Die Eisenbahnbrücke ist fertig, die Straßen darunter sind aber noch gesperrt (Archivbild). Foto: Schlecht
Seit zwei Jahren haben die Anwohner am Würmtalviadukt in Ehningen eine Baustelle direkt vor der Haustür. Zwar ist die neue Brücke seit Ende März in Betrieb, die Straßen darunter sind aber immer noch gesperrt.
S-Bahnen und Züge rollen bald seit einem dreiviertel Jahr über die neue Eisenbahnbrücke in Ehningen. Doch die Straßen, die unter dem Viadukt hindurchführen und wegen der Bauarbeiten gesperrt waren, sind immer noch dicht. Ihre Freigabe für den Verkehr ist laut einer Bahnsprecherin auf Ende Dezember geplant. Aktuell würden die Straßen wiederhergestellt und an der Beleuchtung gearbeitet.
Uta Stachon (Freie Wähler) ärgert sich, dass es so lange dauert. Die Gemeinderätin wohnt in der Nähe des Viadukts und hat mitbekommen, dass die Sperrung vor allem für Radfahrer große Umwege bedeutet. Gleiches gelte für die Pfadfinder, deren Pfadfinderhaus auf der anderen Seite der Gleise Richtung Aidlingen liegt. Statt dass die Jugendlichen schnell unter der Brücke hindurch radeln oder gehen können, müssten sie den deutlich längeren Weg am Steinbruch und an der Westlichen Randstraße entlang nehmen. „Das ist vor allem im Winter, wenn es früh dunkel wird, eine Zumutung“, findet Stachon.
Brücke seit Juli endgültig fertig
Seit inzwischen etwas mehr als zwei Jahren seien die Aidlinger Straße und der Haldenweg wegen der Baumaßnahme gesperrt. Für Stachon war das nachvollziehbar, als noch am Würmtalviadukt gearbeitet wurde, und sie lobt die neue Brücke, die sie als „Riesengewinn“ für Ehningen bezeichnet. „Aber zum Schluss hat der Druck gefehlt“, so ihre Wahrnehmung. „Ich hätte erwartet, dass mit dem Ende der Arbeiten am Viadukt auch die Straßen zügig wieder freigegeben werden.“
So sah das alte Würmtalviadukt aus. /Stefanie Schlecht
Nachdem das Viadukt Ende März in Betrieb gegangen war, waren die Arbeiten an der Brücke laut einer Bahnsprecherin im Juli vollends abgeschlossen. Warum die Straßenbaustelle erst fünf Monate später endet, erklärt sie mit den Verzögerungen, die beim Bau der Eisenbahnbrücke aufgetreten sind und die neue Absprachen nötig machten. Ursprünglich hätte die Brücke im September 2023 fertig sein sollen, sie ging aber erst ein halbes Jahr später in Betrieb. Rest- und Anpassungsarbeiten an den Straßen mussten deshalb laut Sprecherin neu mit der Gemeinde und den Anliegern abgestimmt werden.
Nicht zu den Verzögerungen beigetragen haben laut Gemeindesprecherin Theresa Stiller die Aktivitäten der Gemeinde. Ehningen nutzte die Gelegenheit und ließ im Baustellenbereich die Wasserversorgung erneuern, berichtet die Sprecherin. Zudem habe Netze BW Leerrohre verlegt, um das Strom- und Glasfasernetz auszubauen.
Offenbar halten sich Beschwerden in Grenzen
Von den Bewohnern direkt am Würmtalviadukt sind auf jeden Fall starke Nerven gefragt, haben sie doch inzwischen zwei Jahre lang eine Baustelle direkt vor der Tür. Dementsprechend müssen bei der Gemeinde einige Beschwerden eingegangen sein, die Stiller bei einem „Projekt dieser Größenordnung“ als „unvermeidlich“ bezeichnet. „Dennoch zeigen die Anwohner Verständnis, und die Beschwerden sind moderat.“
Seit knapp 150 Jahren spannt sich in Ehningen eine Eisenbahnbrücke über die Würm. Da das alte Viadukt, eine Stahlbrücke und lange Zeit das Gesicht der Gemeinde, in die Jahre gekommen war, ließ die Bahn eine neue Betonbrücke bauen. Die hätte 2023 fertig sein sollen. Aufgrund von Änderungen am Entwurf in einer späten Planungsphase ließ sich dieser Zeitplan laut Bahnsprecherin nicht halten. So wurde sowohl die Bauweise der Widerlager als auch die Position der Spannseile am Brückenüberbau geändert. Das habe „die Umstellung des Bauablaufs und eine Verlängerung der Bauzeit notwendig“ gemacht. Die Kosten erhöhten sich dadurch von 21 auf 27 Millionen Euro.