Die städtische Wohnbaugesellschaft möchte sich bei der Neugestaltung des Apostelreals in der Göppinger Innenstadt nicht vom Gemeinderat hineinpfuschen lassen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Zu Beginn der Sitzung hat Hans Bernlöhr noch einen Wunsch geäußert: „Händelt nicht so viel“, gab der nach 40 Jahren verabschiedete Stadtrat seinen Kollegen mit. Doch eineinhalb Stunden später war es wieder so weit, und es half nur noch eine Auszeit. Immerhin dies war ein weiser Beschluss des Oberbürgermeisters. Zuvor hatte Guido Till nach Kräften mitgewirkt, das Klima zu strapazieren.

 

Es hatte damit begonnen, dass Till den bereits im Dezember eingegangenen Antrag von Grünen, SPD und Freien Wählern, der für die weitere Entwicklung des Apostelareals einen Architektenwettbewerb vorschlug, erst am Sitzungstag den Stadträten vorlegte. Prompt erklärte Klaus Rollmann für die FDP/FW-Fraktion, man könne unmöglich über ein Papier abstimmen, das man vorher nicht gekannt habe.

25 Millionen Euro sollen ins Apostel gesteckt werden

Wäre abgestimmt worden, hätte der Antrag zunächst gute Chancen auf eine knappe Mehrheit gehabt. Wohl deshalb wollte Till eine Abstimmung vermeiden. Der Antrag gehe ins Leere, weil er im Kern auf das Apostelhotel ziele. Das sei aber im Besitz der Familie Nanz. Und so lange Nanz nichts von der Stadt wolle, fehle jede Handhabe, so Till. Auch Volker Kurz, der Geschäftsführer der Städtischen Wohnbau (WGG), die zusammen mit Nanz das Areal entwickelt und die 45 Prozent der Fläche hält, sprach sich gegen einen Wettbewerb aus. Er warb für Vertrauen. „Wir haben jetzt eine realisierbare Grundlage für die Sanierung, die zeitnah starten kann“, sagte Kurz und stellte eine 25 Millionen-Euro-Investition in Aussicht. Zudem habe man per Mehrfachbeauftragung fünf Architekturbüros an der Konzeptionierung beteiligt.

Dabei sei es aber nicht um die Feinheiten einer Planung gegangen, sagte der fraktionslose Stadtrat Joachim Hülscher. Er hege kein Misstrauen, versicherte Christoph Weber (Grüne). Die Öffentlichkeit habe aber „ein Interesse und ein Recht mitzusprechen“. Felix Gerber (CDU) erklärte hingegen, der Gemeinderat sei mit neun Köpfen im WGG-Aufsichtsrat vertreten. „Da haben wir unser Mitspracherecht.“

Verblüffende Wende

Als der Freie-Wähler-Vorsitzende Wolfram Feifel plötzlich Zweifel zugab und sein Fraktionskollege Emil Frick komplett umkippte, änderten sich die Vorzeichen. Er ziehe seinen Antrag auf Vertagung zurück, sagte Rollmann. „Dann stimmen wir ab“, sagte Till zur Verblüffung der Zuhörer. Tumult. Sitzungsunterbrechung. Auf Wunsch von Feifel und Weber, die nun nicht mehr abstimmen wollten, wurde doch vertagt.