Nicola Beer aus Hessen soll die neue Generalsekretärin der Liberalen werden. So will es der designierte FDP-Parteichef Christian Lindner. Ihre Berufung ist gleich ein dreifaches Signal.

Stuttgart - Auch wenn der designierte FDP-Chef Christian Lindner in seinen Statements zur Aufmunterung verbliebener Anhänger schon wieder forsch Attacken auf die politische Konkurrenz reitet – die Tragweite dessen, was da bei der Bundestagswahl mit der FDP geschah, ist auch für ihn noch immer nicht abzusehen. Lindner, als NRW-Landesvorsitzender die letzte Hoffnung der FDP, hat alle Hände voll zu tun, nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag den Zerfall zu stoppen. Eine erste, für ihn bedeutsame Personalie hat er jetzt entschieden. Nicola Beer soll Generalsekretärin und damit seine wichtigste Vertraute in dem von ihm organisierten Überlebenskampf der FDP werden.

 

Die Kandidatur der noch amtierenden hessischen Kultusministerin ist ein erstes Zeichen, dass Lindner es ernst meint mit dem angekündigten Neuanfang. Zwar war die 43-Jährige auf Landesebene keine Unbekannte, im Bund aber war sie bisher nur Kennern der Partei aufgefallen. Ihre Kandidatur soll dreierlei signalisieren. Erstens: Das Thema Bildung wird bei der FDP unter Lindners Führung ein deutlich höherer Stellenwert eingeräumt. Zweitens: Frauen sollen weit mehr als bisher das Profil der Partei prägen, und bundespolitisch noch unbekannte Talente sollen eine Chance in der Führung der Partei erhalten. Drittens: Die Erneuerung soll über jene Landesverbände erfolgen, die noch über konkurrenzfähige Strukturen verfügen, weil sie in den Landesparlamenten vertreten sind. In Hessen hat es die FDP immerhin wieder in den Landtag geschafft – wenn auch um Haaresbreite.

Beer und Lindner ticken politisch ähnlich

Politisch ticken Beer und Lindner ähnlich, sie kennen sich seit 15 Jahren. Und so konnte es nicht überraschen, dass Beer frühzeitig Sympathie erkennen ließ für die Kurskorrekturen, die Lindner schon in seiner eigenen Zeit als Generalsekretär der FDP bis zu seinem überraschenden Rücktritt im Dezember 2011 vergeblich hatte durchsetzen wollen. Einem „mitfühlenden Liberalismus“ hatte Lindner damals das Wort geredet, um dem Vorwurf der sozialen Kälte etwas entgegenzusetzen. Die Bedingungen für größtmögliche persönliche Freiheit seien nicht mehr nur den wirtschaftswissenschaftlichen Lehrbüchern zu entnehmen, so Lindner. Die FDP müsse die Perspektive unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen einnehmen, um deren Anliegen verstehen und liberale Angebote zur Lösung ihrer Alltagsprobleme entwickeln zu können. Allein dieser Perspektivwechsel reichte damals allerdings schon aus, um in der FDP als „Linker“ zu gelten.