Manche lieben das Kunstwerk, andere finden es hässlich. Nur eines ist klar: Der Spirillo muss saniert werden.

Neugereut - Für die einen ist die Großplastik mitten im Herzen Neugereuts das Wahrzeichen schlechthin. Für die anderen ist der Spirillo dagegen eher ein rostiges Gerippe, mit dem sie nicht viel anfangen können. Das ist seit mehr als 30 Jahren so. Gerald Peißl, der sich schon genauso lange in diesem Stadtteil Mühlhausens ehrenamtlich engagiert, meint, dass die Identifikation mit der Plastik in den vergangenen Jahren etwas verloren gegangen sei: „Für die erste Generation der Neugereuter ist der Spirillo ein wichtiges Symbol. Aber die Jugendlichen interessiert das Kunstwerk leider nicht so sehr.“

 

Als 1971 die ersten Wohnungen in Neugereut bezogen wurden, sah der neue Mühlhäuser Stadtteil ganz anders aus als heute. „Es gab noch sehr viele Streuobstwiesen im Zentrum“, erinnert sich der Architekt Wolfgang Zaumseil. Auch acht Jahre später sei vieles noch im Bau gewesen, das heute den Ortskern Neugereuts prägt. „Das ökumenische Gemeindezentrum war noch nicht fertig, und das Kinder- und Jugendhaus Jim-Pazzo gab es noch gar nicht“, sagt Zaumseil.

Ein Symbol, das Lebensfreude spenden soll

Er muss es wissen, denn der Architekt arbeitete 1979 und 1980 rund acht Monate am Spirillo direkt im Zentrum des Stadtteils. Er schlief sogar vor Ort in einem Bauwagen. Mit dabei waren damals Dorothea Kalberer-Brenek, Marcel Kalberer und Jonas Braun, mit denen Zaumseil die Künstlergruppe Sanfte Strukturen bildete, die in Neugereut den Ideenwettbewerb des Stuttgarter Hochbauamtes im Rahmen von „Kunst am Bau“ gewonnen hatte.

„Wir wollten für die Mitte Neugereuts ein Symbol schaffen“, sagt Zaumseil. Der Spirillo stehe für die Natur, die damals dem neuen Mühlhäuser Stadtteil weichen musste. „Er möchte Lebensfreude spenden, die Menschen erheitern und sie auffordern, aktiver und gestaltender Teil des öffentlichen Raumes zu sein.“

Das sollte dem Spirillo vor allem durch die große Mosaiklandschaft gelingen, die unterhalb der Steinsäule und des Kupferbaumes zum Verweilen einlädt. Dabei plätscherte auf Knopfdruck zumindest die ersten paar Jahre ein Bächlein aus einer Quellmulde im Mosaikgebirge. Auf den Terrassen sind Spielbretter in die Landschaft des Kunstwerks eingelassen. Wer auf dem Spirillo nicht nur sitzen, plaudern oder musizieren möchte, kann Schach, Dame, Mühle, Go oder Mensch-ärgere-dich-nicht spielen. Das ganze Gebilde ist umgeben von bepflanzten Hängen und stufenförmigen Sitzbänken, so dass die gesamte Anlage den Eindruck eines Amphitheaters entstehen lässt.

Eine Runderneuerung als Symbol für den erneuten Aufbruch

80 000 Mark durfte das Kunstwerk damals in der Herstellung kosten. Die Gruppe Sanfte Strukturen baute den Spirillo mit ihren rund 75 000 Mosaiksteinchen für 70 000 Mark, damit die restliche Summe für verschiedene Aktionen und Veranstaltungen rund um das Kunstwerk ausgegeben werden konnte. So fand 1981 beispielsweise ein Rockkonzert statt.

„Leider wurde der Spirillo immer wieder beschädigt“, sagt Architekt Zaumseil. Zudem sei das Kunstwerk in die Jahre gekommen. Zwar seien der Metallbaum 1994 und die Mosaiklandschaft 1996 schon einmal saniert worden, die Großplastik müsste aber eigentlich komplett erneuert werden. Im Rahmen des Bund-/Länderprogramms die Soziale Stadt Neugereut könnte dies geschehen. Mühlhausens Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler sieht das als Chance: „Ein runderneuerter Spirillo könnte Symbol für den erneuten Aufbruch in Neugereut werden, der dann auch die jüngere Generation umfasst.“