In der Spielstadt Neuropoli im Kinder- und Jugendhaus gibt es gleich zwei Bürgermeister, einen Supermarkt und eine eigene Währung. Natürlich müssen die Bürger auch Steuern zahlen.

Neugereut - Vor den Tischen, die zum Arbeitsamt der Kinderspielstadt Neuropoli gehören, steht am Mittwoch um kurz nach zehn Uhr ein Pulk Kinder. Sie alle sind im Kinder- und Jugendhaus Jim Pazzo in Neugereut als Spielort auf der Suche nach Jobs. Gerade ruft Andrea Erdogan das Tattoo-Studio auf. Sie arbeitet in der Kindertagesstätte Eulennest, die sich an Neuropoli beteiligt. Viele Kinder strecken ihre Hände in die Luft. Einen Moment müssen sie so verharren. Denn Erdogan schaut in Listen nach wer schon Tattoo-Studio gespielt hat. Dann wählt sie Kinder aus. Wer an dieser Station leer ausgeht, bekommt an dem Tag noch eine zweite Chance. Nach dem Mittagessen werden die Jobs erneut verteilt. Die Auswahl ist groß. An 35 Stationen wie einem Theater, einem Tanzstudio, einem Casino oder der Polizei füllen die Kinder ihre Stadt mit Leben.

 

Zehn davon werden die 118 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren kennen lernen. Neuropoli dauert nur eine Woche. Die Kinderspielstadt wird unter anderem veranstaltet vom Kinder- und Jugendhaus Jim Pazzo, der Mobilen Jugendarbeit Neugereut, dem Bezirksrathaus Mühlhausen und der Kindertagesstätte Eulennest.

Im Supermarkt als einer der Stationen ist es gerade ruhig. Der 16-jährige Fabian wartet auf Kunden. Er zählt zum Team der 40 Ehrenamtlichen, die mit den zwölf Hauptamtlichen gemeinsam den Kindern die Spielstadt ermöglichen. Vor ihm liegt von den Teilnehmern gebastelter Schmuck, den Fabian verkauft. Bezahlt wird mit der Spielwährung Ropi. Statt kleiner Kunden kommen nun Erwachsene zu Besuch. Bernd-Marcel Löffler, der Bezirksvorsteher von Mühlhausen, und Brigitte Lösch (Grüne), die Vizepräsidentin des Landtags, schauen sich an diesem Mittwoch die Kinderspielstadt an. Marion Westermayer, die Leiterin des Kinder- und Jugendhauses Jim Pazzo, führt Lösch und Löffler durch Neuropoli.

Drei Ropi Lohn pro Stunde

Lösch möchte von Fabian wissen, warum auf einem Regal Hüte liegen. „Wir haben hier auch einen Kostümverleih“, antwortet der. Nach einigen Minuten kommt der zehnjährige Jan, um Fabian zu unterstützen. „Ich finde es gut, im Supermarkt zu arbeiten, weil hier viele Kinder herkommen“, sagt Jan. Er hat klare Favoriten: „Am liebsten habe ich im Tattoo Studio und im Tonstudio gearbeitet“, erzählt er.

Vor dem Tresen des Arbeitsamts ist nun niemand mehr. Alle Kinder sind auf die Stationen verteilt. Dahinter steht der kleine Bürgermeister Luca. „Ich mache heute eine Umfrage, ob die anderen mehr oder weniger Arbeitslohn haben wollen“, sagt er. Er teilt sich sein Amt mit Justin, einem anderen Jungen.

Die Kinder können ihren Lohn auf die Neuropoli-Bank bringen. Die hat einen besonderen Geldautomaten, der aus einem Karton besteht. Daran sind Hebel montiert. „Wenn jemand daran zieht, weiß der hinter dem Schalter, wie viel Geld das Kind abheben will“, erklärt Westermayer.

„Es gibt drei Ropi Lohn pro Stunde. Einer muss aber als Steuer an die Stadt gezahlt werden“, erklärt Sabine Hermentin von der Mobilen Jugendarbeit Neugereut. Auch wenn es viele Aufgaben gibt, soll Neuropoli vor allem Spaß machen. „Sie merken aber schon, wie es ist, ihr eigener Chef zu sein und Aufgaben im Gemeinwesen zu übernehmen“, sagt Hermentin.