Ehrentitel für den Geburtshelfer von Prinz George: die Titelliste der britischen Queen, die alljährlich Personen mit besonderen Verdiensten auszeichnet, freut die einen und ärgert die anderen.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - Immer zu Neujahr kommt in London „die Liste“ heraus. „Die Liste“ verzeichnet die Bürger, die von der Queen für besondere Verdienste geehrt werden. 1195 Namen stehen diesmal auf der Liste. Darunter finden sich die üblichen Berühmtheiten, wie etwa der Bildhauer Antony Gormley oder der Dirigent Simon Rattle. Aber auch Unbekanntere wie Julia Slingo vom Wetteramt. Oder Celia Hoyles vom Nationalen Zentrum für Trefflichkeit beim Lehren von Mathematik. Wer auf die Liste kommt, wird von neun Ausschüssen in neun stillen Kämmerlein geregelt.

 

Geburtshelfer des kleinen George

Lautstarke Verwunderung über die Auswahl gehört zur Tradition. David Beckham zum Beispiel hat es diesmal, trotz heißer Spekulationen in der Presse, nicht geschafft. Dafür wird Marcus Setchell zum Ritter geschlagen. Das große Verdienst des 70-jährigen Frauenarztes ist es, seinen Ruhestand verschoben und dem kleinen George, einem künftigen König von England, auf die Welt verholfen zu haben. Zudem war Setchell 20 Jahre lang Chefgynäkologe der Königin. Künftig „Sir Marcus“, erhält der Arzt nun den Titel eines „Knight Commanders of the Royal Victorian Orders“. An ähnlich antiquierten Titeln, in denen noch viel vom Britischen Empire die Rede ist, herrscht kein Mangel im Königreich. Weibliche Ritter gibt es keine, dafür aber „Dames“, also Damen. Übrigens ist die diesjährige Liste die erste in der Inselgeschichte, die mehr Frauen (51 Prozent) als Männern Verdienstwürdigkeit bescheinigt.

Leider, monieren Kritiker, lenke dieser erfreuliche Trend aber davon ab, dass immer mehr der Geehrten ihre Ehrung weniger dem Dienst an der Gesellschaft (oder der Krone) als dem an den jeweils Mächtigen verdanken. So gehören zu den jetzt Bedachten ein einflussreicher PR-Firmenchef, mit dem der Premier David Cameron gern urlaubt, mehrere Tory-Aktivisten aus Camerons und Schatzkanzler George Osbornes Wahlkreisen, Geschäftsleute, die sich für die Tories einsetzen, und einige der großen Parteispender der Konservativen. Es sei, klagt die Schriftstellerin Zoe Williams, „betrüblich“, wenn man „mit ansehen muss, wie die herrschende Klasse Leute belohnt, die ihr Geld gegeben haben, damit sie weiter herrschen kann“. Williams wird wohl auch nächstes Jahr nicht auf „der Liste“ stehen.