Abschiede sind oft auch ein Neuanfang: Maria-Elena Dubberke ist mit ihren Eltern Ende Oktober nach Paraguay ausgewandert. Mitgenommen hat sie den Plan, dort eine Feuerwehr zu gründen. Ihr eigenes Tanklöschfahrzeug ist mittlerweile angekommen.

Schorndorf/Carlos Pfannl - Ihr größtes Geschenk hat Maria-Elena Dubberke schon zwei Tage vor Weihnachten bekommen: Endlich konnte sie El Rojo vom Hafen abholen. Der Rote, so hat die 16-Jährige ihr Tanklöschfahrzeug genannt: „Die Feuerwehr in Paraguay ist normalerweise gelb“, erklärt sie. Das 43 Jahre alte Gefährt soll sie ihrem Ziel näher bringen, eine eigene Feuerwehr in Paraguay zu gründen.

 

Seit dem 30. Oktober lebt Maria-Elena Dubberke in Carlos Pfannl, einem Teil der deutschen Kolonie Indepencia. Ihre Eltern haben dort in den 1990er Jahren bereits einige Zeit gewohnt, „und es war immer klar, dass es irgendwann wieder nach Paraguay geht“, sagt Maria-Elena Dubberke, die im Schorndorfer Teilort Miedelsbach (Rems-Murr-Kreis) aufgewachsen ist. Obwohl auch dieser nicht städtisch genannt werden kann, geht es in der 5600-Seelen-Ortschaft Carlos Pfannl noch viel ländlicher zu.

Das Christkind wird mit Böllern geweckt

Das hat den Nachteil, dass die Straßen kaum als solche zu erkennen sind. Und den Vorteil, dass Maria-Elena Dubberke allerlei Tiere halten kann. Drei Hunde, zwei Pferde und ein Kätzchen sind mittlerweile zum Meerschweinchen dazugekommen, das in einer Transportbox mit ausgewandert ist. „Reiten muss ich noch ein bisschen üben, aber ich bin schon recht sicher“, sagt die 16-Jährige, die sonst gerade nicht viel zu tun hat. Es sind große Ferien, erst im Februar wird sie wieder zur Schule gehen – den deutschen Realschulabschluss hat sie bereits im Sommer gemacht.

Wie sich das erste Weihnachten in Paraguay angefühlt hat? „In Weihnachtsstimmung war ich nicht wirklich, hier hatte es 30 Grad“, erzählt Maria-Elena Dubberke. Vor die Krippe legten die Paraguayer Früchte wie Melonen, Ananas und Bananen, an Heiligabend werde das Christkind um Mitternacht mit Böllern geweckt. „Das ist also nicht so besinnlich wie in Deutschland“, sagt sie, die sich zwar schon etwas eingelebt hat, aber noch mit Heimweh zu kämpfen hat. „Ich vermisse meine Verwandten, meine Freunde und die Feuerwehr“, sagt sie.

Bisher hat sie fast 9000 Euro gesammelt

Die Feuerwehr, das ist ihre große Leidenschaft. Seit ihrem zehnten Lebensjahr war Maria-Elena Dubberke bei der Jugendfeuerwehr, ein Leben ohne kann sie sich nicht vorstellen, weswegen sie noch in Deutschland den Plan gefasst hat, selbst eine Feuerwehr in Paraguay zu gründen – zumal es in Carlos Pfannl keine gibt. „Die nächste Feuerwehr ist 40 Kilometer entfernt“, erklärt sie. Über eine Fundraising-Plattform hat sie bisher fast 9000 Euro an Spenden gesammelt. Zudem wurde die 16-Jährige von vielen anderen Feuerwehren aus dem Raum Stuttgart mit Helmen, Uniformen, Schläuchen und weiterem Material unterstützt.

Knapp 4000 Euro hat das Tanklöschfahrzeug gekostet, das sie bei einem Weinstädter Gebrauchtwarenhändler entdeckt hat. Mitte Oktober hat sie das Feuerwehrauto nach Antwerpen gebracht, von dort hat sich der Rote auf die lange Schiffsreise nach Paraguay gemacht. Im Hafen von Asunción wäre das Projekt dann fast an den horrenden Zollgebühren gescheitert: „Ich habe noch eigenes Geld draufgelegt, weil die Spenden dafür nicht ausgereicht haben“, erzählt Maria-Elena Dubberke, die sich seit ihrer Ankunft in Paraguay um fast nichts anderes kümmert als den Aufbau ihrer Feuerwehr.

Den ersten Einsatz bereits gemeistert

Bilder im sozialen Netzwerk zeigen sie im Gespräch mit Offiziellen sowie beim gemeinsamen Abseiltraining und Jogging mit der Feuerwehr Villarica. „Es gibt hier eigentlich keine Jugendfeuerwehr. Man kann erst mit 17 Jahren eintreten und dann eine Grundausbildung machen“, berichtet sie. Aber viele Jugendliche hätten ihr bereits gesagt, dass sie gerne kommen würden. Und angesichts dessen, was Maria-Elena Dubberke bisher alles geschafft hat, gibt es keinen Zweifel daran, dass sie ihr Ziel erreichen wird. Ihren ersten Einsatz mit El Rojo hat sie schon gemeistert. „Auf der Rückfahrt vom Hafen kamen wir an einem Verkehrsunfall vorbei. Wir haben mit anderen die Verletzten versorgt, bis der Notarzt kam“, berichtet sie.