Der Saalbau in Neuhausen auf den Fildern ist frisch saniert – und sieht fast wieder so aus wie vor 112 Jahren.

Neuhausen - Die Akustik im Saal ist jetzt so gut, dass Ingo Hacker seine Ansprache sogar ohne Mikrofon halten kann. Dennoch gefallen dem Neuhausener Bürgermeister besonders die stillen Örtchen im frisch sanierten Saalbau. „Die Stuckdecke in der neuen Behindertentoilette und das kleine Stückchen Säule, das man von drinnen sieht, sind meine Lieblingsdetails“, sagte er am Dienstagabend bei der Eröffnungsfeier.

 

Beim Betreten des Saalbaus fallen einem aber zunächst andere Dinge ins Auge. Der alte Linoleumboden ist durch Parkett ersetzt worden, und wo vorher weiße Tapete an den Wänden klebte, schmücken jetzt Ornamente den Raum. Auch die Bühne ist auf dem neuesten Stand, und eine Fußbodenheizung wärmt den ehemals zugigen Saal von unten. Die Säulen an der Fensterseite des Saals haben den Anschein, als seien sie aus Marmor, doch ein genauer Blick verrät, dass hier nur Altes neu angemalt wurde.

Überraschung unter der alten Tapete

Altes neu zu malen, das war die größte Herausforderung bei der Sanierung. Dabei standen die Handwerker unter Zeitdruck: Die Arbeiten mussten noch in diesem Jahr fertig werden. Sonst wäre das Fördergeld des Landes verfallen, das noch von der Ortskernsanierung übrig geblieben war. Knapp haben es die Handwerker geschafft; mit wenigen Handgriffen wird das Gesamtwerk Saalbau in diesen Tagen nach etwas mehr als fünf Monaten vollendet.

„Das ist schon ein kleines Wunder“, sagte Hacker, denn es gab eine unvorhergesehene Verzögerung. Als die Handwerker die zwei Lagen Tapete von den Saalwänden entfernten, stießen sie auf eine hübsche Überraschung: Unter den Papierschichten waren noch Reste der Originalbemalung zu erkennen. Mit dem Denkmalamt einigte man sich darauf, die Malereien nicht zu restaurieren, um Zeit und Geld zu sparen. „Wenn wir das gemacht hätten, wäre der Saal für unser heutiges Empfinden überladen gewesen“, sagte der Bürgermeister.

Reduzierte Malereien schmücken die Wände

Stattdessen wurden die Ornamente abgespeckt und in reduzierter Form neu an die Wände und die Decke gebracht. Eine Dekorationsmalerei über der Bühne rekonstruierte der Restaurator Erwin Raff nur auf Grundlage von alten Fotos.

Die Decke des Sängersaals auf der Empore ist noch nicht saniert. Dort sind noch die alten Malereien zu erkennen. Sie zeigen neben den Dirigenten des Sängerbunds Theodor Weiß und Andreas Rank Erst auch die Konterfeis der Komponisten Wagner, Weber, Gluck und Mozart. Die Arbeiten an diesem Teil des Saals sind für das kommende Jahr geplant.

850 000 Euro habe die Sanierung gekostet, verrät Hacker. Doch dank der Förderung vom Land „war es für uns als Kommune wesentlich günstiger.“

Mehr als 100 Jahre alt

Geschichte:
Der Saalbau wurde erst 1900 an die schon bestehende Wirtschaft Zum Fuchs angebaut. Die Wirtschaft gehörte seit 1897 einer Gesellschaft, die aus Mitgliedern des Sängerbaus bestand. Nach dem Tod des Hauptanteilseigners Josef Volk 1937 betrieben seine Erben die Gaststätte weiter. 1954 kaufte die Memminger Bürger- und Engelbrauerei die Gaststätte und benannte sie in „Saalbau“ um. Seit 1970 ist die Gemeinde Neuhausen Eigentümer des Gebäudes.