Böller, Raketen und Feuerzangenbowle – das ist Silvester in Deutschland. Doch wie begehen die Menschen in anderen Ländern den Jahreswechsel? Oder wird das neue Jahr gar an einem anderen Termin begrüßt? Unsere StZ-Korrespondenten berichten.

Kapstadt feiert zum Jahreswechsel seinen ganz speziellen Karneval: mit bunten Kostümen, weiß geschminkten Gesichtern und dröhnenden Trommeln. Der Brauch des „Minstrel Carnival“ ist eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert. Es ist das Fest der Coloureds, der Farbigen, die von Sklaven aus Westafrika, aus Madagaskar und Südostasien abstammen, aber auch von weißen Siedlern und Ureinwohnern des Kap. Zu Apartheidzeiten wurden Coloureds als eigene Rasse behandelt. Der Karneval beginnt Silvester mit dem Nachtmarsch der meist muslimischen „Kapmalaien“ – ein kolonialer Ausdruck für die im 18. Jahrhundert aus Asien ans Kap verschleppten Arbeiter. Höhepunkt ist die Parade am 2. Januar, das „Zweite Neujahr“, bei der Tausende „Minstrels“ in Kostümen, mit weißen Hüten und Sonnenschirmen durch die Stadt tanzen.

 

Der Jahreswechsel – Hochsommerzeit auf der Südhalbkugel – war zu Zeiten holländischer und britischer Kolonialherren die einzige Zeit, in der die Leibeigenen einige freie Tage genossen. Reiche Sklavenhalter hielten sich kleine Orchester, die europäische Klassik spielten, aber auch moderne Musik und zudem ihre afrikanischen und asiatischen Musiktraditionen wachhielten. Die heutige Karnevalsmusik am Kap hat eine enorme Bandbreite, von holländisch-burischen Volksliedern bis zu amerikanischen Popsongs – oft mit einem asiatischen Einschlag, begleitet von Gitarren, Mandolinen und Banjos.

Die besseren Kreise Kapstadts schauen oft ein wenig indigniert auf diesen Karneval der Arbeiterklasse. Er gilt ihnen als zu trunken und frivol.