Ein Autounfall auf glatter Fahrbahn hat die Olympia-Planung von Felix Neureuther durcheinandergebracht. Es ging zum Arzt statt nach Sotschi. Angeschlagen soll er Samstag anreisen. Die Behörden ermitteln wegen des Verdachts auf Fahrerflucht.

Ein Autounfall auf glatter Fahrbahn hat die Olympia-Planung von Felix Neureuther völlig durcheinandergebracht. Es ging zum Arzt statt nach Sotschi. Angeschlagen mit Schleudertrauma und Bänderzerrung soll er Samstag anreisen. Die Behörden ermitteln wegen des Verdachts auf Fahrerflucht.

 

Sotschi/München - Felix Neureuther blickte Stunden nach seinem Autounfall und der verschobenen Olympia-Anreise wieder mit etwas Zuversicht den Winterspielen entgegen. „Es ist Gottseidank glimpflich abgegangen. Es sollte mit dem Start dann hoffentlich funktionieren“, erklärte Neureuther, umringt von einer riesigen Reporterschar.

Der lädierte Hals war von einem dicken blauen Schal verborgen, im Freizeitlook und mit gedrückter Miene machte sich der 29-Jährige nach seinem kurzen Statement auf den Heimweg. Erst einmal wollte er sich von dem Schrecken erholen. „Es geht mir den Umständen entsprechend gut. Ich fliege Samstag nach Sotschi“, erklärte Neureuther und verließ mit seinem Wagen die Münchner Innenstadt.

Droht noch juristischer Ärger?

Der WM-Zweite war am frühen Freitagmorgen auf dem Weg zum Münchner Flughafen mit dem Fahrzeug auf der Autobahn ins Rutschen gekommen und gegen eine Leitplanke geprallt. Dabei erlitt er ein Schleudertrauma und eine Bänderzerrung, prellte sich zwei Rippen. Nachdem die deutsche Medaillenhoffnung den geplanten Abflug nach Sotschi wegen des Unfalls verpasste hatte, soll er am Samstag in den Olympia-Ort nachreisen. Ob es noch Ärger mit der Justiz wegen des Verdachts der Unfallflucht gibt, ist offen. „Wir haben den Unfall dann ganz normal der Polizei gemeldet“, sagte Neureuther.

Für die sportlichen Ziele werden für Neureuther in den kommenden Tagen physiotherapeutische Behandlungen wichtig sein. „Im medizinischen Bereich sind wir gut aufgestellt“, versicherte Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Nach Kombinations-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch ist Neureuther die größte Medaillenhoffnung der deutschen Alpinen. Starts sind im Riesenslalom und Slalom am Mittwoch und Samstag kommender Woche geplant.

"Wir sind relativ optimistisch"

„Wir freuen uns, dass der Unfall von Felix Neureuther glimpflich ausgegangen ist und er am Samstag in Sotschi zu unserer Mannschaft stößt“, erklärte Michael Vesper, Chef de Mission. Alpinchef Wolfgang Maier klang zuversichtlich. „Wir sind relativ optimistisch“, sagte er. Allerdings könne man erst am zweiten oder dritten Tag sagen, wie die Auswirkungen des Schleudertraumas seien. „Aber Felix fährt immer gute Rennen, wenn eine Vorgeschichte da ist“, betonte Maier, der keine rechtlichen Probleme für das Ski-Ass erwartet.

Die Staatsanwaltschaft München II leitete noch am selben Tag ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Unfallflucht ein. Das Verfahren richte sich gegen den Fahrer des Unfallwagens, hieß es aus dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Dass sein Sohn auf dem Weg zum Olympia-Flieger nicht auf die Polizei habe warten können, sei verständlich, betonte Christian Neureuther. Kein anderes Fahrzeug sei beteiligt gewesen. „Es geht hier nicht um Fahrerflucht, wichtig ist doch nur, dass er gesund ist und kein anderer beteiligt war“, sagte Vater Neureuther schon vor der Bekanntgabe des Ermittlungsverfahren durch die Behörde.

Der Unfall geschah auf der am frühen Morgen glatten Autobahn 95 auf dem Weg zum Münchner Flughafen. Von dort wollte der Skirennfahrer zu seinen dritten Winterspielen starten. „Wir können froh sein, dass wir drüber diskutieren, ob er einen Tag später kommt“, betonte der deutsche Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel.

Biathletin Gössner mit im Auto

Ebenfalls mit im Auto war seine Freundin, die Biathletin Miriam Gössner. „Uns ist Gott sei Dank nichts Schlimmes passiert“, sagte sie der Tageszeitung „tz“. Gössner, die wegen ihrer Rückenverletzung in Sotschi nicht starten kann, rief die Polizei in Garmisch-Partenkirchen an, um den Unfall zu melden. „Das Glatteis kam aus dem Nichts“, sagte sie. „Das war nicht vorherzusehen. Zum Glück war es noch so früh und keine weiteren Autos waren unterwegs.“

Sofort Anteil nahm selbst der große Slalom-Konkurrent aus Österreich. „Felix Neureuther, was machst du für Sachen?! Sieh zu, dass du rasch fit wirst. Ich drücke dir die Daumen!!! Alles Beste, freue mich auf dich“, postete Weltmeister Marcel Hirscher. Daumen drückte auch WM-Torschützenkönig Thomas Müller. „Hoffentlich ist es nicht so schlimm und es klappt mit der Medaille in Sochi. Der Herminator hat's damals auch geschafft... Kopf hoch, Felix und GUTE BESSERUNG!“, schrieb der Fußball-Nationalspieler in einem sozialen Netzwerk.

In der Olympia-Saison hatte Neureuther schon vor dem Unfall viel Pech. Nach einer Operation Anfang Juni am linken Sprunggelenk hatte er große Probleme mit der Wundheilung. Statt zwei Wochen dauerte der Genesungsprozess mehr als vier Monate. Beim Konditionstraining Anfang Oktober knickte Neureuther um und erlitt einen Bänderanriss im rechten Sprunggelenk. Diese Blessur handicapte ihn jedoch nicht weiter.

Weiter gebremst wurde der achtmalige Weltcupsieger im Dezember. Im Slalomtraining erlitt der Partenkirchener Rückenprellungen und einen knöchernen Kapselausriss am rechten Daumen. Danach fuhr er mit einer Schiene dennoch überaus erfolgreich - und will das trotz des neuerlichen Unglücks wieder tun.