheit auf dem Gelände.