Nach dem sensationellen Gartenschaujahr möchte Fellbachs Oberbürgermeisterin den Schwung auch in die kommenden zwölf Monate mitnehmen. Schwerpunkte sind Wohnbau, Gewerbeflächen – und der Europäische Kultursommer.

Fellbach - Sichtlich beeindruckt von der Fülle an Eindrücken, die er in der Schwabenlandhalle sammeln konnte, trat Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr am frühen Sonntagnachmittag die Heimreise nach seinem Premierenbesuch beim Fellbacher Neujahrsempfang hinauf in den Schwäbischen Wald an.

 

Zu Beginn rief ein auf die große Leinwand projizierter Film noch einmal die Fellbacher Beiträge zur gelungenen Remstal-Gartenschau in Erinnerung

Ein mit 800 Besuchern fast komplett gefüllter Hölderlinsaal, beste Stimmung, hochkarätige Gäste, nachdenklich stimmende Redner, aufmerksame Zuhörer, schwungvolle Musikeinlagen durch die Bigband Dirty Dozen und den Elternchor Gustaphon, dazu beim anschließenden Ständerling geschmackvolle Häppchen samt bester Weine vom Kappelberg: Ein Empfang, wie er nur Vorbild sein kann für ähnliche Zeremonien andernorts. Zu Beginn rief ein auf die große Leinwand projizierter Film noch einmal die Fellbacher Beiträge zur gelungenen Remstal-Gartenschau in Erinnerung. Dass diese „wunderbare Kulturlandschaft hier vor Ort“ derart erfolgreich auch überregional in den Fokus gerückt werden könne, damit sei vorher nicht unbedingt zu rechnen gewesen, bilanzierte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in ihrer Ansprache: „Wir hatten eine tolle Gartenschau.“ Diesen „Schwung des vergangenen Jahres“ gelte es nun mitzunehmen und 2020 „zuversichtlich und tatkräftig“ anzugehen. Doch wenn sie davon spreche, „dass wir die Zukunft bauen müssen“, dann meine sie das nicht nur im übertragenen Sinne, so Gabriele Zull mit Blick auf die von ihr initiierte Wohnbauoffensive in Fellbach. Als Beispiele für die weiteren Aktivitäten nannte sie die in diesem Jahr beginnenden Bebauung des Hallenbad-Areals, die voraussichtlich ab Sommer bewohnbare Neue Mitte Schmiden oder im Herbst das Projekt „Wohnen für alle“ an der Siemensstraße, Ecke Fellbacher Straße.

Allerdings, so warnte Gabriele Zull, bilde die bauliche Sanierung nur den Rahmen für eine attraktive Innenstadt

Auf zwei weitere Bereiche müsse man in den kommenden Jahren ebenfalls das Augenmerk richten: Gewerbeflächen müssten bereitgestellt und die Fellbacher Grünstrategie weiter konkretisiert und vorangebracht werden. Zulls klares Bekenntnis: „Wir haben den ,Kampf’ – ich benutze das Wort ganz bewusst – wir haben den Kampf um die Erhaltung unserer Ortszentren aufgenommen.“ Sie erinnerte in diesem Zusammenhang an die anfangs umstrittene Umgestaltung des Quartiers südlich des Rathauses. „Heute gehört das Rathaus-Carrée samt der Markthalle zu den Vorzeigeprojekten der Stadtentwicklung.“ Mit der Sanierung in Schmiden „gehen wir derzeit in unserem zweitgrößten Stadtteil ähnliche Wege.“ Neben modernem Wohnraum und einer Arztpraxis entstehe dort ein gemütlicher Platz samt Café oder Bistro „als lebendiger Mittelpunkt“.

Und „hier in Fellbach“ gehe es im Frühjahr nördlich des Rathauses weiter mit der Cannstatter Straße, südlicher und in der weiteren Abfolge auch nördlicher Bahnhofstraße. Allerdings, so warnte Gabriele Zull, bilde die bauliche Sanierung nur den Rahmen für eine attraktive Innenstadt. „Wirklich anziehend muss das Angebot sein, dort einzukaufen und zu verweilen. Auf Sie und mich, auf uns alle als Verbraucher kommt es an – und auf unser Einkaufsverhalten“, erläuterte die OB mit Blick auf Online-Konkurrenz und große Handelsketten.

Die Kunst des Lebens, sie wird auch in diesem Jahr in Fellbach gefragt sein.

Doch natürlich werde es 2020 in Fellbach nicht nur um Wohnen, Gewerbe und Klimaschutz gehen, „sondern auch um die französische Lebensart und um den einzigartigen Remstal-Spirit“, so Gabriele Zull mit Blick auf den anstehenden Remstal-Sommer. Der Europäische Kultursommer bringe mit dem wichtigsten Partner Deutschlands, dem Gastland Frankreich, einzigartiges Flair in die Stadt. „Ein Land, mit dem wir vor allem durch unsere jahrzehntelangen Städtepartnerschaften mit Tain l’Hermitage und Tournon-sur-Rhône tief verbunden sind.“ Darüber hinaus hätten Fellbach und Frankreich „eine besonders charmante Gemeinsamkeit: die Fähigkeit zum Genuss, die sich in einer von Wein und Kulinarik geprägten Kultur der Gastlichkeit ausdrückt. Das Motto des Kultursommers lautet denn auch folgerichtig: „L’art de vivre“.

Die Kunst des Lebens, sie wird auch in diesem Jahr in Fellbach gefragt sein.

Beim Neujahrsempfang in der Schwabenlandhalle hat die Stadt Fellbach Ehrenplaketten vergeben – an zwölf aktive Bürger

Viel Beifall war ihnen gewiss, prägen sie doch teils seit Jahrzehnten das politische, gesellschaftliche, kulturelle, sportliche und soziale Leben. Weil sie das ehrenamtlich tun, wurden zwölf Engagierte von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull mit der Ehrenplakette der Stadt ausgezeichnet.

Er ist der Herr der Zahlen im Musikverein Oeffingen: Hans-Otto Kränzle. 1984 trat er in den Traditionsverein ein, nicht um selbst auf der Bühne zu stehen, sondern um die Arbeit des Vereins und das Oeffinger Kulturleben zu unterstützen. Er war lange Vorsitzender, nun ist er Kassierer. Roswitha Morlok-Harrer war über Jahre im Elternbeirat wie auch in der Schulkonferenz der Fröbelschule vertreten. 2001 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Vereins der Freunde und Förderer der Fröbelschule. Das Thema Inklusion treibt sie um. Bis zum vergangenen Jahr leitete sie den Seniorentreff in Oeffingen. Robert Off wiederum stellte sich fast 40 Jahre lang als Feuerwehrmann in den Dienst der Gemeinschaft. Bis 2013 war er Vizekommandant der Einsatzabteilung Fellbach.

Gleich sieben langjährig im Gemeinderat Aktive durften aufs Podium

Erster Ehrenplakettenträger in der neuen Kategorie „Junges Engagement“ ist Raphael Plato. Mit knapp neun Jahren trat er 2001 in die Budoabteilung des SV Fellbach ein. Als 17-jähriger wurde Plato Übungsleiter für die Jugend und die Aktiven. Seit 2017 fungiert er zudem als Manager der ersten Mannschaft.

Unzähligen Kindern hat Britta Wackenheim Freude an der Bewegung und Spaß am Sporttreiben vermittelt. Als 14-Jährige trat sie 1979 in den TSV Schmiden ein und übernahm früh Verantwortung als Übungsleiterin. Seit 2013 ist sie Abteilungsleiterin der Kindersportabteilung und Leiterin der Mädchengruppe.

Gleich sieben langjährig im Gemeinderat Aktive durften aufs Podium. 1975 wurde Herbert Aldinger für die CDU erstmals in den Gemeinderat gewählt, insgesamt wirkte er 35 Jahre mit. Auch Ralf Bauerle war bei der CDU, nach zehn Jahren zog er sich zurück. Insgesamt 28 Jahre brachte sich die Architektin und Stadtplanerin Ulrike Dreßler-Uetz im Fellbacher Gemeinderat für die SPD ein. Ihr Fraktionskollege Hans-Peter Krause fand über sein Engagement als Sprecher der Bürgerinitiative „Fellbach ist nicht Manhattan“ den Weg in die Kommunalpolitik und blieb zehn Jahre lang dabei. Harald Rienth gehörte der CDU-Fraktion als Stadtrat 20 Jahre lang an. Nach 25 Jahren Schaffen und Wirken als CDU-Gemeinderat entschied sich Paul Rothwein, 2019 nicht erneut zu kandidieren. Auch Joachim Sixt hörte voriges Jahr auf, nach 30 Jahren im Gemeinderat. 1989 war er erstmals für die FW/FD-Fraktion gewählt worden.