Neustart im Kunstgebäude Stuttgart Stuttgarter Künstlerbund will mit „Auftakt“ punkten

In Vorfreude: Künstlerbund-Sprecherin Stephanie Naglschmid und der zweite Vorsitzende Dieter H. Meissner Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Stuttgarter Künstlerbund setzt auf eine große Zukunft im Kunstgebäude. Kann das in den neuen Räumen klappen? Wir haben uns vor der Eröffnung der Schau „Auftakt“ umgesehen.

Stephanie Naglschmid sagt es ruhig: „Wir müssen uns an die neuen Räume noch gewöhnen.“ Und schiebt dann ein erwartungsfrohes „Wir haben hier tolle Chancen“ hinterher. „Wir“ – das sind die Verantwortlichen und die Mitglieder des Stuttgarter Künstlerbunds. „Die neuen Räume“ – das sind die neuen Ausstellungsflächen, die im Zuge der Sanierung des Stuttgarter Kunstgebäudes am Schlossplatz im Obergeschoss entstanden sind. Dort also, wo der Künstlerbund Jahrzehnte residierte.

 

Jedoch: Die Allianz von Café und Ausstellungsraum ist aufgehoben, das neue Restaurant – als solches will der Pächter Markus Prosch die Gastronomie positionieren – findet sich im Erdgeschoss. Genutzt werden kann sie im Frühjahr 2025. Zeit genug, noch einmal nachzudenken. Die Eingangssituation wirkt kaum einladend, und die Enge und Nüchternheit, mit der hier die Toilettenbereiche im Untergeschoss zugänglich gemacht werden, entspricht kaum den gastronomischen Ideen von Markus Prosch.

Geschichtsträchtig: Wimpel des Stuttgarter Künstlerbunds Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Gut für den Künstlerbund: Der Zugang in die mehr als 300 Quadratmeter messende Ausstellungsebene (die wohl auch noch zu diskutierende Blicke auf die kulinarischen Vorlieben der Restaurantgäste erlaubt) erfolgt fürs Erste über den neuen Haupteingang des Kunstgebäudes. Vorbei am Kassenbereich geht es über eine neu eingezogene Treppe in das Obergeschoss. Und dort sorgt schon die sich über die ganze Ausstellungsebene ziehende Tageslichtdecke für ein erstklassiges Raumempfinden.

Eröffnung am 14. September

An diesem Samstag, 14. September (Eröffung 19 Uhr), kann man überprüfen, wie die Kunst diesen Raum verändert, wie der Raum umgekehrt auf die Kunst wirkt. „Auftakt“ heißt knapp die Mitglieder-Eröffnungs-Ausstellung, 54 Werke von 54 Mitgliedern sind zu sehen. „Da wird unsere ganze Breite sichtbar“, sagt Dieter H. Meissner, stellvertretender Vorsitzender des Künstlerbunds.

Morgen am Iseosee Foto: Schweikert

Insgesamt 147 Mitglieder zählt der 1898 gegründete Künstlerbund. Was sie verbindet? Bernd Mückenhaupt, Erster Vorsitzender, formuliert zur Wiedereröffnung: „Hier kostet es keinen Eintritt, unsere Kunst versteht man auch ohne Kuratorenführung, und wenn erst mal die Gastro aktiv ist, haben wir als Galerie die wohl längsten Öffnungszeiten in ganz Stuttgart . . .“ Es sind Worte, die auch im Künstlerbund selbst diskutiert werden dürften. Nicht weniger der häufige Verweis auf die Staatsgalerie. Wie berichtet, lenkt diese organisatorisch den Ausstellungsbetrieb im Kunstgebäude und unterstützt denn auch die Abläufe für die durch das Archäologische Landesmuseum erarbeitete Große Landesausstellung „The Hidden Länd. Wir im ersten Jahrtausend“, die von diesem Freitag an zu sehen ist. Der Berührungspunkt ist die Betriebsverantwortung der Staatsgalerie für den historischen Teil des Kunstgebäudes – Vierecksaal und Glastrakt sind Bühne des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart.

Bewusste Vielfalt

Der Stuttgarter Künstlerbund kann sich froh auf das Eigene konzentrieren, auf eine Vielfalt, die im „Auftakt-Panorama“ eine mehrfach doppelbödige Szenerie der Malerin Eveline Evers ebenso zulässt wie eine malerische Momentaufnahme ersehnter ewig jugendlicher Männlichkeit von Gerd Schweikert, die ineinander verschränkten Realitäten des Bahnknotens Stuttgart bei Wilhelm Betz oder die Überblendungen in Berrit Erlbachers Annäherung an das Kunstgebäude.

Szenerie von Eveline Evers Foto: Evers/Evers

Bis zum 24. Oktober ist „Auftakt“ zu sehen (Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr und Donnerstag 10 bis 19 Uhr), dann präsentiert der Künstlerbund Werke von Studierenden der Kunstakademie Stuttgart. „Die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler“, sagt Künstlerbund-Sprecherin Stephanie Naglschmid, „ist Teil unserer DNA.“ An diesem Samstag aber feiert der Stuttgarter Künstlerbund mit gutem Grund sich selbst. Vier Jahre nach der letzten Eröffnung ist man zurück im Kunstgebäude – das darf und sollte weiter beflügeln.

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