Eine US-Firma entwickelt ein Gerät, das der Polizei helfen soll, Handynutzer hinter dem Steuer aufzuspüren. In Deutschland stößt die Erfindung auf Interesse - doch es gibt auch Bedenken.

Washington/Berlin - Ein kurzes Piepen, ein schneller Blick aufs Display und dann fix die SMS beantworten: Für Autofahrer kann solch ein Verhalten tödlich enden. Das Benutzen des Handys hinterm Steuer ist lebensgefährlich - und deshalb in Deutschland verboten. Doch die Handynutzer zu entlarven, stellt die Polizei oft vor Schwierigkeiten.

 

Die Firma ComSonics aus dem US-Bundesstaat Virginia will helfen: Sie entwickelt derzeit einen Handydetektor. Die Funktion des Geräts ähnelt den „Radarpistolen“, mit denen die Polizei die Geschwindigkeit von Autos misst. Der Detektor soll Funkfrequenzen ausfindig machen, die bei der Datenübertragung von Handys aus dem Auto heraus gesendet werden. Damit - so die Idee - lässt er nicht nur die Telefonierer, sondern auch die SMS-Schreiber auffliegen, die das Handy während der Fahrt in den Schoß legen und unauffällig tippen.

Die Innovation könne zwischen einem Anruf, einer Textnachricht und Datentransfer unterscheiden, sagte ComSonics-Sprecher Malcom McIntyre der Zeitung „The Virginian-Pilot“. Besonders in Virginia könnte das Gerät für die Staatskasse nützlich sein: Während das Telefonieren dort während der Fahrt erlaubt ist, kann das SMS-Schreiben bis zu 125 Dollar (rund 100 Euro) Strafe kosten.

"Simsen" in Alaska wird teuer

In den meisten anderen US-Staaten ist das ähnlich, wenngleich die Bußgelder für das Texten beim Fahren erheblich variieren: Während Simser in Alaska laut einer Recherche des US-Magazins „Mother Jones“ mit 10.000 Dollar (rund 7800 Euro) Strafgeld und einer einjährigen Gefängnisstrafe rechnen müssen, werden in Kalifornien gerade einmal 20 Dollar (rund 15 Euro) SMS-Bußgeld verhängt.

Mit genauen Angaben über das neue Gerät ist Hersteller ComSonics allerdings noch ziemlich zurückhaltend. „Das Produkt ist in den frühen Stadien der Entwicklung“, teilte McIntyre der Nachrichtenagentur dpa mit. Dagegen findet die Polizei schon jetzt Gefallen an der Neuerung: „Der Detektor ist schon ein interessantes Gerät. Wir werden überprüfen, ob wir es für unsere Arbeit gebrauchen können“, sagte Corinne Geller, Sprecherin der Polizei in Virginia, der dpa. Es müsse allerdings geklärt werden, ob sich eine Anschaffung auch finanziell lohne.

Der Handy-am-Steuer-Detektor trifft auch in Deutschland auf Interesse. „Wenn wir das Gerät einsetzen könnten, wäre das prima“, sagte Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), der dpa. Es gebe zwar keine Erhebungen über die Anzahl der Verkehrsunfälle aufgrund von SMS-Schreiben. „Aber es sind vermutlich zahlreiche“, sagte Wendt. In Deutschland darf man zwar über eine Freisprechanlage telefonieren, SMS-Schreiben oder Handytelefonie ist aber verboten. Wer dagegen verstößt, muss 60 Euro Strafe zahlen und bekommt einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderdatei. Die Beweisführung sei für die Beamten schwierig: „Manchmal ist kaum zu erkennen, ob da ein Handy in Benutzung ist oder nicht“, sagte Wendt.

Doch der Handydetektor könne ebenfalls Probleme verursachen - etwa, wenn er in der Lage sei, auch den Inhalt von Daten abzugreifen. „Außerdem macht das Gerät keinen Sinn, wenn es nicht erkennen kann, ob der Fahrer oder der Beifahrer das Handy nutzt“, sagte Wendt. Bis es tatsächlich zu einer Zulassung in Deutschland käme, müssten diese Bedenken ausgeräumt werden.