Mehr als 100 Neufundländer und Landseer aus vier Nationen haben sich an Pfingsten in Welzheim ein Stelldichein gegeben. Dabei zeigten die großen Hunde, wie sie Menschen aus dem Wasser retten können.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Welzheim - Diese Version des Credence-Clearwater-Revival-Klassikers „Proud Mary“ hat es in sich. Es ist eine Live-Aufnahmen von Tina Turner, noch geschätzte 100 Umdrehungen schneller als ihre Cover-Version mit Exmann Ike, die eh schon bedeutend mehr Pfeffer hatte als das Original. Die Rock-Musik fährt allen in die Füße, die auf dem Sportplatz neben dem Welzheimer Limes-Gymnasium sind – allen Zweibeinern, versteht sich. Denn während Herrchen und Frauchen vom Rhythmus regelrecht mitgerissen werden, bleiben ihre riesigen Hunde völlig cool. Der eine oder andere schaut zum Gesicht seines freudig zappelnden Zweibeiners hinauf mit kritischem Blick: „Was ist bloß wieder in unsere Menschen gefahren?“

 

Hunde aus vier Nationen im freundschaftlichen Wettkampf

Die Freude am Umgang mit Neufundländern – das könnte man als Grund für die Begeisterung nennen. Aus vier Nationen sind rund 130 der großen Hunde mit ihren Besitzern an Pfingsten nach Welzheim angereist. Abwechselnd treffen sich die Freunde dieser Hunderasse in Frankreich, Italien, Deutschland und England. „Das war früher wegen der strengen Quarantänegesetze unmöglich. Mittlerweile dürfen die Freunde aus Großbritannien anreisen, wenn sie die nötige Impfung vorweisen können“, sagt Dieter Leins von der Neufundländer Remstalgruppe Winterbach, die das Treffen ausgerichtet hat. Ein Tierarzt wird sich um die Hunde kümmern, die wie Bären aussehen und deshalb auch oft liebevoll so genannt werden.

Vielseitig sind sie, die Neufundländer und ihre nahen Verwandten, die schwarz-weißen Landseer, von denen auch einige auf dem Gelände zu sehen sind. „Bodenarbeit“ nennt sich die Disziplin, die am ersten Tag des Treffens ansteht. Dabei zeigen die Hunde, ob sie Kommandos verstehen können und diese auch befolgen wollen. „Das Problem bei der Erziehung von Neufundländern ist, dass man ihren Instinkt nicht einschränkt“, sagt Dieter Leins. Denn die Hunde sind Wasserretter, bei der „Wasserarbeit“ müssen sie selbst die Situation einschätzen und handeln. Wie sie das machen, ist imposant: Einen Ertrinkenden packen sie mit dem Maul am Arm und ziehen ihn ans Ufer – ohne dass der Mensch durch die Zähne eine Schramme erleidet. Ihre Pfoten wirken dabei durch Schwimmhäute zwischen den Zehen wie Paddel.

Lebensretter mit starkem Instinkt und Schwimmhäuten

Sogar Schlauchboote können die freundlichen Riesen ziehen, wenn man einen Strick daran festmacht. Auf dem Trockenen bewegen sie Leiterwagen, was ebenfalls in Welzheim demonstriert wird. Ein Hund unterstützt das Organisationsteam des Winterbacher Vereins gar, indem er einen Getränkewagen über den Platz zieht. In früheren Zeiten wurden die großen Hunde eingesetzt, um Fischernetze an Land zu ziehen oder Holz aus dem Wald.

Die „Zugarbeit“ werde vor allem bei den Freunden aus Wales betrieben, so Leins. Währenddessen zeigen andere Gruppen, wie sie sich in Formationen bewegen – dazu ertönt die Musik aus Lautsprechern. Majestätisch schreiten die Neufundländer daher, während ihre Besitzer sich je nach Musik schneller oder langsamer bewegen. Die Hunde machen einen so tiefenentspannten Eindruck, dass man sich dann doch wundert, wenn sich mal zwei oder drei gegenseitig anknurren. Aber das muss halt als Hund einfach mal zwischendurch sein.

Wer die Hunde beim Training sehen möchte, hat dazu jeden Sonntagvormittag Zeit. „Man muss mir nur eine Mail schicken, dann sage ich wo und vor allem ob wir trainieren. Wenn es stark geregnet hat, macht das keinen Sinn und kann kurzfristig abgesagt werden“, sagt Dieter Leins.