Neuseelands Premierministerin bringt frischen Wind in die Politik. Zur Uno-Vollversammlung brachte Jacinda Ardern auch das „First Baby“ mit, wie Tochter Neve zu Hause gerne genannt wird. Die Uno begrüßte dies, doch eine japanische Delegation reagierte mit Verwunderung.

Sydney - Für das Treffen in New York war es eine Premiere: Noch nie zuvor hat eine Regierungschefin ihr Baby mit in die Uno-Vollversammlung gebracht. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern änderte dies diese Woche: Während sie am Montag eine Rede bei einem Friedensgipfel zu Ehren des früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela hielt, saß ihr Partner Clarke Gayford mit der kleinen Tochter im Publikum. Später gesellte sich die Politikerin zu den beiden und hielt Baby Neve selbst im Arm und küsste sie.

 

Ardern ist erst die zweite Regierungschefin weltweit, die während ihrer Amtszeit ein Kind bekommen hat. 1990 hatte die frühere pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto eine Tochter geboren, während sie das Land regierte. Nach der Geburt im Juni hatte Ardern sechs Wochen Mutterzeit genommen und ist seitdem wieder im Einsatz für ihr Land. Da Baby Neve erst drei Monate alt ist, wird sie nach wie vor gestillt und muss deswegen ihre Mutter auf der sechstägigen Reise in die USA begleiten. Ihr Vater, der neuseeländische Fernsehmoderator Clarke Gayford, kümmert sich während der Reise um die Tochter. Ardern zahlte die Flüge für ihren Mann jedoch aus ihrer Privatkasse.

Wickeln im Konferenzsaal

Gayford selbst veröffentlichte auf Twitter ein Foto von Neve’s Sicherheitsausweis, auf dem steht: „First Baby“. Einen kleinen Fauxpas gestand er dabei ebenfalls ein: „Ich wünschte, ich hätte den verwirrten Ausdruck einiger japanischer Vertreter festhalten können, als sie gestern in einen Uno-Konferenzraum kamen, in dem gerade Windelwechsel angesagt war.“ Dies sei eine großartige Geschichte für den 21. Geburtstag von Neve.

Selbst der Sprecher der Vereinten Nationen, Stephane Dujarric, äußerte sich zu Neves Anwesenheit und sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die UN sei erfreut: „Premierministerin Ardern zeigt, dass niemand besser qualifiziert ist, ihr Land zu vertreten als eine berufstätige Mutter.“ Nur fünf Prozent der Regierungschefs dieser Welt seien Frauen. „Deshalb müssen wir sie hier so willkommen heißen wie nur möglich.“ Neuseeland als Vorreiter für Frauenrechte

Ardern, die auf einen Kommentar, wie ruhig Neve sei, witzelte, so sei sie nicht um 3:30 Uhr am Morgen gewesen, betonte, dass ihre Umstände anders seien, als für die meisten berufstätigen Frauen und dass sie mehr Unterstützung habe. Trotzdem hofft die Politikerin, ein Beispiel setzen zu können, damit es für andere Frauen in Zukunft einfacher ist, Beruf und Familie zu verbinden. „Wenn ich nur eines tun kann, nämlich die Art und Weise zu ändern, wie wir über diese Dinge denken, dann freue ich mich, dass wir wenigstens etwas erreicht haben“, sagte sie.

In Sachen Frauenrechte ist Neuseeland ganz vorne dabei

Neuseeland galt schon bisher als Vorreiter beim Thema Frauenrechte. 1893 war es das erste Land weltweit, das Frauen das Wahlrecht gab. Das 125-jährige Jubiläum feierten die neuseeländischen Parlamentarierinnen erst vergangene Woche mit einem ganz besonderen Foto. Sie stellten ein Schwarz-Weiß-Foto der neuseeländischen Abgeordneten aus dem Jahr 1905 nach, das nur Männer zeigte. Nur dieses Mal posierten sämtliche Politikerinnen im neuseeländischen Parlament gemeinsam mit Premierministerin Jacinda Ardern und deren Tochter Neve.

Baby Neve ist dabei nicht der einzige Nachwuchs im neuseeländischen Parlament. Auch die Grünen-Politikerin und Ministerin für Frauen, Julie Anne Genter, bekam im August ein Baby. Sie sorgte für Aufsehen, weil sich mit dem Fahrrad in die Klinik radelte, als die Wehen einsetzten. Das Parlament in Wellington soll deswegen jetzt nochmal frauen- und kinderfreundlicher werden: Denn neben einem Kinderbetreuungszentrum, das bereits in den 1990er Jahren im Parlament in der Hauptstadt Wellington eingerichtet wurde, wird nun auch noch ein Spielplatz auf dem Gelände eröffnet.