Den Neujahrsempfang 2014 hat die Landesregierung den Mittelständlern gewidmet. 550 waren am Samstag eingeladen. Der Regierungschef ermunterte sie, bei einer “Allianz für Erfolg“ im Land mitzuwirken. Künstlerischen Nachwuchs erlebten die Gäste auch: der Neue Kammerchor am Schiller-Gymnasium Heidenheim umrahmte den Empfang.

Stuttgart - Wer hat nun am meisten Beifall bekommen? Es gehört zum Neujahrsempfang der Landesregierung, dass der Ministerpräsident die – diesmal bis auf drei Kabinettsmitglieder erschienene – Regierungsmannschaft vorstellt. Am Samstag war das Publikum im Neuen Schloss nicht unbedingt grün-rot-nah. Man hatte Vertreter der Wirtschaft, insbesondere aus dem Mittelstand eingeladen. Sie spendeten freundlichen Beifall, als Winfried Kretschmann (Grüne) die Minister und Staatssekretäre präsentierte, die sich hinter ihm auf dem schmalen Podest drängten. Die Gäste sollten ein Gesicht zu der Person bekommen, an die sie sich womöglich später direkt mit einem Anliegen zu wenden vorgenommen hatten.

 

Freilich konnte man den Eindruck gewinnen, dass Gerlinde Kretschmann am meisten beklatscht wurde. „Meine Frau ist auch da,“ hatte der Regierungschef erklärt, aber gleich die Hoffnung nachgeschoben, man möge sie nicht aushorchen, wie er sich zu Hause anstelle.

Die Grün-Rot bemüht sich sichtlich um die Wirtschaft. 2012 waren im sozialen Bereich ehrenamtlich Tätige zum Neujahrsempfang eingeladen worden. Vergangenes Jahr hatte man sich an Kunst- und Kulturschaffende gewandt. 2014 heißt das Motto „Mittelstand in Baden-Württemberg“. 550 Mittelständler und ihre Interessenvertreter konnten die Honneurs Kretschmanns stellvertretend entgegennehmen.

Forschungsförderung angemahnt

„Wenn’s dem Mittelstand gut geht, dann kann auch das Land nicht klagen“, sagte Kretschmann. „Der Mittelstand in unserem Land punktet mit Innovationen.“ Die baden-württembergischen Unternehmer „reagieren flexibel, schnell und vor allem selbstständig auf die Veränderungen der Nachfrage an den Märkten“. Dabei „warten sie nicht auf staatliche Vorgaben, auf staatliche Förderung und brauchen für ihren Modernisierungskurs schon gar keinen staatlichen Auftrag“.

Ein bisschen Unterstützung dürfe es aber schon geben. „Nirgendwo auf der Welt ist die Wirtschaft allein in der Lage, die gewaltigen Kosten für Forschung und Entwicklung für die ökologische und digitale Modernisierung der Industrie allein zu stemmen,“ so der Regierungschef. „Also ist es doch nur folgerichtig, dass öffentliche Forschungsförderung systematisch ausgebaut wird.“ Da tue Deutschland zu wenig, im Unterschied etwa zu Japan, Südkorea oder Israel. „Ich wünsche mir, dass die neue Bundesregierung sich daran ein Beispiel nimmt und den Koalitionsvertrag nachbessert,“ erklärte Kretschmann. „Der Mittelstand hat berechtigte Ansprüche auf Forschungsförderung.“

Reisen bildet

In besagten Ländern ist Kretschmann selbst an der Spitze einer baden-württembergischen Delegation gewesen. Die Unternehmer wünschen sich noch mehr türöffnende Hilfestellungen durch den Ministerpräsidenten. Im neuen Jahr stehe keine einzige größere Reise auf Kretschmanns Dienstplan, hatte der Präsident der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertages, Peter Kulitz, im Vorfeld angemerkt. Kretschmann beeilte sich zu hinterlegen, dass er solche Reisen natürlich auch mache, „soweit es die Regierungsgeschäfte zulassen“. Dafür lobte er in sehr hohen Tönen seinen Stellvertreter, den Wirtschafts-und Finanzminister Nils Schmid (SPD), der „ein ambitioniertes Reiseprogramm“ absolviere. Das anerkennt auch die Wirtschaft. Schmid nahm das Lob entgegen – im Bewusstsein, dass er am anderen Morgen die nächste Delegation ins asiatische Myanmar führen darf.

Im Land ist die Energiewende ein großes Thema. Da wünscht sich Kretschmann, dass die Wirtschaft „sich selbst als Subjekt und nicht als Opfer“ begreift. Viele Mittelständler immerhin hätten die Chancen erkannt und gestalten die Produktionsprozesse neu und energieeffizient und erzeugen dabei selbst Energie. Eine „Allianz für Erfolg im ökologischen und digitalen 21. Jahrhundert“ möchte Kretschmann im Land hinbekommen „und setze dabei auf Ihren Rat und Ihre Unterstützung“.